Ein Wahllokal in Diyarbakir

Abstimmung über Kommunalpolitiker Türkei wählt - tödlicher Streit im Südosten

Stand: 31.03.2024 16:37 Uhr

Wer regiert künftig in Ankara und Istanbul? Die Kommunalwahl in der Türkei ist auch ein Stimmungstest für Präsident Erdogan und seine AKP. Im Südosten endete ein Streit tödlich.

Während der Kommunalwahl in der Türkei sind bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung im Südosten des Landes zwei Menschen getötet worden. In der Kurdenmetropole Diyarbakir wie auch in der Provinz Siirt seien Streitigkeiten rund um die Wahl eskaliert, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. In Diyarbakir wurden dabei auch elf Menschen verletzt, in Siirt vier. 

Bei den Auseinandersetzungen gingen die Beteiligten mit Schusswaffen, Steinen und Stöcken aufeinander los. Wer genau an dem Vorfall beteiligt war, ist noch unklar. Die prokurdische Partei DEM (vormals HDP), die im Südosten große Unterstützung hat, teilte auf Anfrage mit, sie prüfe den Vorfall. 

Karte: Diyarbakir, Türkei

Kurdenpartei DEM steht unter Druck

Für die kurdische Minderheit im Land ist die Wahl im Südosten besonders wichtig. Dort steht die Partei DEM stark unter Druck. Die prokurdische Partei hatte unter dem Namen HDP bei den vergangenen Kommunalwahlen 65 Bürgermeisterposten gewonnen - die Regierung in Ankara ließ ein Großteil der Politiker aber wegen Terrorvorwürfen des Amtes entheben und durch Zwangsverwalter ersetzten. Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstellt der legalen prokurdischen Partei Terrorverbindungen, was diese zurückweist.

Erdogan hofft auf Istanbul

Im gesamten Land waren etwa 61 Millionen Menschen dazu aufgerufen, Bürgermeister, Gemeinderäte und andere Kommunalpolitiker zu wählen. In allen 81 Provinzen der Türkei wurde gewählt, besonders im Fokus stand Istanbul. Präsident Erdogan hofft, die Millionenmetropole durch einen Kandidaten seiner AKP-Partei zurückzuerobern. Für Erdogan ist Istanbul besonders wichtig, wo er geboren und aufgewachsen ist und früher selbst Bürgermeister war. Allerdings lag der regierende Bürgermeister Ekrem Imamoglu von der Oppositionspartei CHP in den Umfragen zuletzt knapp vorn. Erste Ergebnisse werden gegen Abend erwartet.

Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu von der Mitte-Links-Partei CHP

Bürgermeister Ekrem Imamoglu von der CHP hatte Erdogans AKP 2019 die Macht in Istanbul entrissen.

In der Hauptstadt Ankara sagten Umfragen Bürgermeister Mansur Yavas einen Sieg gegen Turgut Altinok von der AKP voraus, der auch unter Anhängern wenig Begeisterung ausgelöst hat. Im von vielen Kurden bewohnten Südosten der Türkei dürfte die DEM in vielen Kommunen die Mehrheit gewinnen, es ist jedoch fraglich, ob ihre siegreichen Kandidaten ihre Ämter auch antreten können oder erneut von der AKP abgesetzt werden.

Kommunalwahl in der Türkei: Stimmungstest für Präsident Erdogan

Katharina Willinger, ARD Istanbul, tagesschau, 31.03.2024 20:00 Uhr

Hohe Inflation

Die Wahlbeteiligung ist in der Türkei traditionell hoch, aber dieses Mal findet die Abstimmung vor dem Hintergrund einer hohen Inflation statt. Beobachter sagen, enttäuschte Oppositionsanhänger könnten zu Hause zu bleiben, weil sie bezweifeln, dass ihre Stimme etwas bewirkt. Aber auch AKP-Anhänger könnten nicht zur Wahl gehen aus Protest gegen den wirtschaftlichen Abschwung, der viele Menschen in Schwierigkeiten bringt, Lebensmittel, Versorgungsleistungen und Miete zu bezahlen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 31. März 2024 um 13:00 Uhr.