Ned Price

Nach Ministeräußerung in Israel USA verurteilen Forderung nach "Ausradierung" eines Dorfs

Stand: 02.03.2023 05:13 Uhr

Nach den Ausschreitungen im palästinensischen Huwara forderte der israelische Finanzministers Smotrich, das Dorf "auszuradieren". Die USA haben diese Aussagen nun scharf kritisiert.

Die US-Regierung hat den Aufruf des israelischen Finanzministers Bezalel Smotrich, ein palästinensisches Dorf "auszuradieren", scharf kritisiert. "Diese Bemerkungen waren unverantwortlich. Sie waren abscheulich, sie waren ekelhaft", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, in Washington.

So wie die USA die palästinensische Aufstachelung zur Gewalt verurteilten, "verurteilen wir auch diese provokativen Äußerungen, die ebenfalls auf eine Aufstachelung zur Gewalt hinauslaufen", fügte er hinzu. "Wir fordern Premierminister Benjamin Netanyahu und andere hochrangige israelische Politiker auf, diese Äußerungen öffentlich und eindeutig zurückzuweisen und sich davon zu distanzieren", sagte Price.

Es sei jetzt wichtiger denn je, dass Israelis und Palästinenser wieder zusammenarbeiteten, um diese Spannungen zu deeskalieren und die Ruhe wiederherzustellen, die sowohl Israelis als auch Palästinenser verdient hätten.

Smotrich ist auch für Siedlungsausbau zuständig

Finanzminister Smotrich, der auch für den Siedlungsausbau im Westjordanland zuständig ist, hatte zuvor bei einer Konferenz der Wirtschaftszeitung "TheMarker" gesagt: "Ich denke, das Dorf Huwara muss ausradiert werden." Das müsse aber der Staat Israel tun "und nicht einzelne Menschen".

Am Sonntag hatte ein mutmaßlich palästinensischer Attentäter in der Ortschaft südlich von Nablus zwei israelische Brüder erschossen. Danach kam es zu schweren Ausschreitungen israelischer Siedler in der Nähe des Tatorts, bei denen Hunderte Palästinenser verletzt wurden. Dutzende Häuser, Läden und Autos wurden außerdem in Brand gesetzt. Ein Abgeordneter der rechtsextremen Koalitionspartei Ozma Jehudit hatte die Ausschreitungen in Huwara ausdrücklich begrüßt.

Nach Schätzungen des Zentralen Palästinensischen Statistikbüros leben in Huwara rund 7400 Palästinenser. Durch die Kleinstadt führt eine zentrale Verbindungsstraße, die auch von vielen israelischen Siedlern im nördlichen Westjordanland täglich genutzt wird.

Mutmaßlicher palästinensischer Terrorverdächtiger getötet

Unterdessen wurde bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland nach palästinensischen Angaben erneut ein Palästinenser getötet. Der 22-Jährige sei bei einer israelischen Razzia nahe der Stadt Jericho erschossen worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit.

Die israelische Armee bestätigte lediglich einen Militäreinsatz, der infolge der Tötung eines israelischen Autofahrers erfolgt sei. Der Autofahrer, der auch die US-Staatsbürgerschaft hatte, war am Montag in der Nähe von Jericho erschossen worden.

Bei dem nun erfolgten Armeeeinsatz seien vier Verdächtige festgenommen worden, vermeldete die israelische Armee. Unter ihnen sei auch der für den Angriff auf den Autofahrer "mutmaßlich verantwortliche Terrorist"

Seit Beginn des Jahres wurden 13 Israelis und eine Ukrainerin bei palästinensischen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 63 Palästinenser ums Leben - sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder bei eigenen Anschlägen getötet. Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen eigenen Staat.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 02. März 2023 um 05:00 Uhr in den Nachrichten.