Israelische Soldaten suchen nach Raketentrümmern.

Nach Raketenbeschuss Israel greift Stellungen in Syrien an

Stand: 09.04.2023 08:43 Uhr

Israel hat nach eigenen Angaben mit einem Gegenangriff auf einen Raketenbeschuss aus Syrien reagiert. Zuvor waren nach Armeeangaben Raketen in Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen abgefeuert worden.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben nach Raketenangriffen aus Syrien Ziele dort angegriffen. Der Beschuss sei eine Antwort auf das Raketenfeuer in Richtung Golanhöhen vom Samstagabend, teilte das Militär bei Twitter mit.

Die israelische Luftwaffe schoss nach Militärangaben in der Nacht auf die syrischen Raketenwerfer, von denen die Raketen abgefeuert worden waren. Zudem teilte die israelische Luftwaffe mit, sie habe ein Militärgelände der syrischen Armee getroffen sowie von der Armee genutzte Radarsysteme und Artillerieposten.

Raketenbeschuss aus Syrien

Zuvor waren nach Armeeangaben sechs Raketen aus Syrien in Richtung Israel abgefeuert worden. In mehreren Orten auf den von Israel annektierten Golanhöhen ertönten die Alarmsirenen. Mindestens eine Rakete wurde vom israelischen Luftabwehrsystem abgefangen und zwei weitere gingen in unbewohnten Gebieten auf den Golanhöhen nieder. Alle weiteren landeten offenbar auf syrischem Gebiet.

Die Golanhöhen sind ein strategisch wichtiges Felsplateau, etwa 60 Kilometer lang und 25 Kilometer breit. Im Sechstagekrieg 1967 wurde das Plateau von Israel erobert und 1981 annektiert. Das wurde international aber nicht anerkannt. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens. Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte die Golanhöhen im März 2019 formell als Staatsgebiet Israels anerkannt und damit eine Kehrtwende in der US-Außenpolitik vollzogen.

Palästinensische Gruppe verantwortlich

Für die drei Raketen am Samstag übernahm eine palästinensische Gruppe mit Sitz in Damaskus die Verantwortung, wie der Sender Al-Majadin berichtete. Die Gruppe steht loyal zur Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die Miliz Al-Kuds-Brigade gab demnach an, die Geschosse seien Vergeltung für eine israelische Polizeirazzia auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem gewesen. Ein Berater Assads sagte, die Raketenangriffe seien "Teil der vorherigen, gegenwärtigen und andauernden Reaktion auf den brutalen Feind".

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien. Israel will verhindern, dass sein Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die Hisbollah ihren militärischen Einfluss in Syrien ausweiten. Der Iran ist neben Russland im Bürgerkrieg der wichtigste Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Dass aus dem Nachbarland Syrien auf Israel gefeuert wird, ist dagegen ungewöhnlich.

Angespannte Stimmung in Israel

Die Lage in Israel ist derzeit äußerst angespannt. Nach gewaltsame Auseinandersetzungen israelischer Sicherheitskräfte mit Palästinensern in der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem und den Raketenangriffen der verfeindeten Lager kam es am Freitagabend zudem zu einem Anschlag in Tel Aviv, bei dem ein 36-jähriger italienischer Tourist getötet wurde. Sieben weitere Touristen wurden verletzt.

Wenige Stunden zuvor waren im besetzten Westjordanland zwei israelisch-britische Schwestern aus der Siedlung Efrat bei einem Schusswaffenangriff getötet worden. Ihre Mutter wurde lebensgefährlich verletzt.

Als Reaktion auf die Welle der Gewalt verschärfte Israel massiv die Sicherheitsvorkehrungen. Von heute an sollen vier Reservebataillone der Grenzpolizei in den Stadtzentren eingesetzt werden, das Verteidigungsministerium bestätigte zudem am Samstagabend die Mobilisierung von Soldaten zur Unterstützung der Polizei.

Clemens Verenkotte, Clemens Verenkotte, ARD Wien zzt. Tel Aviv/Israel, 09.04.2023 11:08 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 09. April 2023 um 07:31 Uhr.