Iranische Flagge | REUTERS

Seit Monaten im Hungerstreik Sorge um iranischen Aktivisten Meysami

Stand: 03.02.2023 18:44 Uhr

Seit mehr als vier Jahren ist der iranische Aktivist Meysami inhaftiert. Mit Beginn der Proteste im Herbst trat er in den Hungerstreik, nun lösten Bilder von ihm Besorgnis aus. Der Regisseur Panahi wurde unterdessen freigelassen.

Fotos eines iranischen Aktivisten im Hungerstreik haben in sozialen Medien große Besorgnis ausgelöst. Menschenrechtler veröffentlichten Aufnahmen des seit 2018 inhaftierten Arztes Farhad Meysami. Darauf ist der 53-Jährige mit rasiertem Kopf und völlig abgemagert zu sehen. Iranerinnen und Iraner zeigten sich schockiert und forderten erneut seine Freilassung.

Der iranische Politologe Abbas Abdi setzte sich auf Twitter mit einem Appell für Meysami ein. Der Menschenrechtsaktivist Hossein Ronaghi, der zuletzt selbst im Gefängnis inhaftiert war und auf Kaution frei kam, twitterte, Meysami verdiene keinen Gefängnisaufenthalt. Dessen Situation sei "schmerzhaft". "Die Verantwortung für sein Leben liegt bei der Islamischen Republik".

Farhad Meysami | MOHAMMAD MOGHIMI via REUTERS

Dieses aktuelle Bild, das Meysami im Gefängnis zeigt, veröffentlichten Menschenrechtler. Bild: MOHAMMAD MOGHIMI via REUTERS

Behörden widersprechen der Darstellung

Meysami ist seit mehr als vier Jahren in Haft. Die Justiz wirft ihm Verstöße gegen die "nationale Sicherheit" vor. Bereits 2018 war der bekannte Aktivist in den Hungerstreik getreten. Seit Ausbruch der jüngsten Proteste im Herbst 2022 verweigerte der Mann erneut die Nahrungsaufnahme in der Gohardascht-Haftanstalt in Karadsch nahe der Hauptstadt Teheran. Medienberichten zufolge fordert Meysami ein Ende der Exekutionen von Demonstranten, die Freilassung politischer Gefangener und das Ende der strengen islamischen Kleidungsordnung.

Die iranischen Behörden widersprachen den Berichten. Meysamis Gewichtsverlust erklärte die Justiz mit einer Darmerkrankung, wie das Nachrichtenportal Misan berichtete. Auch soll er seinen Hungerstreik unterbrochen und ärztliche Hilfe erhalten haben. Überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht.

Regisseur Panahi nach Hungerstreik frei

Meysami ist nicht der einzige prominente Inhaftierte, der in einen Hungerstreik trat. Am Donnerstag hatte der berühmte Regisseur Jafar Panahi in einer von seiner Frau veröffentlichen Stellungnahme erklärt, er habe keine andere Wahl, "als mit meinem wertvollsten Besitz zu protestieren - mit meinem Leben".

Inzwischen wurde Panahi nach sieben Monaten Haft auf Kaution freigelassen. Er sei "zwei Tage nach Beginn seines Hungerstreiks für die Freiheit" aus dem berüchtigten Teheraner Ewin-Gefängnis entlassen worden, teilte die Menschenrechtsorganisation Center for Human Rights in Iran (CHRI) mit Sitz in den USA auf Twitter mit. Die iranische Zeitung "Schargh" veröffentlichte ein Bild des 62-Jährigen, auf dem er jubelnd einen Unterstützer umarmt.

Verhaftung von Panahi scharf kritisiert

Im Juli war Panahi in einem Gericht in der Hauptstadt Teheran festgenommen worden, als er der Anhörung des befreundeten Regisseurs Mohammad Rasoulof beiwohnte, der bereits in Haft saß. Die Justiz entschied daraufhin, dass Panahi eine bereits 2010 wegen "Propaganda" gegen die Regierung verhängte sechsjährige Haftstrafe antreten müsse. Die Entscheidung wurde international scharf kritisiert.

Panahi zählt zu den bekanntesten iranischen Filmemachern. Beim Filmfestival in Venedig im Jahr 2000 hatte er den Goldenen Löwen für "Der Kreis" erhalten. Mit dem heimlich gedrehten Film "Taxi Teheran" gewann er 2015 den Goldenen Bären der Berlinale, konnte aber nicht zur Preisverleihung anreisen. 2018 wurde sein Film "Drei Gesichter" in Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version der Meldung hieß es, dass Meysami im Ewin-Gefängnis von Teheran inhaftiert ist. Tatsächlich befindet er sich aber in der Gohardascht-Haftanstalt in Karadsch. Die Nachrichtenagentur dpa hat ihre Angaben berichtigt.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 03. Februar 2023 um 13:00 Uhr in den Nachrichten.