
Nach Erdbeben in Türkei und Syrien Hoffnung auf Überlebende schwindet
In den Erdbebenregionen in Syrien und der Türkei steigt die Zahl der Todesopfer weiter an, doch noch können auch Überlebende der Katastrophe gerettet werden. Die EU will mithilfe einer Geberkonferenz auch langfristige Hilfe auf den Weg bringen.
Seit drei Tagen dauern in der Türkei und in Syrien die Rettungseinsätze nach den verheerenden Erdbeben an. Noch immer können Helfer Überlebende in den Trümmern finden, doch die Suche wird zunehmend zum Wettlauf gegen die Zeit.
In den Morgenstunden konnten Rettungskräfte im Zentrum der Stadt Gaziantep in der Türkei drei Menschen befreien, die unter einem zusammengebrochenen Wohnhaus verschüttet worden waren, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. Auch in der türkischen Provinz Hatay gelang es Helfern, zunächst ein Baby zu retten, das verschüttet worden war. Dem staatlichen Sender TRT World zufolge konnte wenige Stunden später auch ein Mann aus den Trümmern befreit werden, bei dem es sich vermutlich um den Vater des Kindes handele.
Doch die Chancen, in den zerstörten Gebieten Überlebende zu finden, werden immer geringer. Nach 72 Stunden werden die Überlebenschancen für eventuell noch verschüttete Menschen als extrem niedrig eingeschätzt. Die winterlichen Wetterbedingungen verschärfen die Lage noch: Erst am Mittwoch hatte der türkische Wetterdienst in den Erdbebengebieten teils Schneefall oder Regen bei niedrigen Temperaturen vorhergesagt.
Mehr als 16.000 Todesopfer erfasst
Die Zahl der Menschen, die durch die schweren Beben ums Leben gekommen sind, steigt unaufhörlich an. Am Morgen berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die neuesten Zahlen der türkischen Katastrophenschutzbehörde AFAD, dass allein in der Türkei bisher fast 12.900 Tote registriert wurden. Fast 63.000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden in den betroffenen Regionen verletzt.
In Syrien beziffern die syrische Staatsagentur Sana und die Rettungsorganisation Weißhelme die Zahl der gefundenen Toten mittlerweile mit mehr als 3160. Insgesamt sind damit in beiden Ländern mehr als 16.000 Menschen durch die Beben ums Leben gekommen.
Syrien: eingeschränkter Zugang zu Rebellengebieten
Im syrischen Grenzgebiet gestaltet sich die Situation vor allem in den von Rebellen kontrollierten Regionen besonders kritisch. Hilfsgüter gelangen lediglich über einen offenen Grenzübergang von der Türkei aus in die betroffenen Gebiete im Norden des Landes.
Zudem kursieren Berichte, die syrische Regierung unter Machthaber Baschar al-Assad würde bei der Verteilung von Hilfsgütern, welche über Damaskus in das Land gelangen, die Rebellengebiete übergehen. Die UN hatten am Mittwoch an die Führung unter Assad appelliert, Helfern und Hilfsgütern den Zugang in die von den Rebellen kontrollierten Regionen zu gewähren.
Doch auch in der Türkei gibt es erste Kritik an den Rettungsaktionen. Zu zögerlich seien diese angelaufen, Hilfe habe die Bevölkerung zu spät erreicht, kritisierten Bewohnerinnen und Bewohner. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte eingeräumt, dass es am ersten Tag nach der Katastrophe Probleme mit der Rettung gegeben habe.
Gleichzeitig stellte der türkische Präsident schnellstmögliche Unterstützung für die Menschen in Aussicht, welche durch das Beben ihr Zuhause verloren haben. Jede betroffene Familie solle 10.000 Lira, umgerechnet rund 500 Euro, erhalten.
Hilfstransporte sollen heute aus Niedersachsen starten
Auch von internationaler Seite gelangt humanitäre Unterstützung in die Türkei und nach Syrien. Die Bundeswehr hilft bei der Organisation von Hilfsgütertransporten: Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete, wurden am Morgen auf dem Militärflughafen Wunstorf bei Hannover Maschinen des Typs Airbus A 400M vorbereitet. Mit diesen Flugzeugen sollen im Laufe des Tages rund 50 Tonnen an Hilfsgütern, welche das Technische Hilfswerk Baden-Württemberg gesammelt hat, in die Türkei gebracht werden. Dazu zählen etwa Feldbetten, Schlafsäcke und Heizgeräte.
Zudem hatte die Bundesregierung angekündigt, die humanitäre Hilfe für Syrien und die Türkei um 26 Millionen Euro aufstocken zu wollen. 25 Millionen sollen dabei an zwei Hilfsfonds der Vereinten Nationen gehen, eine Million Euro soll demnach der Hilfsdienst der Malteser erhalten.
EU plant Geberkonferenz
Die EU sicherte den beiden Ländern ebenfalls Soforthilfen zu. Demnach soll Syrien 3,5 Millionen Euro an Soforthilfe erhalten, für die Türkei sind drei Millionen Euro vorgesehen, wie die EU-Kommission mitteilte. Um langfristige Unterstützung auf den Weg zu bringen, kündigte das Gremium für Anfang März eine Geberkonferenz für Syrien und die Türkei an, die in Brüssel stattfinden soll.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen betonte auf Twitter, derzeit stehe der "Kampf gegen die Zeit" im Fokus, um Leben zu retten. Bald werde die EU auch Hilfen zur Entlastung der Länder auf den Weg bringen. Syrien und die Türkei könnten auf die EU zählen. Bislang schickte die EU 31 Such- und Rettungsmannschaften sowie fünf medizinische Teams aus 23 Ländern in die von den Beben betroffenen Regionen.