Reisende mit Gepäck am Capital International Airport in Peking.

Für Kurzurlauber Einreisen nach China ohne Visum möglich

Stand: 01.12.2023 11:01 Uhr

Reisende aus Deutschland und fünf weiteren Staaten brauchen ab heute kein Visum mehr für China, wenn sie weniger als 15 Tage dort sind. Hintergrund dürfte die schwächelnde Wirtschaft sein.

Die Ankündigung vor einer Woche kam überraschend. Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, teilte mit, dass für die fünf EU-Staaten Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande sowie für Malaysia die Visumspflicht aufgehoben wird - vorausgesetzt, die Reisenden aus diesen Ländern halten sich nicht länger als 15 Tage in der Volksrepublik auf. Die Regelung gilt für Geschäftsreisen, Tourismus, Transit sowie Besuche von Freunden und Familie.

Chinesen brauchen für EU weiterhin Visa

Man wolle mit der Entscheidung den Austausch zwischen China und ausländischen Staaten fördern und sich weiter öffnen, so die Sprecherin. Die Regelung gilt ab dem heutigen 1. Dezember und zunächst für ein Jahr. Ein Sprecher der Grenzbehörden in Shanghai sagte dem ARD-Hörfunk, dass es keine Begrenzung für visafreie Einreisen in die Volksrepublik gibt. Das heißt, Reisende können nach 15 Tagen das Land kurz verlassen und anschließend wieder für 15 weitere Tage einreisen.

Bei der Lockerung handelt sich um eine einseitige Entscheidung von chinesischer Seite. Chinesinnen und Chinesen, die in den europäischen Schengenraum reisen, dem die meisten EU-Länder und auch Deutschland angehören, brauchen weiterhin ein Visum.

Vor allem wirtschaftliche Gründe

Warum gerade Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande aus den 27 EU-Staaten ausgewählt wurden, hat die kommunistische Führung nicht mitgeteilt. Die fünf Staaten sind die nach Bruttoinlandsprodukt wirtschaftlich größten Länder der Europäischen Union.

Und genau aus dieser Perspektive müsse man die Entscheidung auch betrachten, so Grzegorz Stec vom China-Thinktank Merics: "Natürlich, das ist schon eine große Entscheidung. Ich würde das Ganze aber hauptsächlich durch eine ökonomische Brille betrachten. Also, welchen Einfluss hat die Lockerung auf die Tourismusindustrie und auf wirtschaftliche Zusammenarbeit, indem Geschäftsreisen nach der Covid-Pandemie wieder ermöglicht werden."

Politik und Wirtschaft erfreut

Vor rund einem Jahr endeten die fast drei Jahre geltenden extrem strikten Covid-Regeln in der Volksrepublik - mit Massentests, Zwangsquarantäne und weitgehend geschlossenen Grenzen. Die chinesische Wirtschaft hat sich seitdem nicht so schnell erholt wie erwartet. Verschuldete Kommunen, ein kriselnder Immobiliensektor und weltweit schwache Nachfrage bremsen den Aufschwung. Ausländische Touristen gibt es nur wenige.

Der Geschäftsführer der Deutschen Auslandshandelskammer in China, Jens Hildebrand, begrüßt den Schritt, die Visumspflicht zu lockern. "Es ist ein positives Signal, dass die chinesische Regierung gewillt ist, auch unkonventionelle Maßnahmen zu ergreifen, um Investoren in das Land zu locken. Ob diese ausreichen, wird man sehen. Das Vertrauen ist in den vergangenen drei Jahren verspielt worden und es sind weitere Öffnungsschritte und konkrete Maßnahmen notwendig, um dieses Vertrauen wiederherzustellen."

Auch Deutschlands Botschafterin in China, Patrizia Flor, begrüßte die Entscheidung. Sie hoffe, dass die chinesische Regierung die Entscheidung auf alle Länder der Europäischen Union ausweite, erklärte sie vergangene Woche.

Benjamin Eyssel, ARD Peking, tagesschau, 01.12.2023 10:39 Uhr