In peking schiebt ein Paar einen Mann im Rollstuhl aus einer Klinik. Alle tragen Corona-Schutzmasken. | AP

Corona-Pandemie in China Keine täglichen Fallzahlen mehr

Stand: 25.12.2022 10:43 Uhr

China ändert seine Informationspolitik zu Corona-Fallzahlen. Künftig soll das Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention "relevante Covid-Informationen" veröffentlichen. Die bisher zuständige Gesundheitskommission stoppt die täglichen Berichte zum Infektionsgeschehen.

Seit rund drei Jahren veröffentlicht die Nationale Gesundheitskommission in China die täglich registrierten, nachgewiesenen Neuinfektionen mit dem Coronavirus und die mit einer Ansteckung verbundenen Todesfälle. Doch damit ist jetzt Schluss. "Von nun an werden tägliche epidemische Informationen nicht mehr veröffentlicht", teilte die Gesundheitskommission mit. Künftig soll das Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC) für das Erfassen der Fallzahlen zuständig sein. Damit verbunden ist offenbar eine deutliche Einschränkung der statistischen Veröffentlichungen zum Verlauf des Infektionsgeschehens in China.

In einer Mitteilung der Gesundheitskommission hieß es, "relevante Covid-Informationen" würden vom CDC zu Referenz- und Forschungszwecken veröffentlicht. Zur Art und Häufigkeit dieser künftigen CDC-Veröffentlichungen äußerte sich die Gesundheitskommission nicht. Unklar ist zudem, inwiefern die dort erfassten Fallzahlen noch für die breite Öffentlichkeit einsehbar sind. Auch zu den Gründen für den Wechsel der Zuständigkeit machte die Gesundheitskommission keine Angaben.

Seit Tagen offiziell keine Corona-Toten

Die letzte von der Gesundheitskommission veröffentlichte Übersicht zu den täglichen Corona-Zahlen umfasst die gemeldeten Fälle vom 23. Dezember. Landesweit gibt die Behörde fast 4130 bestätigte Infektionen binnen 24 Stunden an, Todesfälle in Zusammenhang mit einer Ansteckung habe es keine gegeben.

Für den 24. Dezember gibt es bislang keine öffentlichen Zahlen zu Neuinfektionen. Das CDC teilte jedoch mit, dass es innerhalb eines Tages erneut keine Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus gegeben habe. Es war damit der fünfte Tag in Folge, an dem es der offiziellen Statistik zufolge keinen Todesfall durch eine Corona-Infektion gegeben hat.

Fast 250 Millionen Infektionen seit Monatsbeginn befürchtet

Seit Ende November hatte die chinesischen Regierung damit begonnen, von ihrer strengen Null-Covid-Politik abzurücken und nach und nach Lockerungen zuzulassen. Dies bedeutete etwa eine Abkehr von großflächigen Lockdowns und der strikten Teststrategie.

Doch mit den Lockerungen stiegen die Zahlen der täglichen Neuinfektionen wieder massiv an. Inoffiziellen Schätzungen zufolge könnten sich in den ersten drei Dezemberwochen in ganz China rund 248 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben - dies wäre fast ein Fünftel der Bevölkerung. In der offiziellen Statistik ist für die genannten drei Dezemberwochen landesweit aber nur von 62.000 Infektionen die Rede.

Doch allein die chinesische Provinz Zhejiang kämpft nach Angaben der dortigen Regierung derzeit mit rund einer Million Neuinfektionen pro Tag. Die Zahl werde sich vermutlich in den kommenden Tagen verdoppeln. Die Provinz gehört zu den wenigen Regionen in China, die Schätzungen zu den Spitzenwerten bei den Infektionszahlen - inklusive asymptomatischer Fälle - abgeben. "Es wird geschätzt, dass der Infektionshöhepunkt früher in Zhejiang erreicht wird und um den Neujahrstag herum in einen Zeitraum mit erhöhtem Niveau eintritt, in dem die Zahl der täglichen Neuinfektionen bis zu zwei Millionen betragen wird", erklärt die Provinzregierung. Zhejiang liegt im Osten Chinas und in der Nähe von Shanghai. Die von Industrie geprägte Provinz hat rund 65,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.

Nur noch eine "Erkältung"

Die offizielle Haltung der chinesischen Führung im Umgang mit der Pandemie hat sich grundlegend geändert. Der führende Regierungsberater und renommierte Epidemiologe Zhong Nanshan schlug vor, Covid-19 nur noch "Corona-Erkältung" zu nennen.

Auch bei der Datenerfassung bezüglich der Todesfälle durch Corona-Infektionen wurde die zugrundeliegende Definition deutlich enger gefasst: Mittlerweile werden nur Infizierte, die infolge ihrer Ansteckung an einer Lungenentzündung oder durch Versagen der Atemwege gestorben ist, offiziell als Corona-Tote gezählt. Asymptomatische Infektionen werden bereits seit Anfang des Monats nicht mehr in den Corona-Statistiken erfasst.

Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge hat China seit Beginn der Lockerungen keine Daten mehr zu Corona-Patienten übermittelt, die in Krankenhäusern behandelt werden. Die WHO geht davon aus, dass die chinesischen Behörden Probleme mit der vollständigen Erfassung der landesweiten Fallzahlen haben. Das chinesische Gesundheitssystem stößt durch das aktuelle Infektiuonsgeschehen zunehmend an seine Grenzen: Kliniken sind überlastet, in Apotheken fehlt es an notwendigen Medikamenten.

Über dieses Thema berichtete NDR Info am 25. Dezember 2022 um 09:10 Uhr und 09:30 Uhr in den Nachrichten.