Leere Geburtskirche in Bethlehem

Weihnachten in der Corona-Pandemie Bethlehem ohne Pilger

Stand: 24.12.2021 03:24 Uhr

Normalerweise stauen sich die Reisebusse an Weihnachten in Bethlehem. Im vergangenen Jahr durfte niemand kommen. Das ist dieses Jahr anders. Dennoch wird es ein vergleichsweise einsames Weihnachtsfest am Geburtsort Jesu.

Die Glocken der Geburtskirche läuten. Auf dem Vorplatz des Kirchenkomplexes, auf dem sich einmal Reisebusse stauten, ist nun nur wenig los und in der weltberühmten Kirche selbst ist fast niemand. Vor der Pandemie warteten Besucher hier teils drei Stunden, um die wenigen Stufen zur Geburtsgrotte hinab zu gehen, zu dem Ort, an dem der Überlieferung nach Jesus zur Welt kam.

In einer schmalen Gasse neben der Kirche, reiht sich ein Souvenirshop an den nächsten. Die meisten sind geschlossen. Nabil Giacamans Laden für traditionelle Olivenschnitzereien ist offen. Dieses Weihnachtsgeschäft ist etwas besser als letztes Jahr, als gar keine Besucher herkommen durften, sagt Nabil.

Keine Kundschaft für Souvenir-Händler

Dennoch ist das Geschäft schlecht. Dass Israel die Einreise für Ausländer aus Angst vor der Omikron-Variante verboten hat, trifft die Souvenirhändler in Bethlehem hart. Von den wenigen arabischen Christen aus Israel selbst, die nun kommen, haben wir nichts, klagt Nabil.

Für Hotels und Restaurants sind das gute Kunden aber nicht für die Souvenir-Läden. Sie kommen von hier. Sie kaufen diese Artikel nicht. Morgen sollte eine Gruppe aus Italien kommen und am 30. Dezember eine weitere. Beide sagten ab. Zwei Gruppen. Das ist ein Riesenproblem für uns. Gottseidank haben wir Versandhandel. Aber das reicht nicht. Die Ausgaben sind hoch. Das Leben ist teuer. Ich habe sechs Arbeiter.

Ein paar Kunden hat Nabil gerade, darunter sind zwei junge Deutsche, die zur Zeit im nordisraelischen Haifa studieren und für ein paar Tage in Bethlehem sind. Maria Belting kommt eigentlich aus München.

Ich bin sehr religiös aufgewachsen und für mich ist es schön, weil ich sehr an meine Kindheit erinnert werde. Bei mir gabs sehr viel Tradition um Weihnachten rum. Ich habe jetzt auch für meine Oma gerade was gekauft. Es ist hart, Weihnachten nicht daheim zu sein und darum ist es umso schöner, jetzt hier zu sein.

Erst Hoffnung, dann Omikron

Die junge Frau hat eine Krippe und Figuren aus Olivenholz gekauft. Während der wenigen Tage in der Stadt hat sie gespürt, wie schwer die Folgen der Pandemie Bethlehem getroffen haben.

Jeder, mit dem wir reden, sagt, er sei sehr traurig, dass keine Touristen da sind. Sie vermissen die Touristen. Immer wenn wir die Straße entlang laufen, rufen sie einem zu: "Schön, dass ihr da seid." Es ist schade, dass das gerade so schwer ist.

Die Menschen in Bethlehem sind Rückschläge gewohnt. Schon oft hat der Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern das Tourismusgeschäft beeinträchtigt. Aber die Eskalationsrunden sind meist nur von kurzer Dauer und dann kommen die Pilgergruppen wieder.

Die Pandemie aber dauert nun schon mehr als eineinhalb Jahre, sagt Georges Kukeyan, der Manager des Ambassador City Hotels am Rande der Bethlehemer Altstadt. Seit Pandemiebeginn war das Hotel - wie die meisten anderen in der Stadt - fast die ganze Zeit geschlossen. Nun hoffte Georges Kukeyan wenigstens auf ein bisschen Weihnachtsgeschäft. Dann kam Omikron.

Wir rechneten mit etwas Geschäft. Das war vor der Flughafenschließung. Wir hatten noch zwei Gruppen da vom 28. November bis zum 5. Dezember. Mehr waren angekündigt, sagten aber ab wegen der Schließung der Grenzen. Für diese drei Tage jetzt haben wir lokale Nachfrage. Christen aus Israel. Wir sind fast voll. Daran klammern wir uns. Vor der Pandemie waren wir hier 45 Beschäftigte. Jetzt sind wir zu acht.

"Wir brauchen euch"

Nach den Feiertagen und dem Jahreswechsel wird das Ambassador City Hotel wieder schließen und Georges Kukeyan wird auf bessere Zeiten hoffen - genau wie der Souvenirhändler Nabil Giacaman.

Wir hoffen, die ganze Welt kann Bethlehem schon sehr bald wieder besuchen. Wir brauchen euch. Ohne euch, ohne Menschen aus der ganzen Welt, ist Weihnachten in Bethlehem nicht schön.
Tim Aßmann, Tim Aßmann, ARD Tel Aviv, 24.12.2021 05:55 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur am 24. Dezember 2021 um 05:09 Uhr in der Sendung "Studio 9".