Eisbären in der Arktis (Archiv)

Klimawandel Eisfreie Arktis - in vielen Sommern

Stand: 27.04.2020 10:29 Uhr

Das "Ewige Eis" verliert seinen Nimbus: Hamburger Forschern zufolge wird die Arktis bis 2050 in vielen Sommern eisfrei sein - selbst dann, wenn ehrgeizige Klimaschutzziele umgesetzt werden.

Der Nordpol wird nach neuesten Berechnungen bis zur Mitte des Jahrhunderts mindestens an einigen Sommern eisfrei sein. Das ergeben Berechnungen von Hamburger Wissenschaftlern. Sie haben 40 Klimamodelle analysiert und festgestellt, dass das arktische Eis auch dann im Sommer schmelzen wird, wenn ehrgeizige Klimaziele erreicht werden.

"Wenn wir die CO2-Emissionen weltweit schnell und deutlich reduzieren und so das Zwei-Grad-Ziel erreichen, wird das Arktiseis trotzdem noch vor 2050 im Sommer immer mal wieder weitestgehend abschmelzen", sagte der leitende Autor der Studie, Dirk Notz vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg. "Das hat uns überrascht." Die Studie haben die Forscher in den "Geophysical Research Letters" veröffentlicht.

Selbst bei ehrgeizigen Klimazielen eisfreie Arktis

Die Arktis sei ein "Großschauplatz des Klimawandels", so Notz. Das Meereis reagiere sehr sensibel und vergleichsweise linear auf die Klimaerwärmung. Jede Tonne CO2, die ausgestoßen werde, lasse drei Quadratmeter Eis schmelzen. Sollte die Klimaerwärmung auf zwei Grad begrenzt werden, wäre der Nordpol wahrscheinlich in der Hälfte der Sommer bis 2050 weitgehend eisfrei - das heißt, die Packeisfläche wäre kleiner als eine Million Quadratkilometer.

Würde sich das Klima dagegen nur um 1,5 Grad erwärmen, so bliebe eine eisfreie Arktis eher die Ausnahme, so Notz - aber: "Selbst im alleroptimistischen Szenario wird das Eis in manchen Jahren verschwinden. Es ist voraussichtlich schon zu spät."

Schwerwiegende Folgen für das Ökosystem

Dramatisch sind die Folgen für die Natur. Die Meereisdecke ist Jagdrevier für Eisbären und Robben. Gleichzeitig spielt die Eisfläche selbst eine wichtige Rolle bei der Erderwärmung: Die helle Fläche reflektiert Sonnenlicht und damit Wärme - während dunklere, eisfreie Flächen sich schneller aufheizen und zur Klimaerwärmung beitragen.

Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979 sei das arktische Eis im Sommer 2012 am stärksten geschrumpft, so das Bremer Alfred-Wegener-Institut. Damals war die Eisfläche nur noch 3,4 Millionen Quadratkilometer groß. Am zweitstärksten schrumpfte sie 2019 - auf eine Fläche von nur 3,9 Millionen Quadratkilometer. Im März ist das arktische Eis gewöhnlich am größten, im September am kleinsten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. April 2020 um 12:23 Uhr.