
Nach Tod eines Afroamerikaners Polizeichef und Polizistin kündigen
Nach der Tötung eines Afroamerikaners in Brooklyn Center haben der Polizeichef des Ortes und die verantwortliche Polizistin ihre Kündigungen eingereicht. Der 20-Jährige war bei einer Polizeikontrolle erschossen worden.
Nach den tödlichen Schüssen einer US-Polizistin auf einen jungen Afroamerikaner in einem Vorort von Minneapolis sind der Polizeichef von Brooklyn Center, Tim Gannon, sowie die verantwortliche Polizistin, Kim Potter, gekündigt. Damit beginne hoffentlich eine neue Phase, sagte der Bürgermeister des Ortes, Mike Elliott.
Der 20-jährige Daunte Wright war am Sonntag bei einer Polizeikontrolle erschossen worden. Die Beamten stoppten sein Auto wegen einer abgelaufenen Zulassung, erklärten die Behörden. Bei der Überprüfung von Wrights Personalien habe sich herausgestellt, dass gegen ihn ein Haftbefehl vorliegt. Beim Versuch, den unbewaffneten Mann festzunehmen, verwechselte die Polizistin angeblich ihre Schusswaffe mit einer Elektroschockpistole.
Ausschreitungen bei Protesten
Auf einer Pressekonferenz hatte Gannon von einem "tragischen Tod" durch eine "versehentliche Schussabgabe" gesprochen und veröffentlichte Bodycam-Aufnahmen vom Versuch der Festnahme. Dabei ist zu hören, wie die Polizistin mehrfach "Taser" ruft, dann aber ihre Dienstwaffe abfeuert. Wright starb laut Autopsie infolge einer Schusswunde im Brustbereich.
Der Chef der Bürgerrechtsorganisation NAACP, Derrick Johnson, erklärte: "Ob es sich um Nachlässigkeit und Fahrlässigkeit handelt oder um einen unverhohlenen modernen Lynchmord, das Ergebnis ist das gleiche. Ein weiterer schwarzer Mann ist durch Polizistenhand gestorben." Einer Datenbank der "Washington Post" zufolge wurden allein im vergangenen Jahr 243 Schwarze von der Polizei erschossen.
Bürgermeister Elliott kündigte an, den Fall an den Generalstaatsanwalt von Minnesota zu übertragen, um größtmögliche Transparenz bei der Aufarbeitung zu ermöglichen. Elliott hatte in Brooklyn Center eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Für die Nacht auf Dienstag wurde dann auch im Großraum Minneapolis eine Ausgangssperre verhängt, um Ausschreitungen zu verhindern. Dennoch war es erneut zu heftigen Protesten gekommen. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein. Außerdem ordnete sie ein Ende der Demonstration an. Ein Polizeisprecher teilte mit, es seien bis zum Morgen 40 Demonstranten festgenommen worden.
Prozess gegen Polizisten in Minneapolis
Minneapolis war bereits vor knapp einem Jahr von heftigen Protesten erschüttert worden. Auslöser war die Tötung des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz am 25. Mai. Mitten in der Pandemie ergriff die Welle der Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt das ganze Land - und wurde zur größten Protestbewegung seit Jahrzehnten.
In Minneapolis findet derzeit unter massiven Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen den weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin statt. Er muss sich wegen der Tötung Floyds verantworten. Die Erwartungen sind immens. Viele Menschen, wohl auch die meisten Schwarzen, hoffen auf ein Urteil, das ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzen wird - und dagegen, dass Sicherheitskräfte oft straffrei davonzukommen scheinen. Sollte Chauvin freigesprochen werden oder eine geringe Haftstrafe bekommen, dürfte es erneut zu massiven Protesten kommen.