Das erste Bild des James-Webb-Teleskop wird von der NASA vorgestellt.

James-Webb-Weltraumteleskop Blick auf die Geburt des Universums

Stand: 12.07.2022 00:41 Uhr

Die Geburt des Universums auf Bildern festhalten: Mit dieser Verheißung schoss die NASA Ende 2021 das James-Webb-Teleskop ins All. Nun sollen die Aufnahmen öffentlich gezeigt werden. Ein erstes Bild präsentierte US-Präsident Biden bereits.

Spricht man vom James Webb Space Teleskop kommt man um Superlative nicht herum. Es besitzt mit sechseinhalb Metern Durchmesser den größten Spiegel, den die Menschheit je ins All geschossen hat. Seine Instrumente arbeiten bei Temperaturen von minus 223 Grad Celsius - kurz vor dem absoluten Nullpunkt. Mehr als 20 Jahre hat seine Entwicklung gedauert. Zehn Milliarden Dollar hat es gekostet.

Das James Webb Space Telescope sei das größte, mächtigste und komplexeste Teleskop, das bislang gebaut wurde, sagte NASA-Sprecherin Laura Betts im Oktober 2021, knapp drei Monate vor dessen Abreise ins All.

Mit mehreren extrem sensiblen Messgeräten nimmt das Teleskop Infrarotstrahlung aus dem All auf und kann dadurch quasi in die Vergangenheit schauen: Es kann Licht aufnehmen, das 13 Milliarden Jahre durch die Galaxie gereist ist. Das heiße, es liefere Bilder und Messdaten aus der Zeit kurz nach dem Urknall, als sich das Universum mit seinen Galaxien und Planeten zu formen begann, erklärte NASA-Sprecherin Betts.

Was zeigt die Aufnahme?

Das Weltraumteleskop ist ein Gemeinschaftsprojekt der europäischen Weltraumbehörde ESA, der kanadischen CSA und der US-amerikanischen NASA. Alle drei Raumfahrtorganisationen sind sich sicher: Die Bilder, die das James Webb Space Telescope liefern wird, werden die Wissenschaft grundlegend verändern.

"Es wird der Menschheit einen Blick auf das Universum geben - und zwar einen, den wir bisher noch nie gesehen haben", sagte NASA-Chef Bill Nelson vor wenigen Tagen in einer Telefonkonferenz.

Heute sollen mehrere erste Aufnahmen, die das Teleskop gemacht hat, der Weltöffentlichkeit präsentiert werden. Darunter eine Aufnahme, die weiter in das Weltall hineinreicht als jemals zuvor.

Was darauf zu sehen sein wird? Niemand bis auf wenige, ausgewählte Forscher wissen es bisher.

Arbeitsplatz: Lagrange-Punkt 2

Der Weg bis zu diesem Moment war voller Hürden. Einen Monat nach dem Start erreichte das Teleskop seinen Arbeitsplatz, den Lagrange-Punkt 2. Anderthalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt "steht" das Teleskop: Die Anziehungskraft zwischen Sonne und Erde ist an diesem Punkt exakt so groß wie die Fliehkraft des Teleskops - von der Erde aus betrachtet steht es quasi still. Das Teleskop bewegt sich zusammen mit der Erde um die Sonne und wird vom Erdschatten vor den Lichtstrahlen der Sonne geschützt.

300 einzelne Schritte waren von Januar bis Anfang Juli notwendig, um die 18 hexagonalen Spiegel, die zusammen einen großen ergeben, auszurichten und zu synchronisieren. Ein Fehler, bei einem dieser Schritte hätte das Teleskop zu zehn Milliarden teurem Weltraumschrott gemacht.

Der 12. Juli markiert damit den Start des ersten Forschungsjahres für das Weltraumteleskop. 19 weitere sollen folgen. So lange reiche der Treibstoff für die Schubdüsen, die dabei helfen, das Teleskop auszurichten, sagte die stellvertretende NASA-Chefin und Ex-Astronautin Pamela Melroy.

20 Jahre, in denen sich verschiedene Wissenschaftsteams nun abwechseln werden, um erstmals auf Bildern und Messdaten zu sehen, wie die Erde, die Milchstraße Galaxie und die Welt darum herum entstanden sind.