Sicherheitspersonal vor dem Eingang der CIA-Zentrale in Langley (USA)

75 Jahre CIA Nicht immer Präsidents Liebling

Stand: 26.07.2022 10:31 Uhr

Vor dem Ukraine-Krieg überraschte die CIA mit vielen Warnungen vor russischen Plänen. Dabei ist sonst Stille Kerngeschäft des US-Auslandsgeheimdienstes. Vor 75 Jahren wurde er gegründet - und nicht jeder Präsident war mit ihm zufrieden.

Von Theresa Greim, ARD-Studio Washington

US-Präsident Biden ist voll des Lobes: Zur Jubiläumsfeier 75 Jahre CIA im Hauptquartier in Langley (US-Bundesstaat Virginia) betont er immer wieder die globale Führerschaft der Agency. Es sei keine Übertreibung: Die CIA sei der beste Geheimdienst auf der ganzen Welt. Ihr sei es zu verdanken, dass die Pläne von Russlands Präsident Wladimir Putin zum Angriffskrieg gegen die Ukraine früh erkannt wurden. 

Bereits Wochen, bevor Putin Ende Februar russische Truppen in die Ukraine einmarschieren ließ, kamen überraschend viele und detaillierte Berichte aus den USA über russische Truppenbewegungen, bereitgestellt von NSA und CIA. Eine solche Freizügigkeit an Informationen ist absolut ungewöhnlich.

Über die Arbeit der CIA wird nur wenig bekannt. Wenn doch, geht es nicht selten um misslungene Operationen, über verpasste Chancen im Kampf gegen den Terror oder illegale Arbeitspraktiken. An die Öffentlichkeit gelangten diese Skandale durch Whistleblower, Journalisten sowie offizielle Untersuchungen.

Bericht bringt Folter ans Licht

Besonders groß war die Aufregung, als der US-Senat 2014 Auszüge aus dem sogenannten "Torture"-Bericht veröffentlichte. Darin wurden die Praktiken der CIA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 analysiert. Präsident George W. Bush hatte den Geheimdiensten damals verschärfte Befragungsmethoden erlaubt. In dem Bericht wird deutlich, wie brutal die CIA dabei vorging.

Der Report beschreibt "exzessives Waterboarding", bei dem ein Ertränken simuliert wird. Der damalige Präsident Barack Obama räumte nach Veröffentlichung des Berichts Fehler ein und sprach von "einigen Dingen", die "gegen unsere Werte" verstoßen hätten. 

Wechselhafte Beziehungen

Die Beziehung zwischen der CIA und den Präsidenten der USA ist durchwachsen. Obamas Nachfolger Donald Trump pflegte ein tiefes Misstrauen. Der Geheimdienst sei korrupt und äußerst fragwürdig, sagte er, unter anderem weil die CIA der Auffassung war, dass Russland versucht habe, die Wahl 2016 zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Trump bezeichnete die Enthüllungen bei Fox-News als lächerlich, falsch und irreführend.

Der Auftrag: Einflussnahme

Dabei gehört es für die CIA quasi zum Kerngeschäft, selbst tatkräftig Einfluss auf Wahlen und Regierungen zu nehmen. Ein kleiner Auszug: In Teheran stürzt die Agency 1953 die moskaufreundliche Regierung unter Premier Mohammed Mossadegh. 1960 gab Präsident Dwight D. Eisenhower persönlich die Order, den Sozialisten Patrice Lumumba im Kongo zu töten. Die CIA war beteiligt an Umstürzen und Gegenrevolutionen in Indonesien und Mittelamerika und mischte in Vietnam und Afghanistan mit. Auch Drogenhandel und Geldwäsche sollen oftmals als Mittel zum Zweck gedient haben. 

Dies alles sorgt dafür, dass viele der CIA skeptisch und feindselig gegenüberstehen. Auf der anderen Seite gibt es Bewunderung für die Arbeit der Geheimdienstler. Dafür sorgt auch Hollywood. Filme wie "Zero Dark Thirty", "Der Krieg des Charlie Wilson" oder "Argo", auch Serien wie "Homeland" haben dazu beigetragen, dass Agenten glorifiziert werden.

Seit Jahren berät und beeinflusst die CIA die Filmemacher, um das gewünschte Helden-Image auf die Leinwand zu bringen. Die Agency selbst tut ihr Übriges. Auf ihrer Internetseite wirbt sie prominent um neue, junge Mitarbeiter. Ihr Werbevideo gleicht einem Blockbuster-Filmtrailer, der jedem US-Amerikaner seine eigene Heldenrolle verspricht.

Theresa Greim, ARD Washington, 26.07.2022 09:43 Uhr