Luis Fernando Camacho bedeckt sein Gesicht, als er von Polizisten in einem Polizeiauto in ein Gefängnis in La Paz gebracht wird.

Bolivien Haft für Oppositionschef angeordnet

Stand: 30.12.2022 21:41 Uhr

Er soll 2019 einen Putsch orchestriert haben: Der bolivianische Oppositionspolitiker Camacho muss nun für vier Monate in Untersuchungshaft. UN-Chef Guterres mahnte, das Gerichtsverfahren müsse transparent ablaufen.

Der bolivianische Oppositionsführer Luis Fernando Camacho muss für vier Monate in Untersuchungshaft. Es bestehe Flucht- und Verdunkelungsgefahr, sagte Richter Sergio Pacheco. Er stimmte damit der Forderung der Staatsanwaltschaft zu.

Kurz nach der Gerichtsanhörung haben Beamte den Oppositionspolitiker in ein Hochsicherheitsgefängnis gebracht. Camacho ist auch Gouverneur der Region Santa Cruz.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Rechtspolitiker wird vor, 2019 einen Putsch orchestriert zu haben. Camacho hatte eine wichtige Rolle bei Massenprotesten gegen den damaligen Staatschef Evo Morales gespielt. Bei der Wahl, die den Protesten vorausging, gab es nach Angaben der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Betrug.

Neue Unruhen nach der Festnahme

Morales musste schließlich zurücktreten. Die aktuelle linke Regierung wertet die damaligen Proteste als Staatsstreich. Morales lobte die Festnahme. "Die Gerichte sollten auch die Komplizen Camachos anklagen, damit sich solche Putschversuche niemals wiederholen", forderte er.

Während der Gerichtsanhörung begannen Camachos Anhänger in Santa Cruz einen 24-Stunden-Streik. Bereits nach seiner Festnahme am Mittwoch kam es zu neuen Unruhen. Seine Anhänger blockierten Straßen und stürmten einen Flughafen. Öffentliche Gebäude und Autos wurden angezündet, es kam zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei. Ein amtierender Minister teilte mit, sein Haus sei in Brand gesteckt worden.

Guterres besorgt über Lage in Bolivien

Es gab aber auch Demonstranten, die Camachos Festnahme feierten. In ihren Augen bekommen die Opfer der Unruhen von 2019 so Gerechtigkeit. Bei den rund dreiwöchigen Protesten wurden damals 37 Menschen getötet. Anschließend wurde Jeanine Áñez Übergangspräsidentin - inzwischen ist sie zu zehn Jahren Haft verurteilt. Auch gegen weitere Oppositionsmitglieder gibt es Vorwürfe.

UN-Chef António Guterres sei besorgt über die Lage in Bolivien und rufe zur Ruhe auf, teilte eine Sprecherin mit. Gerichtsverfahren müssten transparent ablaufen, so Guterres der Sprecherin zufolge.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 29. Dezember 2022 um 17:00 Uhr.