
Sudan Mindestens drei Tote bei Massenprotesten
Wieder haben in Khartum und anderen Städten des Landes Menschen gegen den Militärputsch demonstriert und die Einrichtung einer zivilen Regierung gefordert. Sicherheitskräfte setzten erneut scharfe Munition ein.
Im Sudan haben am Donnerstag erneut Tausende Menschen in der Hauptstadt Khartum und in anderen Städten gegen den Militärputsch vom Oktober demonstriert. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und scharfe Munition gegen die Menge ein. Mindestens drei Menschen wurden nach Aktivistenangaben und Angaben des Sudanesischen Ärztekomitees getötet. Außerdem seien viele Menschen verwundet worden, auch durch Schüsse.
In den sozialen Medien posteten Aktivisten Live-Videos, in denen Protestierende in mehreren Städten sudanesische Flaggen schwenkten und riefen: "Die Macht dem Volk" und "Das Militär gehört in die Kasernen". Außerdem waren Aufnahmen von Kundgebungen in der Hauptstadt Khartum zu sehen, bei denen die Menge von Tränengas eingehüllt war, sowie von Demonstrierenden, die Steine und leere Gasbehälter auf Sicherheitskräfte schleuderten.
Mobiles Internet unterbrochen
Der Verband sudanesischer Geschäftsleute, der viele Kundgebungen seit dem Putsch am 25. Oktober anführte, hatte die Protestierenden dazu aufgerufen, zum Präsidentenpalast zu ziehen, dem Sitz der Militärregierung. Seit dem Staatsstreich wurden bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften nach Angaben der Ärzteorganisation mindestens 60 Menschen getötet und Hunderte verletzt.
Die Gruppe NetBlocs teilte am Donnerstag auf Twitter mit, dass das mobile Internet im Vorfeld der Proteste unterbrochen worden sei - eine Routinemaßnahme der Behörden seit dem Putsch. Einige Aktivisten twitterten, dass viele Brücken und Straßen gesperrt seien.
Proteste verschärfen sich durch Rücktritt des Ministerpräsidenten
Die seit dem Putsch angespannte Lage hatte sich am Sonntag mit dem Rücktritt des dabei entmachteten zivilen Ministerpräsidenten Abdullah Hamdok verschärft. Hamdok wurde von den Putschisten abgesetzt, im November aber unter dem Druck aus dem In- und Ausland im Rahmen einer Vereinbarung mit dem Militär wieder eingesetzt.
Die Proteste dauerten dennoch an und richteten sich nicht nur gegen den Staatsstreich, sondern auch gegen diese Vereinbarung. Bei seinem Rücktritt am Sonntag sagte Hamdok, es sei ihm nicht gelungen, einen Kompromiss zwischen den Generälen und der prodemokratischen Bewegung zu finden. Die Demokratiebewegung fordert eine sofortige Rückgabe der Macht an eine Zivilregierung. Das Militär hat aber erklärt, es werde die Macht bis zur geplanten Wahl einer neuen Regierung im Juli nicht abgeben.
UN-Sicherheitsrat mit Dringlichkeitssitzung
Eine Reihe von Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats hat angesichts der eskalierenden Spannungen eine Dringlichkeitssitzung beantragt. Das Treffen, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden soll, könnte den Angaben zufolge Dienstag oder Mittwoch terminiert werden.