Papst Franziskus und Felix-Antoine Tshisekedi Tshilombo kommen im Kongo zu einem Treffen mit Behörden, den Bürgern und dem diplomatischen Korps zusammen. | dpa

Reise durch DR Kongo und Südsudan Papst fordert Ende der Gewalt

Stand: 31.01.2023 20:57 Uhr

Sechs Tage lang will Papst Franziskus in der DR Kongo und im Südsudan für Frieden werben. Bei seiner Ankunft mahnte er ein Ende der Gewalt und Ausbeutung an. Die Menschen setzen große Hoffnungen in seinen Besuch.

Hunderttausende Menschen haben Papst Franziskus jubelnd in Kinshasa empfangen. Die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo ist die erste Station seiner sechstägigen Reise durch das Land und durch den Südsudan. Kongos Präsident Félix Tshisekedi empfing das Oberhaupt der katholischen Kirche mit militärischen Ehren im Präsidentenpalast.

Dort sprach sich Franziskus für Frieden und ein Ende der blutigen Konflikte in dem Land und in vielen Gegenden Afrikas aus. An das jahrzehntelange Blutvergießen könne man sich nicht gewöhnen, sagte er vor kongolesischen Regierungsvertretern und Diplomaten. "Die Gewalt und der Hass dürfen bei niemandem mehr Platz im Herzen oder auf den Lippen haben, denn sie sind menschenfeindliche und antichristliche Gefühle, die die Entwicklung lähmen und uns in eine dunkle Vergangenheit zurückführen."

"Hände weg von Afrika!"

Er forderte, dass ausländische Mächte das Land nicht länger ausbeuteten. Nach dem politischen Kolonialismus habe sich ein ebenso versklavender wirtschaftlicher Kolonialismus entfesselt, sagte der Pontifex:

Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo, Hände weg von Afrika! Hört auf, Afrika zu würgen: Es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist. Afrika möge selbst der Protagonist seines Schicksals sein!

Die Reise, die der Papst als "Pilgerfahrt des Friedens" bezeichnet, sollte bereits im Sommer vergangenen Jahres stattfinden. Wegen gesundheitlicher Probleme wurde sie aber verschoben. Es ist der erste Papstbesuch seit 37 Jahren in dem zentralafrikanischen Staat. Vor allem der Kampf um Rohstoffe und rivalisierende militärische Gruppen haben dort bis zu 5,5 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben, mehr als in jedem anderen Land Afrikas.

Schwierige Sicherheitslage

Wegen der sehr fragilen Sicherheitslage bleibt der Papst im Kongo in der Hauptstadt Kinshasa. Dort wurden die Sicherheitsmaßnahmen während des Besuchs massiv verstärkt: Polizei und Heer tauschten sich vorab mit vatikanischen Sicherheitskräften und sogar dem amerikanischen FBI aus. Am Mittwoch will Franziskus eine öffentliche Messe auf dem Militärflughafen N'Dolo halten, zu der bis zu zwei Millionen Gläubige aus dem ganzen Land anreisen könnten. Die Hälfte der rund 105 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Kongos gehört der katholischen Kirche an - in dem Land am Äquator leben damit die meisten Katholiken Afrikas.

Ein ursprünglich geplanter Besuch im ostkongolesischen Goma wurde gestrichen. Dort sind Dutzende bewaffnete Milizen aktiv. Zuletzt eskalierte die Gewalt, Rebellen verübten immer wieder blutige Anschläge.

Im Anschluss an seinen Besuch im Kongo will der 86-Jährige in den Südsudan reisen. Dort haben Kämpfe die Umsetzung eines Friedensabkommens von 2018 erschwert, mit dem ein Bürgerkrieg beendet werden sollte. In dem jüngsten Land der Welt werden sich der Erzbischof von Canterbury in England, Justin Welby, und ein Vertreter der Kirche von Schottland, Iain Greenshields, Franziskus anschließen. Die drei Kirchenvertreter wollen einen geeinten christlichen Einsatz für den Südsudan demonstrieren.

Franziskus will vermitteln

Auf seiner Reise will Franziskus auch mit Vertriebenen zusammenkommen. Flüchtlinge sind ein großes Anliegen des Argentiniers. Am Morgen vor dem Abflug hatte sich der Papst in Rom noch mit Menschen getroffen, die aus dem Kongo und dem Südsudan geflüchtet waren. Als Franziskus auf dem Weg die Sahara überflog, bat er um ein Gebet für jene, die "auf der Suche nach etwas Wohlergehen und Freiheit" die Wüste durchquerten "und es nicht geschafft haben".

Viele Menschen hoffen, dass der Papst mit seinem Besuch helfen kann, die Lage in den Ländern konkret zu verbessern. Im Südsudan war ihm dies bereits gelungen: 2019 hatte er den Präsidenten und Vizepräsidenten, die Rivalen sind, in den Vatikan eingeladen und eindringlich um eine Ende der Kämpfe gebeten. Danach arbeiteten die verfeindeten Politiker zusammen.

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 31. Januar 2023 um 20:00 Uhr.