Grippeähnliche Symptome Das ist über die "Krankheit X" im Kongo bekannt
Mehr als 130 Tote, offenbar wegen einer Atemwegskrankheit: Im Kongo ist eine mysteriöse Erkrankung ausgebrochen, die einer schweren Grippe gleicht - besonders Kinder sind betroffen. Das Wichtigste im Überblick.
Vor wenigen Tagen erreichte eine Alarmmeldung die Gesundheitsbehörden der Demokratischen Republik Kongo: Im Südwesten des Landes sei eine unbekannte tödliche Krankheit mit grippeähnlichen Symptomen ausgebrochen.
Nach Angaben der Gesundheitsbehörde traten erste Krankheitsfälle am 24. Oktober in der Region Panzi in der Provinz Kwango auf. Am 1. Dezember habe es auf nationaler Ebene eine Alarmmeldung gegeben. Daraufhin sei sofort ein Team von Epidemiologen nach Panzi gereist, um die Ärzte vor Ort bei der Behandlung der Patienten zu unterstützen und zu ermitteln, um was für eine Art von Krankheit es sich handelt.
Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 67 Tote erfasst. Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden ist die Zahl der Menschen, die bisher an der Krankheit starben, inzwischen auf mehr als 130 gestiegen. Teams medizinischer Experten, die seit Dienstag die betroffenen Ortschaften im Südwesten des Landes aufsuchten, hätten zwei weitere Dörfer gefunden, in denen mindestens 60 Todesfälle verzeichnet wurden, teilte der Gesundheitsminister der Provinz Kwango, Apollinaire Yumba, mit.
Fieber, Kopfschmerzen, Atemprobleme
Derzeit ist nur wenig über die Krankheit bekannt. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen, Atemprobleme und Anämie. Bei einer Anämie, die auch als Blutarmut bezeichnet wird, sinkt die Konzentration des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin im Blut unter den Normalwert. Das führt dazu, dass das Blut deutlich weniger Sauerstoff transportieren kann.
Nach Angaben der Behörden in Panzi starben mindestens zehn Erkrankte an einer schweren Anämie. In der abgelegenen Region soll es keine Blutkonserven gegeben haben. Gesundheitsminister Roger Kamb erklärte dazu allerdings: "Wir wissen nicht, ob die Anämie durch die Krankheit verursacht wird oder ob sie zusätzlich zu einer Anämie, etwa durch Unterernährung, auftritt."
Bisher wurden nach Angaben Yumbas 382 Menschen mit Symptomen der "Krankheit X" registriert. Dieudonné Mwamba, Generaldirektor des Instituts für öffentliche Gesundheit, teilte mit, besonders Säuglinge und Kleinkinder seien betroffen. In dieser Altersgruppe gebe es bisher 198 Krankheits- und 17 Todesfälle.
Warten auf die Laborergebnisse
Warum die Menschen krank werden, war zunächst unklar. Dafür werden Laborergebnisse der Proben benötigt. Es könnte eine nicht-ansteckende Krankheit sein, etwa ausgelöst durch Umweltbedingungen oder eine ansteckende Krankheit. Handelt es sich um eine Infektionskrankheit, kann es eine Pilzinfektion sein, eine bakterielle Infektion, eine parasitäre Infektion oder eine Virusinfektion.
Die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC Africa sprach von ersten Hinweisen, dass die Krankheit durch die Luft übertragen werden könne. Noch allerdings seien sowohl die Übertragungswege als auch die genaue Art der Krankheit mit vielen Fragen versehen.
Ist die Ursache gefunden, muss weiter ermittelt werden: Handelt es sich beispielsweise um einen bekannten Krankheitserreger oder um einen neuartigen Erreger? Auch darüber könnten die Laborergebnisse Aufschluss geben.
Gesundheitsminister Kamba: "Höchste Alarmbereitschaft"
Die Abgelegenheit der Region Panzi könnte eine schnelle Ausbreitung verhindern, vermutet Gesundheitsminister Kamba. Trotzdem gelte "höchste Alarmbereitschaft". "Das bedeutet, dass wir es als eine Art Epidemie betrachten, die so genau wie möglich überwacht werden muss."
Allerdings erschwert die Lage der Region Helfern und Experten den Zugang zu den Dörfern. Das erste nach Panzi geschickte Team brauchte zwei Tage für eine 400 Kilometer lange Strecke. Die Straßen sind in schlechtem Zustand.
Etwa 40 Prozent der Menschen in Panzi sollen unterernährt sein, bei den Kindern wird der Anteil sogar auf 60 Prozent geschätzt. "Wir haben es mit einem anfälligen Gebiet zu tun", schätzt Mwamba vom Institut für öffentliche Gesundheit die Lage ein. Bereits vor zwei Jahren habe es dort einen Typhusausbruch gegeben.