Grabungsteilnehmer legen die Reste eines Burgfriedes auf dem Gelände der Königspfalz Helfta frei.

Sachsen-Anhalt Vorburgen und Gräber der Königspfalz Helfta entdeckt

Stand: 27.10.2023 10:08 Uhr

Eine Königspfalz war im Mittelalter ein Stützpunkt für herumreisende Herrscher. Auf der Königspfalz Helfta in Sachsen-Anhalt haben Archäologen nun Relikte aus der Zeit gefunden - darunter auch menschliche Überreste aus dem 9. Jahrhundert.

Archäologen haben auf der einstigen Königspfalz Helfta bei Eisleben die Überreste von Vorburgen, Grubenhäusern und einer Nachfolgeburg freigelegt. "In den beiden Vorburgen der befestigten Pfalz wurde eine dichte Besiedlung mit zahlreichen Grubenhäusern nachgewiesen", sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, zum Abschluss der diesjährigen Grabungen.

"Das ist ein wichtiger Einblick in die Infrastruktur der Pfalz und in die Bereiche, in denen die einfachen Leute gelebt, gearbeitet und die wirtschaftlichen Grundlagen für den karolingisch-ottonischen Herrschaftsmittelpunkt geschaffen haben", so Biermann. Es wurden gut ein Dutzend Grubenhäuser freigelegt.

Ein Grabungsteilnehmer legt den Ofen zu einem Grubenhaus aus der Vorburg der Königspfalz Helfta frei.

Ein Grabungsteilnehmer legt den Ofen zu einem Grubenhaus aus der Vorburg frei.

Öfen und Vorratsgruben

"Die Häuser waren rechteckig, besaßen drei bis fünf Meter Seitenlänge und waren bis zu einem halben Meter tief in die Erde eingegraben", berichtet Biermann. "Darüber befanden sich Wände aus Holz und Lehm und Holz- oder Reetdächer. Im Inneren standen Öfen aus gebranntem Lehm und Steinen. Das waren die Standardbauten der damaligen Zeit. So wohnte eine normale Familie."

Derartige Häuser dienten auch als Werkstätten zur Bearbeitung von Eisen und Buntmetall sowie für die Knochen- und Geweihschnitzerei. Neben den Häusern befanden sich Vorratsgruben beispielsweise für Getreide als Saatgut, Öfen und Gruben für technische Zwecke.

Ein Grabungsteilnehmer legt ein Grab aus der Karolingerzeit auf dem Gelände der Königspfalz Helfta frei.

Menschliche Überreste von einem Mann und einer Frau: Die Archäologen gehen davon aus, dass es sich bei dem Mann um eine "sozial höhergestellte Person" gehandelt habe.

Menschliche Überreste ausgegraben

Außerdem wurden zwei Gräber eines bislang unbekannten karolingerzeitlichen Friedhofes freigelegt. "Die Toten, ein Mann und eine Frau, vermutlich ein Ehepaar, lebten im 9. Jahrhundert", sagte Biermann. Bei dem Mann lagen mehrere eiserne Beigaben, unter anderem ein Messer, eine Gürtelgarnitur und der Beschlag eines sogenannten Amtsstabes als Ausstattungsstück eines Würdenträgers. "Der Mann dürfte also eine sozial höhergestellte Person gewesen sein", sagte der Archäologe.

Zudem fanden sich in den Siedlungsbereichen große Mengen von Keramik - darunter viel slawisches Tongeschirr mit Wellendekor aus dem 8. bis 12. Jahrhundert. Auch entdeckten die Forscher zahlreiche Metallsachen, darunter teils emailverzierte Bronze-Gewandspangen, Pfeilspitzen sowie Fragmente von Kämmen und Spielsteinen aus Geweih.

Eine Königspfalz war im Mittelalter ein Stützpunkt für herumreisende Herrscher. Aus dem 10. Jahrhundert sind zwei Aufenthalte Kaiser Ottos des Großen (912-973) und seines Sohnes, Kaiser Otto II. (955-983), auf der Königspfalz Helfta nachgewiesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir am 15. August 2023 um 17:30 Uhr.