Türkische Lira

Im dritten Monat in Folge Türkische Inflation verlangsamt sich

Stand: 03.02.2023 10:08 Uhr

Seit ihrem 24-Jahres-Hoch im Oktober steigt die Inflationsrate in der Türkei weniger stark. Gründe für die Abschwächung sind aus Sicht von Experten sinkende Gaspreise und ein statistischer Effekt.

In der Türkei hat sich die vergleichsweise hohe Inflation weiter abgeschwächt, wenn auch nicht so deutlich wie erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 57,7 Prozent, wie die staatliche Statistikbehörde heute in Ankara mitteilte. Im Dezember hatte die Inflation bei 64,3 Prozent gelegen. Bankvolkswirte hatten mit einem Rückgang auf 53,8 Prozent gerechnet.

Sinkende Gaspreise und statistischer Effekt

Dass die Inflationsraten nun rückläufig sind, hat zum einen mit der tendenziellen Beruhigung an den internationalen Rohstoffmärkten zu tun. Die Preise sind nicht mehr ganz so hoch wie noch vor wenigen Monaten. Die Erdgaspreise sind auf das Niveau von Anfang 2022 zurückgefallen, nachdem sie als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine in die Höhe geschnellt waren.

Hinzu kommen statistische Effekte, da sich Inflationsraten durch den Vergleich mit dem jeweiligen Vorjahreszeitraum ergeben. Steigen die Preise aktuell schwächer als vor einem Jahr oder sind sie sogar rückläufig, macht sich das stark in der Jahresrate bemerkbar.

Rekordwerte seit Mai 2021

Seit Mai 2021 war die Inflation in der Türkei Monat für Monat kontinuierlich auf immer neue Rekordwerte angestiegen. Auf ihrem Höhepunkt lag die Inflationsrate vergangenes Jahr bei rund 85 Prozent. Im November schwächte sich der Anstieg den offiziellen Angaben zufolge erstmals wieder ab.

Hintergrund waren zum einen die stark gestiegenen Preise zahlreicher Rohstoffe und Vorprodukte infolge der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine. Zum anderen wurde die Inflation durch die schwache Landeswährung Lira getrieben.

Ein wesentlicher Grund dafür ist aber auch die Geldpolitik der türkischen Notenbank, die im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken nicht mit Zinserhöhungen gegen die Inflation vorgeht, sondern ihre Leitzinsen vielmehr gesenkt hat. Als ausschlaggebend gilt vor allem politischer Druck seitens der Regierung.

Zweifel an offiziellen Zahlen

Unabhängige Experten von der Forschergruppe ENAG bezweifeln zudem die offiziellen Zahlen. Sie gehen im Januar von einer Teuerung um 121,6 Prozent im Vorjahresvergleich aus. Für Dezember hatten sie 137,5 Prozent und für November sogar 170,7 Prozent berechnet.

Staatschef Recep Tayyip Erdogan, der im Juni wiedergewählt werden möchte, hatte eine Abschwächung der Inflation versprochen. Die enormen Preissteigerungen gehen maßgeblich auf seine auf Wirtschaftswachstum ausgerichtete Politik zurück. Die hohen Preise und der Kaufkraftverlust der Bevölkerung wurden für Erdogan jedoch zunehmend zu einem politischen Problem.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Dezember 2022 um 09:24 Uhr und 17:13 Uhr.