Rubelscheine in einem Portemonnaie.

Mögliche Staatspleite Kreml will Schulden notfalls in Rubel tilgen

Stand: 18.05.2022 13:54 Uhr

Seit 1917 hat Russland immer seine Schulden bezahlt. Nun will die US-Regierung Transaktionen mit amerikanischen Gläubigern wegen des Ukraine-Kriegs nochmals erschweren. Eine wichtige Frist läuft schon bald ab.

Russland hat angekündigt, seine Auslandsschulden im Falle einer Blockade durch die USA notfalls in Rubel zu bedienen. "Wir werden keine Zahlungsunfähigkeit erklären, wir haben Geld - es sei denn, die westlichen Länder machen es unmöglich, unsere Schulden zu bedienen", sagte Finanzminister Anton Siluanow. "Wir werden in der Lage sein, zu zahlen."

Als letzte Option würden Ausländer in Rubel bezahlt, sollte die westliche Finanz-Infrastruktur "für uns geschlossen sein", so der Finanzminister. Unklar ist, ob das Land damit verhindern könnte, dass ein Zahlungsausfall und damit die Staatspleite festgestellt wird. Insgesamt hat Russland 15 internationale Anleihen mit einem Nennwert von rund 40 Milliarden Dollar ausstehen.

Ausnahmeregelung läuft aus

Die Äußerungen von Siluanow sind eine Reaktion auf Pläne der US-Regierung, wegen des Kriegs gegen die Ukraine die Möglichkeiten Russlands zu blockieren, seine US-Gläubiger zu bezahlen. Dazu solle eine derzeit noch geltende Ausnahmeregelung am 25. Mai auslaufen, sagte ein Regierungsvertreter der USA der Nachrichtenagentur Reuters. Diese erlaubt es Moskau bislang, seine amerikanischen Gläubiger trotz der Sanktionen wegen des Kriegs in der Ukraine weiter zu bezahlen.

Nach diesem Termin muss Russland bis zum Jahresende noch Überweisungen in Höhe von fast zwei Milliarden Dollar an seine Gläubiger im Ausland leisten. Sollte es zu einem Zahlungsausfall kommen, wäre es der erste seit der Russischen Revolution 1917, als die Bolschewiken Schulden aus der Zarenzeit nicht anerkannten.

Wegen der Sanktionen hat Russland derzeit keinen Zugang zu den internationalen Anleihemärkten, um sich frisches Geld zu leihen. Ein Zahlungsausfall würde dem Land den Zugang zu diesen Märkten womöglich noch über viel Jahre verwehren - bis die Gläubiger vollständig ausgezahlt und alle aus dem Ausfall resultierenden Rechtsstreitigkeiten beigelegt sind.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Nova am 18. Mai 2022 um 07:30 Uhr.