Saggas LNG Terminal in Valencia, Spanien

Flüssigerdgas-Transporte LNG-Schiffe stauen sich vor spanischer Küste

Stand: 18.10.2022 15:29 Uhr

Dutzende Schiffe mit verflüssigtem Erdgas können derzeit offenbar nicht abgefertigt werden. Die LNG-Frachter könnten sich bald nach alternativen Häfen außerhalb Europas umsehen, warnen Experten.

Mehr als 35 mit LNG beladene Schiffe warten derzeit vor Spanien und im Mittelmeer auf Abfertigung. Das sagten Händler, Analysten und mit der Situation vertraute Mitarbeiter von LNG-Terminals der Nachrichtenagentur Reuters. Spanien biete in dieser Woche aber nur sechs der begehrten Slots an seinen Terminals an. Das Land verfügt über insgesamt sechs Terminals.

Spanien muss vielleicht LNG-Ladungen zurückweisen

An den Anlagen kann das flüssige Gas aus den Transportschiffen abgepumpt, durch Erwärmung wieder gasförmig gemacht und anschließend in das Gasnetz eingespeist werden.

In einer am späten Montagabend veröffentlichten Erklärung zu einer "außergewöhnlichen Betriebssituation" betonte der spanische Gasnetzbetreiber Enagas, dass er aufgrund von Überkapazitäten möglicherweise LNG-Ladungen zurückweisen müsse. Die starke Auslastung werde voraussichtlich mindestens bis zur ersten Novemberwoche anhalten.

Spekulation auf noch höhere Preise?

Doch nicht nur vor Spanien, sondern auch in der Nähe anderer europäischer Länder liegen LNG-Schiffe vor Anker. "Wir haben eine große Anzahl von Ladungen gesehen, die vor der Küste Südspaniens warten oder im Mittelmeer kreisen", sagte Alex Froley, LNG-Analyst beim Datenanalyseunternehmen ICIS.

"Auch harren einige Ladungen vor dem Vereinigten Königreich aus." Möglicherweise liege das auch daran, dass einige Schiffe vor Beginn der Heizperiode darauf warteten, ihre Ladungen zu einem höheren Preis zu verkaufen.

Spanien liegt bei LNG-Kapazitäten vorn

Spanien ist das LNG-Land Nummer eins in der Europäischen Union, verfügt es doch über die größten Wiederverdampfungskapazitäten: Sie machen ein Drittel des gesamten LNG und 44 Prozent der LNG-Speicherkapazität in der EU aus.

Deutschland dagegen verfügt aktuell noch über keine eigenen LNG-Terminals. Im kommenden Winter sollen zwei schwimmende LNG-Anlagen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel einsatzbereit sein, um Importe von Flüssiggas ins deutsche Gasnetz einzuspeisen.

Pipeline für LNG-Terminal Wilhelmshaven liegt im Plan

Die Pipeline für das Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven ist mittlerweile zur Hälfte fertiggestellt. Damit liegen die Bauarbeiten für die rund 26 Kilometer lange Wilhelmshavener Anbindungsleitung (WAL) im Zeitplan, wie der Gasnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) der Deutschen Presse-Agentur gestern mitteilte.

"Wir befinden uns mit dem Bau der WAL auf Kurs", sagte Projektleiter Franz-Josef Kissig. "Alle Projektbeteiligten arbeiten weiterhin ohne Unterbrechung konzentriert und motiviert daran, dass wir die Leitung am 20. Dezember in Betrieb nehmen können." Ab dem 21. Dezember soll nach früheren Angaben der Landesregierung LNG über das Terminal angelandet werden.

Zusammen haben die LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel eine Kapazität von jährlich bis zu 12,5 Milliarden Kubikmeter. In Stade und Lubmin könnten zwei weitere dieser Anlagen zum Einsatz kommen. Die schwimmenden Terminals könnten später durch feste ersetzt werden.

Stimmt Frankreich der MidCat-Pipeline noch zu?

Noch in dieser Woche wollen sich die Staatschefs aus Frankreich, Deutschland, Spanien und Portugal treffen, um über die wiederbelebten Pläne Deutschlands und Spaniens zum Bau einer Gaspipeline namens MidCat über die französischen Pyrenäen zu entscheiden.

Die Grundidee dabei: Deutschland braucht Gas, Spanien hat mehr davon, als es selbst braucht. Die MidCat-Pipeline könnte Europa helfen, seine Abhängigkeit vom russischen Gas weiter zu reduzieren, so die Hoffnung der Unterstützer. Einzig Frankreich müsste als Transitland noch zustimmen. Doch die Franzosen sperren sich bislang dagegen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. Oktober 2022 um 13:00 Uhr.