Bericht über Deals mit Griechenland Geschönte Staatsfinanzen dank US-Banken?

Stand: 15.02.2010 09:58 Uhr

Große US-Banken sollen Griechenland jahrelang dabei geholfen haben, seine wachsende Verschuldung zu verschleiern. Das berichtet die "New York Times". So habe etwa Goldman Sachs dem Land kurz nach dem Euro-Beitritt einen Milliardenkredit gewährt, der als Devisengeschäft ausgegeben worden sei.

Von Sabine Müller, HR-Hörfunkkorrespondentin Washington

Sie hatten klangvolle Namen wie "Äolus", nach dem griechischen Gott des Windes: die Deals, mit denen Griechenland das Ausmaß seiner Staatsverschuldung vor den Haushaltswächtern in Brüssel versteckte. Nach Informationen der "New York Times" waren amerikanische Großbanken vom Anfang bis zum Ende daran beteiligt, vor allem Goldman Sachs.

Noch im vergangenen November gab es offenbar Versuche, zu verschleiern, wie schlecht es um Griechenlands Staatsfinanzen steht. Ein Team unter der Führung des Chefs von Goldman Sachs kam nach Athen und machte der Regierung neue Vorschläge, wie man Schulden aus dem griechischen Gesundheitssystem in die ferne Zukunft verlagern könne. Athen habe dies aber abgelehnt, schreibt die "New York Times", obwohl solche Verschleierungstaktiken in der Vergangenheit gut funktioniert hätten.

Milliardenkredit als Devisengeschäft verbucht

Besondere Aufmerksamkeit bekommt in dem Artikel ein Deal aus dem Jahr 2001, kurz nachdem Griechenland der Eurozone beigetreten war. Nach Angaben von Insidern lieh Goldman Sachs der Regierung in Athen damals mehrere Milliarden Dollar. Anstatt als Kredit seien die aber als Währungsgeschäft verbucht worden und tauchten in den Haushaltsbüchern deshalb nicht als Schulden auf. Für die Geldspritze habe Griechenland zukünftige Einnahmen abgetreten, zum Beispiel aus Flughafengebühren und Lotterien. Goldman Sachs soll an dem Deal etwa 300 Millionen Dollar verdient haben.

Auch andere Banken beteiligt?

Neben Goldman Sachs waren laut "New York Times" auch andere Banken wie JP Morgan Chase an solchen Geschäften in Europa beteiligt, und auch andere europäische Länder wie Italien. Goldman Sachs und JP Morgan Chase wollten auf Nachfrage keinen Kommentar zu dem Bericht abgeben.

Die Wall Street habe Europas Schuldenprobleme nicht verursacht, analysiert die "New York Times", aber sie habe Griechenland und anderen dabei geholfen, über ihre Verhältnisse Schulden aufzunehmen. Und das, so betont die Zeitung, mit Deals, die absolut legal waren.