Private Verschuldung Deutsche nutzen häufiger Ratenkredite
Beim Kauf auf Pump haben Verbraucher im vergangenen Jahr stärker auf Ratenkredite zugegriffen - aber mit kleineren Summen. Laut Kreditauskunftei Schufa nutzten junge Menschen vermehrt Online-Bezahldienste.
Mehr Kreditverträge, aber kleinere Summen: diesen Trend bei Ratenkrediten der deutschen Verbraucher hat der Risiko- und Kreditkompass der Schufa für das vergangene Jahr ausgemacht. Angesichts der Krise durch den Ukraine-Krieg könnte sich dieser Trend noch verstärken.
Erstmals seit vier Jahren ist die Zahl der Ratenkredite in Deutschland 2021 wieder deutlich gestiegen. Rund 6,9 Millionen neu abgeschlossene Ratenkredite ermittelte die Schufa im vergangenen Jahr. Das entspricht einer Steigerung um 4,5 Prozent gegenüber 2020. Kleinere Summen unter 1000 Euro wurden dabei deutlich öfter auf Kredit finanziert als in den Vorjahren. Ihr Anteil an allen neu abgeschlossenen Verträge liegt inzwischen bei fast 30 Prozent. 2020 waren es 19,9 Prozent.
"Buy now, pay later" bei jungen Verbrauchern
Der Anstieg bei Ratenkrediten mit niedrigen Summen ist vor allem auf die jüngere Altersgruppe und ein erhöhtes Angebot an schnell abgeschlossenen Krediten zurückzuführen. Die durchschnittliche Höhe der neuen Kredite unter 1000 Euro lag über alle Altersklassen bei etwa 409 Euro, bei den 18- bis 19-Jährigen dagegen bei 343 Euro: "Der hohe Anteil von niedrigen Kreditsummen vor allem in jüngeren, internetaffinen Zielgruppen lässt sich offensichtlich auf sogenannte Buy-Now-Pay-Later-Angebote zurückführen, die zunehmend nachgefragt werden".
Dabei werden zumeist Online-Bezahldienste genutzt, mit denen das Zahlungsziel auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden oder der offene Rechnungsbetrag in eine Ratenzahlung umgewandelt werden kann. Diese vermeintlich praktischen Bezahllösungen können sich für junge Menschen jedoch schnell als Schuldenfalle entpuppen, so die Auskunftei.
Angst vor großen Kreditbelastungen?
Kredite für große Anschaffungen waren im vergangenen Jahr dagegen rückläufig. Die Anteile mittlerer (1000 bis 10.000 Euro) und großer Ratenkredite (ab 10.000 Euro) waren weniger gefragt. "Die Deutschen stellen größere Anschaffungen zurück. Dies spiegelt auch die Stimmung in unseren Verbraucherbefragungen wieder, die wir regelmäßig durchführen", so Schufa-Vorstand Ole Schröder.
Die Deutschen bleiben insgesamt sehr zuverlässige Schuldner, wie die Studie zeigt. Wie in den beiden Vorjahren wurden demnach 97,9 Prozent aller aufgenommenen Ratenkredite vertragsgemäß bedient. Die Pandemie habe auch 2021 keine negativen Auswirkungen auf die Ver- und Überschuldung der Menschen in Deutschland gehabt, so die Schufa.
Vertrauen in finanzielle Sicherheit gesunken
Ob die Folgen des Ukraine-Krieges auf viele Deutsche auch das Kreditverhalten und die Zahlungsmoral verändern werden, bleibt abzuwarten. Das Vertrauen in die eigene finanzielle Sicherheit ist laut einer aktuellen Umfrage der Teambank vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs bei vielen Menschen in Deutschland gesunken. "Der russische Angriffskrieg hat die Stimmung insgesamt nochmals deutlich getrübt", so der Vorstandschef der Teambank, Frank Mühlbauer.
Bundesweit lag der sogenannte Liquiditätsindex vor Beginn des Krieges bei 11,5 - im März sank er auf sieben Punkte ab. Der Liquiditätsindex beschreibt der Teambank zufolge die Selbsteinschätzung der Menschen in Deutschland mit Blick auf die eigene finanzielle Situation. Die Erhebung basiert auf einer Befragung von mehr als 3000 Bürgern von 18 bis 79 Jahren. Die Nürnberger Teambank ist auf die Vergabe von Ratenkrediten spezialisiert.