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FAQ

Online-Bezahldienste Giropay als Alternative zu PayPal und Co.?

Stand: 11.05.2022 08:08 Uhr

Deutsche Banken und Sparkassen wollen den PayPal-Konkurrenten Giropay im Markt für Bezahldienste etablieren. Kann das funktionieren? Und was sind die Folgen für Kunden? Antworten auf einige Fragen.

Von Mark Ehren, tagesschau.de

Was ist Giropay?

Giropay ist das eigene Online-Bezahlverfahren von weiten Teilen der deutschen Finanzwirtschaft. Rund 1500 Banken und Sparkassen von insgesamt knapp 1700 in Deutschland aktiven Kreditinstituten unterstützen es. Die Betreibergesellschaft Paydirekt gehört einem Konsortium von Sparkassen-Finanzgruppe, DZ Bank, Commerzbank und Deutscher Bank. Vorgänger des Verfahrens waren die unabhängig voneinander agierenden Bezahlsysteme Paydirekt, Giropay und Kwitt, die im vergangenen Jahr zur Marke Giropay verschmolzen wurden.

Schon seit Längerem ist den öffentlich-rechtlichen, genossenschaftlichen und privaten Banken der Erfolg der US-Bezahldienste PayPal, Apple Pay und G Pay von Google ein Dorn im Auge. Den Instituten droht der Verlust von Einnahmen durch ihre Dienstleistungen. Außerdem befürchten die Banken eine Abwanderung der Kunden, wenn häufig die Dienste von dritten Anbietern benutzt werden. Giropay soll den US-Anbietern Konkurrenz machen.

Was ändert sich jetzt?

Bisher konnte man Giropay nur mit Girokonten verbinden, um Zahlungen durchzuführen. Kunden können in Zukunft auch digitale Girocards als Zahlungsmittel bei Giropay hinterlegen. Eine digitale Girocard ist eine virtuelle Kopie der physischen Girocard, die häufig noch als EC-Karte bezeichnet wird.

Auch die Girocard hat die Finanzbranche in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Sie trägt mittlerweile fast immer das "Kontaktlos-Symbol" mit den vier aneinander liegenden Bögen. Mit solchen Karten kann nicht nur bei stationären Händlern durch direktes Vorhalten am Kassenterminal bezahlt werden. Je nach Bank ist dann beispielsweise auch eine kontaktlose Zahlung mit dem Smartphone möglich, sofern die Karte als Zahlungsmittel etwa in der "Mobiles Bezahlen"-App der Sparkassen oder "Pay"-App der genossenschaftlichen Banken hinterlegt wurde.

Welchen Nutzen haben Bankkunden davon?

Giropay eignet sich für Nutzer, die die Dienste der großen US-Konkurrenten meiden wollen und auch nicht mit Kreditkarte, per Überweisung oder Rechnung bezahlen können oder wollen. Sie können mit ihrem Giropay-Account online einkaufen, ohne etwa ihre Bankdaten zum Beispiel für ein Lastschriftverfahren zu offenbaren.

Welches Ziel verfolgen die Banken?

Hintergrund der Neuerung ist offenbar der Wunsch der Banken, die Girocard im Wettbewerb mit Kreditkarten zu stärken. Denn eine Girocard kann grundsätzlich erst einmal nur in Deutschland und nicht international eingesetzt werden - es sei denn, sie verfügt über die Funktionen Maestro von Mastercard oder V Pay von Visa. Mastercard hat bereits angekündigt, Maestro einzustellen. Visa hat eine solche Entscheidung offiziell noch nicht getroffen. Fachmedien haben allerdings darüber spekuliert, dass auch Visa V-Pay einstellen wird.

Die Girocard würde dann ohne die Möglichkeit, sie auch international einzusetzen, deutlich unattraktiver werden. Als in Giropay integriertes Zahlungsmittel könnte man sie immerhin noch beim Online-Shopping auch im Ausland einsetzen, sofern der ausländische Händler Giropay tatsächlich auch unterstützt.

Welche Banken bieten die Einbindung der digitalen Girocard an?

Zuerst sind die Kunden von Volks- und Raiffeisenbanken dran, bis Ende des Jahres dann die Sparkassenkunden. Danach sollen weitere Banken folgen.

Es gibt aber auch eine Reihe von Banken, die bislang nicht mitmachen. Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest können die Kunden der großen Filialbanken Commerzbank, Deutsche Bank, HypoVereinsbank, Postbank, Santander und auch der Direktbanken wie Comdirect, DKB, N26 und Tomorrow noch keine der ausgegebenen Girokarten digital in Zahlungs-Apps hinterlegen. Stattdessen soll das mit Karten von Anbietern wie Visa oder Mastercard geschehen.

Wie weit ist Giropay verbreitet?

Giropay zählt nach Angaben des Betreibers Paydirekt bislang etwa 7,5 Millionen Nutzer. Diese könnten das Verfahren bei 27.000 Onlineshops und bei mehr als 1400 Kommunen einsetzen. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das aber immer noch wenig. Der US-Konkurrent PayPal kommt auf rund 32 Millionen Nutzer in Deutschland.

Beim Start vor einem Jahr deckten Giropay und Paydirekt zusammen etwa zwei Prozent des deutschen Marktes für Online-Zahlungen ab. Mittelfristig hoffen die beteiligten Banken, den Marktanteil auf bis zu 50 Prozent zu steigern.

Die aktuelle Marktforschung lässt dieses Ziel allerdings als äußerst ambitioniert erscheinen. Nach einer Befragung des Statista Global Consumer Survey (GCS) haben 16 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten Giropay benutzt, PayPal kam auf 93 Prozent.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete der SWR am 30. November 2021 um 20:30 Uhr in der Sendung "Marktcheck".