Wohnwagen und Vorzelte stehen im Hochwasser der Talsperre Kelbra.

Bilanz der Versicherer Unwetter richten 2023 Milliardenschäden an

Stand: 27.05.2024 08:26 Uhr

Im vergangenen Jahr sorgten Hagel, Stürme und Starkregen für Versicherungsschäden in Höhe von 5,7 Milliarden Euro - deutlich mehr als im Jahr zuvor. Die meisten Schäden entstanden dabei in Bayern und in Hessen.

Sturm, Hagel und Starkregen haben 2023 zu Schäden in Milliardenhöhe geführt. Auf 5,7 Milliarden Euro beziffert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die versicherten Schäden im vergangenen Jahr. "Das sind 1,7 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2022", teilte der Hauptgeschäftsführer, Jörg Asmussen, in Berlin mit.

"Grund dafür sind vor allem schwere und teure Hagelschäden an Kraftfahrzeugen." Der bisherige registrierte Rekord lag dem Verband zufolge im Jahr 2021 mit 13,9 Milliarden.

In einer ersten Schätzung waren die Versicherer Ende vergangenen Jahres noch von einem niedrigeren Wert ausgegangen. Die Statistik wird seit Anfang der 1970er-Jahre geführt.

Die meisten versicherten Schäden in Bayern

Allein die Unwetter im vorigen August verursachten den Angaben zufolge mit 1,5 Milliarden Euro gut ein Viertel des Gesamtschadens 2023. Auch im Juni gab es bei Unwettern hohe Schäden. Dagegen seien im Herbst und Winter schwere Stürme weitgehend ausgeblieben.

Die meisten versicherten Schäden seien in Bayern entstanden - mehr als zwei Milliarden Euro seien registriert worden. Hessen kam in der Statistik auf Platz zwei mit 890 Millionen Euro. "Die Alpenregion und die hessischen Mittelgebirge Taunus und Odenwald waren besonders häufig von Hagel betroffen", sagte Asmussen laut Mitteilung dazu.

Höhere Preise für Ersatzteile

Bei der Kraftfahrtversicherung verzeichnete der Gesamtverband ebenfalls einen Anstieg: Der Durchschnitt der versicherten Schäden wegen Beschädigungen durch Sturm und Hagel betrug demnach 4.100 Euro. Das sei der dritthöchste Wert nach 1984 (4.700 Euro) und 2021 (4.300 Euro). "Ursache für die hohen Kosten sind die gestiegenen Ersatzteilpreise und die hohen Werkstattlöhne", teilte der Gesamtverband weiter mit.

Auch in den vergangenen Monaten hatten Unwetter in Deutschland immer wieder erhebliche Schäden verursacht. Diese Summe floss aber nicht in die nun vorgestellte Bilanz ein. Nach Einschätzung von Meteorologen kommen extreme Wetterereignisse wegen der Klimakrise häufiger vor.

Pfingstunwetter sorgen dieses Jahr für hohen Schaden

Nach den Unwettern an Pfingsten mit Hochwasser im Saarland und in Rheinland-Pfalz geht der Gesamtverband der Versicherer von rund 200 Millionen Euro versicherten Schäden aus. Darin enthalten seien Schäden an Gebäuden und Kraftfahrzeugen, teilte Asmussen dazu letzte Woche in einer ersten vorläufigen Schadenbilanz der Versicherungswirtschaft mit. 

Nach den starken Regenfällen im Norden am vergangenen Wochenende müssen sich die Menschen in Deutschland dabei auch heute wieder auf Gewitter einstellen. Am Montag sollen vom Süden und der Mitte Deutschlands kräftige Schauer und Gewitter über das Land ziehen, wie der Deutsche Wetterdienst am Morgen mitteilte. 

Diskussion über Pflichtversicherung

Als Reaktion auf die Naturgewalten kam zuletzt erneut aus der Politik die Forderung nach Einführung einer Pflichtversicherung für Elementarschäden auf. Darüber wollen die Ministerpräsidenten der Länder im nächsten Monat mit Kanzler Olaf Scholz sprechen. Dazu sagte Asmussen: "Eine Pflichtversicherung als alleiniges Mittel hilft niemandem - weder Hausbesitzern noch Ländern und Kommunen."

Der Fokus beim Schutz vor Naturgefahren müsse auf Klimafolgen-Anpassung liegen, forderte der Hauptgeschäftsführer. "Wir benötigen eine Verankerung der Anpassung an den Klimawandel im Bauordnungsrecht, weniger Flächenversiegelungen und Bauverbote in Überschwemmungsgebieten."

Dem Verband zufolge sind im Bundesdurchschnitt 54 Prozent aller Wohnhäuser gegen alle Naturgefahren versichert - und nicht nur gegen einzelne Wetterphänomene wie Sturm und Hagel. Die so bezeichnete Versicherungsdichte sei im vergangenen Jahr binnen Jahresfrist bundesweit um zwei Prozentpunkte gestiegen.