
Nach Prognoseänderung Zalando-Aktie bricht ein
Die jüngste Prognosesenkung hat bei Zalando einen Ausverkauf ausgelöst. Die Aktien des Online-Modehändlers rutschten zeitweise unter ihren Ausgabepreis beim Börsengang vor acht Jahren.
Nach zusammengestrichenen Jahreszielen beim Online-Modehändler Zalando ist die Aktie des DAX-Unternehmens stark unter Druck geraten. Das Papier fiel am Vormittag zwischenzeitlich um bis zu 18 Prozent auf 20,94 Euro und damit unter seinen Ausgabepreis beim Börsengang aus dem Jahr 2014 von 21,50 Euro. Zuletzt lag das Minus bei rund 11,5 Prozent.
Zalando befürchtet wegen der zuletzt stark eingetrübten Wirtschaftsperspektiven einen längeren Nachfrageeinbruch. Daher strich das Unternehmen, das während der Corona-Pandemie noch zu den großen Gewinnern gehörte, nun seine Jahresziele zusammen und rechnet 2022 bestenfalls noch mit einem kleinen Umsatzwachstum.
Ausblick schlimmer als befürchtet
Die Zeiten, in denen der Online-Modehändler mit zweistelligen Wachstumsraten überzeugen konnte, scheinen vorerst vorbei. Die hohe Inflation, Rezessionsängste und eine trübe Stimmung vieler Verbraucher sorgen aktuell beim DAX-Konzern für eine Flaute. Zalando will jetzt auf die Kostenbremse drücken.
Analysten zeigten sich zwar nicht überrascht über die Senkung, wohl aber über ihr Ausmaß. Ein Händler sagte, der neue Ausblick von Zalando sei viel schlimmer als befürchtet. Ähnlich sahen es die Analysten von JPMorgan, die das Ausmaß der Prognosesenkung als größer als erwartet bezeichneten und erklärten, sie könnten trotz des Ausverkaufs noch nicht empfehlen, in den Sektor einzusteigen.
Bereits im ersten Quartal hatte Zalando die Rückkehr des stationären Einzelhandels nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen, eine sich eintrübende Verbraucherstimmung sowie steigende Kosten zu spüren bekommen. Das Umfeld habe sich im zweiten Jahresviertel noch verschlechtert und die Konsumlaune sei gesunken, hieß es in einer Mitteilung von gestern Abend.
Börsenwert von 28 Milliarden auf sechs Milliarden Euro geschrumpft
Damit setzt sich der steile Abwärtstrend der Zalando-Aktie fort. Der Corona-Kursboom war schon seit einer Weile Geschichte. Während der Hochphase der Pandemie hatte Zalando lange Zeit vom florierenden Online-Handel profitiert. Im Sommer vergangenen Jahres hatte der Kurs mit 105,90 Euro ein Rekordhoch erreicht, womit das Unternehmen damals fast 28 Milliarden Euro wert war. Inzwischen sind es nur noch knapp sechs Milliarden Euro.
Das Unternehmen hat mit einer abflauenden Kauflust der Kunden zu kämpfen. Gestern Abend gab Zalando bekannt, dass der Umsatz 2022 im besten Fall nur um drei Prozent auf 10,7 Milliarden Euro steigen dürfte. Allerdings könnte der Erlös auch bei 10,4 Milliarden Euro stagnieren, nachdem der Vorstand Anfang Mai noch von einem Wachstum von bis zu 19 Prozent ausgegangen war. Damals hatte der Vorstand bereits die Prognose an das untere Ende des ursprünglichen Ausblicks angepasst.
Die derzeitigen Herausforderungen könnten nun aber länger anhalten und intensiver ausfallen als gedacht, hieß es. Auch die Ergebnisprognose strich Zalando daher massiv zusammen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte 2022 auf 180 bis 260 Millionen Euro sinken - nach 468,4 Millionen Euro im Vorjahr. Bislang hatte das Management für dieses Jahr ein Ziel am unteren Ende der Spanne von 430 Millionen bis 510 Millionen Euro ausgegeben.