Eine Ryanair-Maschine steht auf einem Rollfeld.

Billigflieger in der Pandemie-Krise Rekordverlust bei Ryanair

Stand: 17.05.2021 10:46 Uhr

Im vergangenen Jahr hat die irische Fluggesellschaft Ryanair Verluste angehäuft wie noch nie. Doch Unternehmenschef O'Leary sieht den Tiefpunkt erreicht. Der langsam anziehende Tourismus stimmt ihn optimistisch.

Bei Europas größtem Billigflieger Ryanair beläuft sich das Minus im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 nach Steuern auf 815 Millionen Euro. Einen so großen Verlust hat das Unternehmen noch nie verkraften müssen. Im Vorjahr hatte der Gewinn bei fast 650 Millionen Euro gelegen. "Es ist besser als wir prognostiziert hatten, aber noch immer ein traumatischer Verlust für eine Airline, die konstant profitabel war in ihrer 35-jährigen Geschichte", kommentierte Ryanair-Chef Michael O'Leary.

Die irische Fluggesellschaft bekräftigte aber ihre Prognose, dass die Passagierzahlen im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich am unteren Ende einer Spanne von 80 bis 120 Millionen liegen werden. Im Quartal von April bis Juni erwartet das Unternehmen fünf bis sechs Millionen Fluggäste.

Im Geschäftsjahr bis Ende März beförderte das Unternehmen 27,5 Millionen Passagiere. Das entspricht einem Minus von mehr als 80 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Aber damit sollte der Tiefpunkt erreicht sein.

Gewinnschwelle ist in Reichweite

Schon vor einigen Wochen hatte O'Leary in der "Financial Times" Optimismus verbreitet: Ein Rückgang bei den Kosten und ein Schrumpfen der europäischen Flugkapazitäten dürften zu einer sehr starken Erholung des Ergebnisses im Geschäftsjahr bis Ende März 2023 führen, so seine Einschätzung. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März 2022 gehe er davon aus, in etwa die Gewinnschwelle zu erreichen.

O'Leary sprach anlässlich der Bilanzvorstellung nun davon, dass die Buchungen derzeit deutlich anzögen. Deswegen habe er den Eindruck, die Erholung habe bereits begonnen. Nach 500.000 Buchungen pro Woche Anfang April liege die Zahl jetzt bereits bei 1,5 Millionen.

Aus der Sicht von Experten hat Ryanair besonders günstige Voraussetzungen für eine schnelle Erholung, da der Billigflieger keine Langstreckenflüge mit Geschäftsreisenden im Programm hat - anders als Netzwerk-Airlines wie Lufthansa oder Air France KLM. Und insbesondere dieses Segment könnte auch nach der Pandemie angesichts der digitalen Konferenzmöglichkeiten nicht auf das Ursprungsniveau zurückkehren.

  

Die Konkurrenz schrumpft

Positiv könnte sich für Ryanair zudem auswirken, dass die Konkurrenz ausdünnt. So hatte die vom Staat gestützte Lufthansa bereits die Fluglinien Germanwings und SunExpress geschlossen. Und der angeschlagene Billigflieger Norwegian Air Shuttle streicht nach einem Rekordverlust 2020 in Spanien bis zu 85 Prozent der Jobs. 1200 Stellen fallen weg.

Im Heimatland Norwegen und in Irland beantragte die Airline Gläubigerschutz, um sich sanieren zu können. Langstreckenflüge bietet Norwegian nicht mehr an. Die ungarische Billig-Airline Wizz Air hatte bereits Zahlen für das Geschäftsjahr 2020/21 präsentiert und über einen Verlust von 475 bis 495 Millionen Euro berichtet.

Starke Erholung mit dem Impffortschritt?

Die nähere Zukunft der Branche dürfte vor allem vom Fortschritt der globalen Impfbemühungen abhängen. O'Leary erwartet eine Besserung ab der zweiten Jahreshälfte und im zweiten Geschäftshalbjahr: Wenn, wie es derzeit prognostiziert werde, die Impfungen in Europa weit vorangekommen seien, werde sich eine starke Erholung einstellen, so der Ryanair-Chef.

Düstere Prognosen noch von Ende April könnten sich demnach als zu negativ erweisen. So hatte der Dachverband der Fluggesellschaften (IATA) erklärt, das wichtige Fluggeschäft im Sommer sei in Gefahr. Deshalb hatte IATA die Verlustprognose für dieses Jahr von knapp 39 Milliarden US-Dollar auf 47 bis 48 Milliarden Dollar erhöht. Das entspricht rund und 40 Milliarden Euro.

Aber aktuell scheint sich die Stimmung in der europäischen Reisebranche insgesamt etwas aufzuhellen. Vielerorts läuft der Tourismus langsam wieder an, die Impfkampagnen nehmen Fahrt auf, die Corona-Zahlen sinken.

Seit einigen Tagen ist es beispielsweise wieder möglich, zu touristischen Zwecken in Portugal einzureisen. Auch auf Mallorca öffnen immer mehr Hotels. Mehr als 20 Prozent aller Häuser seien wieder geöffnet, wie der mallorquinische Hotelierverband FEHM mitteilt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. Mai 2021 um 07:35 Uhr.