Ein Briefträger fährt mit seinem Fahrrad eine Straße entlang.

Tarifkonflikt Keine Einigung bei der Post - Streikwelle droht

Stand: 10.02.2023 17:37 Uhr

Angesichts der hohen Inflation fordert die Gewerkschaft ver.di 15 Prozent mehr Lohn für Beschäftigte der Post. Gewerkschaft und Konzern konnten sich aber erneut nicht einigen. Nun könnte es weitere Streiks geben.

Auch in der dritten Verhandlungsrunde konnten sich die Deutsche Post und die Gewerkschaft ver.di nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen. Das teilten beide Seiten mit. Damit könnte es zu weiteren Protesten und Streiks kommen. Die Gewerkschaft kündigte eine Urabstimmung unter den Mitgliedern über einen Arbeitskampf an.

Wegen der hohen Inflation fordert ver.di 15 Prozent mehr Lohn für die etwa 160.000 Tarifbeschäftigten der Post bei einer Laufzeit von einem Jahr. Fast 90 Prozent der Tarifbeschäftigten der Deutschen Post seien in den Entgeltgruppen 1 bis 3, mit einem Monatsgrundentgelt zwischen 2108 und 3090 Euro brutto. Sie könnten sich schlichtweg keinen Kaufkraftverlust leisten, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.

Der Konzern hat bei den Verhandlungen in Düsseldorf nach eigenen Angaben angeboten, alle tariflichen Entgelte und Ausbildungsvergütungen ab Anfang 2024 in zwei Stufen um insgesamt 340 Euro anzuheben. Das seien bis zu 20,3 Prozent höhere Löhne. Außerdem sollten alle Tarifbeschäftigten und Auszubildenden rückwirkend ab dem 1. Januar 2023 über zwei Jahre die volle steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro erhalten.

100.000 Beschäftigte haben bereits gestreikt

"ver.di hat eine historische Chance verspielt, die Zukunft der Deutschen Post in Deutschland zu sichern", sagte Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie. "Wir sind mit diesem Angebot an die Grenze des finanziell Machbaren gegangen, um besonders diejenigen unserer Beschäftigten zu unterstützen, die am stärksten die Herausforderungen der letzten Monate gespürt haben."

"Das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot ist weit von unseren Forderungen entfernt. Die Arbeitgeber waren nicht bereit, die Reallohneinbußen der Beschäftigten auszugleichen", sagte ver.di-Verhandlungsführerin Kocsis dazu. Der Vorschlag der Arbeitgeber erhöhe sogar das Risiko, dass es weitere Reallohnverluste geben könnte.

Ihre Forderungen hatte die Gewerkschaft bereits mit massiven Warnstreiks unterstrichen. Allein in dieser Woche hätten 23.000 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt, teilte ver.di mit. Im Februar hatten sich ver.di zufolge insgesamt 100.000 Beschäftigte an den Streiks beteiligt. Nach Angaben der Post kamen infolgedessen Millionen Briefe und Pakete verzögert an.

Jörg Sauerwein, WDR, 10.02.2023 17:43 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 10. Februar 2023 um 17:21 Uhr.