
Super Bowl 200.000 Dollar pro Sekunde Werbung
Football ist im US-Fernsehen Quotenkönig. Die Zuschauerzahlen - beim heutigen Super Bowl mehr als 100 Millionen - treiben die Preise für TV-Rechte und Werbespots in astronomische Höhen. Die Liga NFL arbeitet strategisch daran, dass das so bleibt.
61 Millionen Menschen in den USA hatten am Abend des 30. Januar stark erhöhten Puls. Im Spiel um die Teilnahme am Super Bowl holten die Cincinnati Bengals einen Rückstand von 18 Punkten auf und in der Verlängerung zogen sie tatsächlich an den Kansas City Chiefs vorbei ins Finale. 61 Millionen Zuschauer in der Spitze, 48 Millionen im Schnitt: Damit konnte der Fernsehsender CBS sehr zufrieden sein, vor allem aber die Football-Liga NFL.
Fernsehverträge für 110 Milliarden Dollar
Football ist und bleibt König in den US-Medien. Unter den 100 meistgesehenen Sendungen waren voriges Jahr 75 Football-Übertragungen. Nummer eins ist und bleibt der Super Bowl, und so konnte die NFL voriges Jahr Phantasiesummen bei den neuen Verträge mit den Fernsehsendern einnehmen: 110 Milliarden Dollar für elf Jahre.
Neu dabei: die Plattform Amazon. Sie wird bald die Donnerstagsspiele übertragen. Für die 17 Donnerstage zahlt Amazon etwa eine Milliarde Dollar im Jahr. Dass die NFL sich für Amazon entschieden habe, könne Zuschauer kosten, sagt Ben Fischer vom "SportsBusinessJournal". Aber: "Sie nehmen womöglich einen kurzfristigen Rückgang bei der Reichweite und den Preisen für Werbung hin, um damit langfristig Amazon mit in den Mix zu nehmen und Amazon zu einem Wettbewerber aufzubauen, der eines Tages gegen die Fernsehsender um die vollen Übertragungsrechte kämpft."
Sechs Millionen für einen Werbespot
Refinanziert wird das Ganze vor allem über Werbung. Der 30-Sekunden-Spot beim beliebten Sonntags-Football kostet rund 800.000 Dollar. Beim Super Bowl werden inzwischen sechs Millionen Dollar für 30 Sekunden fällig. Angesichts der enormen Zuschauerzahl wollen viele große Unternehmen präsent sein.
Auch die nächste Generation Zuschauer entgeht der NFL nicht: "Touchdown für die San Francisco 49ers!" Und aus vier Kanonen ergießt sich tonnenweise grüner Schleim über das Spielfeld, virtuell natürlich - zu sehen beim Kindersender Nickelodeon. Echter Football, verständlich aufbereitet und voller cooler Bildideen. Mitte Januar wollten das 1,3 Millionen Menschen sehen.
Das ist nicht viel im Vergleich. Aber die NFL wolle die Kids jetzt an sich binden, sagt Journalist Fischer. "Die bloße Vorstellung, etwas um 01.00 Uhr zu schauen, weil es dann stattfindet, statt es, wann immer du willst, auf YouTube anzusehen, die ist wirklich schräg für einen 13-Jährigen von heute." Diese Gewohnheiten kämen also nicht von selbst, und das mache der NFL strategisch wirklich große Sorgen.
Deutscher Markt ins Visier genommen
Und noch einen Markt hat die NFL fest im Blick: Deutschland. "Wir werden diese Saison - 2022 - nach München gehen", kündigte NFL-Chef Roger Goodell am Mittwoch an. Frankfurt kommt auch zum Zug. Zwei Spiele in München, zwei in Frankfurt - im Verlauf der nächsten vier Jahre. Die NFL freut sich darauf. Noch ist der deutsche Markt ein kleiner - schon allein wegen der Zeitverschiebung. Aber er wächst.
Immer wieder wurde die NFL zwischenzeitlich totgesagt: die Kopfverletzungen und ihre Spätfolgen, die sexuellen Übergriffe in einigen Teams, der Umgang mit kritischen Sportlern wie Colin Kaepernick. Doch nun, nach der Pandemie, scheint der Hunger auf Football größer zu sein als je zuvor. Der Super Bowl könnte diesmal wieder mehr als 100 Millionen Zuschauer anlocken und alle Rekorde brechen, schon allein wegen der Half time Show mit Eminem, Mary J. Blige, Snoop Dog und anderen.