
Wiedereröffnung der Kinos Vorhang auf für James Bond & Co.
James Bond musste lange warten. Doch nun kommt er bald in Kinos, die von heute an wieder öffnen dürfen. Viele Betreiber kamen zwar gut durch die Krise. Zum Neustart kritisieren sie aber vor allem die Maskenpflicht.
Die Corona-Krise hat die Filmbranche voll erwischt - und sprichwörtlich durchgeschüttelt. 2019 betrug der Umsatz der Kinos in Deutschland rund eine Milliarde Euro, im vergangenen Jahr waren es nur noch rund 320 Millionen. Doch nun gibt es offensichtlich eine große Lust auf ein Comeback der Kinos. "Unsere Abonnenten-Zahl ist zuletzt gestiegen, obwohl wir noch gar nicht wieder geöffnet hatten", sagt Christian Bräuer, Geschäftsführer von Arthouse-Kinos in Berlin und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Kino.
Eine Studie der Filmförderungsanstalt stützt seine Erfahrung. Danach gefragt, ob sie wieder ins Kino möchten, wenn diese wieder öffnen, antworteten im Juli 2020 rund 49 Prozent der Befragten: Sie wollten dann wieder "ganz normal" ins Kino gehen. Im Januar 2021 stieg dieser Wert auf 64 Prozent. Sieben Prozent gaben sogar an, künftig "häufiger" ins Kino zu wollen.

Dank staatlicher Hilfen überstanden fast alle der mehr als 1700 Kinos in Deutschland die Schließungen in der Pandemie.
Dank staatlicher Hilfen nur acht Insolvenzen
Deutschlandweit können sich Film-Fans dazu in rund 800.000 Kinosessel fallen lassen. So hoch ist das Angebot derzeit laut Statistischem Bundesamt. Mehr als 1700 Kinos gibt es im Land - konstant seit vielen Jahren. Daran haben auch die zurückliegenden Krisen-Monate nichts geändert. Der Branchenverband HDF Kino berichtet von lediglich acht Insolvenzen im vergangenen Jahr. Christian Bräuer drückt es so aus: "Die staatlichen Hilfsprogramme wirkten wie Schwimmflügel. Untergehen wurde verhindert."
Nun heißt es also wieder "Film ab". Völlig entspannt schaut die Branche allerdings nicht auf den Neustart: In den Bundesländern würden unterschiedliche Regeln für den Kinobesuch gelten. Der HDF Kino hätte gerne einheitliche. Dazu gehört, dass es für Besucher keine Maskenpflicht geben soll. Den Betreibern dürfte es dabei vor allem darum gehen, dass möglichst viel Popcorn, Bier und Chips vor den Leinwänden landet. Kino-Besucher geben durchschnittlich 4,65 Euro für Verzehr aus. Das macht für Kinos ein Drittel des Gesamt-Umsatzes aus.
Kinos verweisen auf Studie zu Infektionsrisiken
Betreiber berufen sich bei ihrer Forderung auf eine Studie der Technischen Universität Berlin. Forscherinnen und Forscher des Hermann Rietschel Instituts haben untersucht, wie groß die theoretische Gefahr ist, sich mit Corona in geschlossenen Räumen zu infizieren. Ergebnis: In einem zu 40 Prozent besetzten Kino-Saal ist das Risiko ohne Maske zwar fast drei Mal so hoch wie in einer vergleichbaren Situation mit Maske. Aber es entspricht lediglich dem Infektionsrisiko bei der Fahrt mit Maske in einem zur Hälfte besetzten Fernzug oder dem Ansteckungsrisiko an einem Büro-Arbeitstag in einem zu 20 Prozent ausgelasteten Büro (mit Maske). Unter Maske verstanden die Forscher bei dieser Studie Alltagsmasken oder einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz und ausdrücklich keine FFP2-Masken.

Viele Kinobetreiber wünschen sich einen Verzicht auf die Maskenpflicht.
Wer mit möglichst wenigen Menschen in einem Kino sitzen möchte, sollte bestenfalls einen Horror-Film schauen - das machen nämlich nur ein Prozent der deutschen Kino-Gänger. Und: Montag bis Mittwoch losziehen, da gehen nämlich die wenigsten in Kino. Wer Trubel mag: Eine Komödie schauen - wie 24 Prozent aller Kino-Besucher. Und das an einem Samstag - da gehen 25 Prozent der Cineasten in die Lichtspielhäuser.
Unter #endlichwiederkino trommelt die Branche nun für den Neustart. Der vielfach verschobene James Bond soll in Deutschland übrigens am 30. September starten. Der Titel passt zur Stimmung der Branche: "No time to die - Keine Zeit zu sterben".