
Russischer Energiekonzern Gazprom meldet Milliardengewinn
Der russische Energieriese Gazprom gibt für das erste Halbjahr einen Milliardengewinn bekannt. Dafür sorgen die hohen Gas- und Ölpreise. Von den Einnahmen soll auch Russlands Staatshaushalt profitieren.
Wegen der massiv gestiegenen Preise für Gas und Öl hat der staatliche kontrollierte russische Energiekonzern Gazprom seine Geschäftsergebnisse nach eigenen Angaben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres deutlich steigern können. Demnach erzielte Gazprom einen Rekordgewinn von 2,5 Billionen Rubel (umgerechnet 41,63 Milliarden Euro), wie das Unternehmen gestern Abend mitteilte.
Das ist bereits mehr als der gesamte Gewinn des vergangenen Jahres. 2021 hatte der Konzern wegen der hohen Preise für Öl und Gas bereits einen Rekordgewinn von 2,09 Billionen Rubel (rund 27,5 Milliarden Euro) erreicht.
Zehn Milliarden in die Staatskasse
Die Aktionäre will das Unternehmen nun mit einer Zwischendividende beteiligen. Für das erste Halbjahr will Gazprom 51,03 Rubel pro Anteilsschein zahlen. Das entspricht rund 20 Milliarden Euro. Die Hälfte davon fließt an den russischen Staat, der mit rund 50 Prozent an Gazprom beteiligt ist.
Damit gehen etwa zehn Milliarden Euro an den russischen Staatshaushalt, der durch die westlichen Sanktionen und die Kosten des Ukraine-Krieges stark belastet ist. Gazprom wird seit vielen Jahren von Alexej Miller geleitet, einem engen Vertrauten von Kreml-Herrscher Wladimir Putin. Die Aktionäre müssen dem Vorschlag am 30. September noch zustimmen.

Eng verbunden mit Wladimir Putin: Gazprom-Chef Alexej Miller
Gazprom plant damit zum ersten Mal überhaupt eine Dividende für einen Teilzeitraum eines Jahres. Für das vergangene Jahr hatte das Unternehmen im Mai die Zahlung einer Dividende für das abgelaufene Jahr 2021 ausgesetzt - zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren. Ursprünglich sollten die Aktionäre für das abgelaufene Jahr 52,53 Rubel je Aktie erhalten. Das wäre die höchste Ausschüttung in der Firmengeschichte gewesen.
50 Prozent der Gewinne sollen ausgeschüttet werden
Gazproms Vize-Vorstandschef Famil Sadygov erklärte gestern Abend zu den Zahlen, man wolle an der Strategie festhalten, mindestens 50 Prozent der Gewinne an die Anteilseigner auszuschütten. Die Aktien von Gazprom kletterten am Abend im Moskauer Handel in einer Reaktion auf die Dividenden-Ankündigung um mehr als sieben Prozent.
Gazprom hatte die Gaslieferungen an Deutschland über die Pipeline Nord Stream 1 in den vergangenen Wochen auf 20 Prozent der möglichen Liefermenge begrenzt und dafür technische Gründe angeführt. Seit heute fließt gar kein Gas mehr durch die Pipeline, weil nach Unternehmensangaben dreitägige Wartungsarbeiten anstehen. Beobachter fürchten, Gazprom könne die Gas-Lieferungen nach Deutschland danach gar nicht mehr wiederaufnehmen.