Schriftzug des Immobilienkonzerns Evergrande an einem Gebäude

Chinesischer Immobilienkonzern Evergrande halbiert Verlust

Stand: 27.08.2023 21:26 Uhr

Evergrande ist das am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen der Welt. Noch steht eine Entscheidung aus, ob der chinesische Konzern zerschlagen wird. Nun meldete er für das erste Halbjahr eine Halbierung der Verluste.

Der weltweit am höchsten verschuldete Immobilienkonzern Evergrande hat im ersten Halbjahr seine massiven Verluste eingedämmt. Der chinesische Konzern, der vor zwei Jahren in Schieflage geraten war, meldete für den Zeitraum von Januar bis Juni einen Verlust von umgerechnet 4,2 Milliarden Euro - im Vorjahreszeitraum war das Minus noch doppelt so hoch gewesen. Im gleichen Zeitraum steigerte das Unternehmen seinen Umsatz den Angaben zufolge um 44 Prozent. Der kurze Boom am Immobilienmarkt zu Beginn des Jahres sei erfolgreich genutzt worden, hieß es.

Von Montag an sollen die Evergrande-Aktien wieder an der Hongkonger Börse gehandelt werden. Alle von der dortigen Börse geforderten Richtlinien seien "angemessen" erfüllt worden, erklärte der Konzern bereits am Freitag. Alle ausstehenden Finanzergebnisse seien inzwischen veröffentlicht. Die Evergrande-Papiere waren seit mehr als einem Jahr vom Handel ausgesetzt - auch weil zahlreiche Untersuchungen laufen.

Mehr als 300 Milliarden Euro Schulden

Seine Schulden schätzt Evergrande nach eigenen Angaben derzeit auf etwa 303,6 Milliarden Euro. Gleichzeitig schwindet die Liquidität des Unternehmens: Evergrande verfügt nur noch über rund 515 Millionen Euro an Barmitteln - im Vergleich zu etwa 1,85 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Der Konzern hatte bereits 2021 große Schwierigkeiten, Zinszahlungen für Kredite zu leisten - schon damals war die Pleite des Immobilienriesen befürchtet worden. Bisher konnte das Unternehmen einen ungeordneten Zusammenbruch aber abwenden. In den USA hatte sich Evergrande Mitte August für zahlungsunfähig erklärt und im Zuge seiner Sanierung Gläubigerschutz beantragt.

Evergrande ist schon länger das Symbol für die Krise des chinesischen Bausektors. Die Branche hatte seit Ende der 1990er-Jahre einen Boom verzeichnet, doch viele Unternehmer verschuldeten sich immer mehr. 2020 erließen die Behörden Maßnahmen, um die Überschuldung zu stoppen. Trotzdem schaffen es große Bauträger weiterhin immer wieder nicht, Projekte fertigzustellen. Der größte von ihnen ist Evergrande.

Wieder mehr Unterstützung für die Immobilienbranche

Ein Gericht in Hongkong soll im Oktober entscheiden, ob der Konzern zerschlagen wird. Evergrande hatte im März in China einen Umstrukturierungsplan präsentiert. Teil davon war das Angebot an die Gläubiger, ihnen Anteile an den Tochtergesellschaften zu überlassen, etwa an der Elektroautotochter Evergrande NEV. Die Führung in Peking hat in den vergangenen Wochen versucht, die Branche wieder mehr zu unterstützen. So erhalten Immobilienentwickler mittlerweile wieder mehr Kredite und Auflagen wurden gelockert. 

Jan Plate, HR, tagesschau, 28.08.2023 10:30 Uhr