
EU-Automarkt bricht ein Immer mehr Engpässe bei Elektroautos
Der europäische Neuwagenmarkt schrumpft weiter. Im April sind die Neuzulassungen um 20 Prozent eingebrochen. Die Lieferprobleme der Hersteller bremsen nun auch das Geschäft mit E-Autos zunehmend aus.
Brüchige Lieferketten wegen des Ukraine-Kriegs und der anhaltende Chipmangel lassen den Automarkt in der Europäischen Union weiter schrumpfen. Laut dem europäischen Herstellerverband ACEA fielen die Pkw-Neuzulassungen im April um 20,6 Prozent auf 684.500 Fahrzeuge.
Zweistellige Rückgänge bei VW, Mercedes und BMW
Gegenüber dem Vor-Pandemieniveau im April 2019 zeigt sich sogar ein Rückgang von 40 Prozent. Mit Ausnahme des ersten Corona-Jahres 2020, als die Produktion zeitweise europaweit stillstand, war dies der schwächste April seit Beginn der Aufzeichnungen 1990. Am stärksten fiel der Rückgang der Verkaufszahlen in Italien aus (minus 33 Prozent), gefolgt von Frankreich (minus 22,6 Prozent) und Deutschland (minus 21,5 Prozent).
Die deutschen Hersteller Volkswagen, Mercedes und BMW verzeichneten allesamt prozentual zweistellige Rückgänge. Während es bei den Münchnern und Stuttgartern um rund ein Fünftel abwärts ging, sank der Absatz der Wolfsburger sogar um fast ein Drittel.
Chipkrise verursacht Lieferprobleme
Neben der schon seit Monaten andauernden Chipkrise hätten sich im April erneut die Folgen des Krieges in der Ukraine und das Fehlen wichtiger Zulieferteile ausgewirkt, erklärte der Automobilmarktexperte Peter Fuß von der Beratungsgesellschaft EY.
"Gerade die erheblichen Engpässe bei Halbleitern haben zur Folge, dass die Lieferfähigkeit der meisten Hersteller massiv beeinträchtigt ist - diese Situation wird mindestens noch einige Monate anhalten", prognostizierte Fuß. Das Gesamtbild bleibe damit unverändert: "Die Verfügbarkeit von Neuwagen wird beschränkt bleiben, die Neuwagenpreise bleiben hoch, die Lieferzeiten lang."
Fallende Elektroauto-Zulassungen in Deutschland
Inzwischen bremst die Lieferkrise auch den Absatz von Elektro-Neuwagen aus. Nach einem Anstieg von 31 Prozent im März nahm der Absatz von reinen Elektroautos in den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) im April nur noch um acht Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. In Deutschland, Österreich und Italien gingen die Neuzulassungen reiner Elektroautos sogar zurück.
"Die Chipkrise ist im Elektrosegment angekommen", resümiert EY-Experte Fuß. Der Absatz elektrifizierter Neuwagen entwickle sich zwar nach wie vor besser als der von Verbrennern. "Aber die Entwicklung könnte deutlich positiver sein, wenn entsprechende Fahrzeuge lieferbar wären." Bei Plug-in-Hybriden dürfte sich überdies zunehmend bemerkbar machen, dass die staatliche Förderung dieser Autos früher als bislang geplant auslaufen soll.