Micky Maus im Trickfilm "Steamboat Willie" von 1928

US-Urheberrecht läuft aus Micky Maus für alle?

Stand: 03.01.2024 09:31 Uhr

1928 erblickte Micky Maus das Leinwand-Licht der Welt. In dieser 95 Jahre alten "Urfassung" wird Micky jetzt zum Allgemeingut, denn zum 1. Januar ist das US-Urheberrecht ausgelaufen.

"Steamboat Willie" aus dem Jahr 1928: Es ist der erste Auftritt von Micky Maus und Minnie Maus. Der Humor damals war eher Slapstick, Micky verwandelt einige Tiere auf dem Boot in Musikinstrumente. Mit dem braven, mutigen und liebevollen Micky von heute hat die schwarz-weiß Version von damals wenig zu tun.

Doch diese Disney-Version ist seit Anfang Januar zum Allgemeingut geworden, denn 95 Jahre nach dem ersten Erscheinen verliert Micky das Urheberrecht in den USA. "Nur diese spezielle Version aus dem Film wird zum Gemeingut", erläutert Kembrew McLeod, Kommunikationsprofessor der Uni Iowa, im Nachrichten-Netzwerk NPR. "Das heißt, diese Version darf kopiert, aufgeführt und wiederverwendet werden, ohne dass der Urheber die Erlaubnis erteilen muss oder Gebühren fällig werden."

Micky Maus als Mörder-Maske

Deswegen könnte diese Maus bald in einem oder mehreren Horrorfilmen zu sehen sein. Gerade wurde ein Trailer zum Horrorfilm "Mickey's Mouse Trap", also "Mickys Mausefalle", veröffentlicht, in dem ein maskierter Mörder mit einer Micky Maus-Maske, die aussieht wie aus "Steamboat Willie", Menschen tötet.

Eigentlich  sollten die Rechte für die "Steamboat Willie"-Maus schon 1984 an die Allgemeinheit übergehen. Disney stritt aber dafür, diese Rechte zu verlängern. 1998 erhielt eine Reform sogar den Spitznamen "Micky Maus-Schutzgesetz", bis zuletzt versuchte Disney, den Schutz für Micky noch etwas zu verlängern.

Szene aus dem Horrorfilm "Mickey's Mouse Trap"

Im Horrorfilm "Mickey's Mouse Trap" tötet ein Mörder mit Micky Maus-Maske.

Disney adaptiert selbst gerne

Und nicht nur Micky, auch andere Figuren sind seit dem 1. Januar Allgemeingut: zum Beispiel Peter Pan oder Tigger, der Freund von Winnie Puh, verlieren ihren Urheberschutz. Der Honig liebende Bär hat übrigens schon 2022 die Urheberrechte verloren - er wurde bereits vom Kinderstar zum Horrordarsteller: 2023 erschien "Winnie the Pooh - Blood and Honey".

Ob Disney zu Rechtsmitteln greift, um unliebsame Versionen von Micky zu verhindern, bleibt abzuwarten - das Samplen, Mixen und Wiederverwenden hat in den Popkultur seit langem Tradition. Das müsste nicht zuletzt Disney mit seinen zahlreichen Adaptionen bekannter Stoffe wissen: Ausgerechnet "Steamboat Willie" hatte sich stark auf ein anderes urheberrechtlich geschütztes Werk gestützt, "Steamboat Bill Jr." - ein Buster Keaton-Film.

Katharina Wilhelm, ARD Los Angeles, tagesschau, 03.01.2024 08:28 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 03. Januar 2024 um 06:55 Uhr.