
Rekordzahlung an Aktionäre Neuer Dividenden-König im DAX
Nach zwei Jahren Pandemie wollen börsennotierte Unternehmen so viel Geld an Aktionäre ausschütten wie nie: insgesamt 50 Prozent mehr als im Vorjahr - trotz neuer Unsicherheiten angesichts des Kriegs.
Nach zwei Jahren corona-bedingter Zurückhaltung wollen die deutschen Aktiengesellschaften ihren Anteilseignern Rekord-Dividenden auszahlen. Nach Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und des Institute for Strategic Finance an der FOM Hochschule werden insgesamt 70 Milliarden Euro an Dividenden an die Aktionäre fließen. Studien-Co-Autor Christian W. Röhl von Dividendenadel spricht von einem Rekordanstieg um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch der bisherige Rekord aus dem Vorkrisenjahr 2019 von 57,1 Milliarden Euro werde somit deutlich übertroffen. Allein bei den DAX-Konzernen summieren sich die Dividendenzahlungen diesmal auf 50,6 Milliarden Euro - ebenfalls eine enorme Steigerung gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 mit damals 38,5 Milliarden Euro.
Mercedes stößt Allianz vom Thron
Unter den Top Dividenden-Zahlern im DAX sind die drei großen deutschen Autohersteller, die nach Berechnungen von Investor Röhl insgesamt 13 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten. Dividenden-König ist der Stuttgarter Autobauer Mercedes, der die Ausschüttung je Aktie mit fünf Euro mehr als verdoppelt und insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro an seine Aktionäre auszahlt. Dahinter folgt der Versicherungskonzern Allianz, der in den vergangenen Jahren DAX-Dividendenprimus war. Auf Platz drei bis fünf reihen sich BMW, Volkswagen und Siemens ein.
Unternehmen | Gesamtsumme | 2021 | 2022 | Steigerung in % |
---|---|---|---|---|
Mercedes-Benz | 5,349 Mrd. € | 1,35 | 5,00 | +270% |
Allianz | 4,411 Mrd. € | 9,60 | 10,80 | +13% |
*BMW | 3,823 Mrd. € | 1,90 | 5,80 | +205% |
*Volkswagen | 3,772 Mrd. € | 4,86 | 7,56 | +56% |
Siemens | 3,400 Mrd. € | 3,50 | 4,00 | +14% |
*) Summe über alle Aktiengattungen. Dividende je Aktie nur für Stammaktien. |
Als Dividenden-Krösus bezeichnet Studienmacher Röhl das Containerschiff- und Logistik-Unternehmen Hapag Lloyd, das in keinem Auswahl-Index gelistet ist. Mit insgesamt 6,15 Milliarden Euro Dividende sei die Reederei der größte Einzelzahler. In den drei wichtigen deutschen Aktien-Indizes DAX, MDAX und SDAX zahlen nach den Berechnungen über zwei Drittel der Unternehmen höhere Dividenden als im Vorjahr. Dabei falle mehr als die Hälfte der Anhebungen prozentual zweistellig aus. In der ersten Börsen-Liga zahlen laut Studie 33 von 40 DAX-Mitgliedern mehr als im Vorjahr, es gibt keine einzige Kürzung - und nur bei Bayer und Henkel stagniert die Dividende.
Dividendenrekord keine Überraschung
Bedingt durch die Unsicherheiten und den zeitweiligen Stillstand der Wirtschaft im ersten Corona-Jahr war die Summe der Ausschüttungen deutscher Aktiengesellschaften im Jahr 2020 um 20 Prozent eingebrochen. Im Folgejahr habe sich die Summe lediglich stabilisiert. Und das, obwohl die Börsenkurse schon 2021 ordentlich zugelegt hatten. Somit ist es aus Sicht der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, kurz DSW, auch keine Überraschung, dass die Aktionäre als Anteilseigner an den Unternehmensgewinnen beteiligt werden. Schließlich gehe es bei der diesjährigen Ausschüttung um die Geschäfte aus dem Vorjahr. Und die haben bei einem großen Teil der DAX-Konzerne dank der wirtschaftlichen Erholung satte Gewinne gebracht.
Neue Unsicherheit durch Krieg noch nicht eingepreist
Allerdings dürfte die veränderte geopolitische Lage angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nicht berücksichtigt worden sein. Ein Teil der Dividendenvorschläge sei vor dem Überfall auf die Ukraine verabschiedet worden, heißt es in der Auswertung. DSW-Sprecher Jürgen Kurz sagte tagesschau.de, er sei gespannt, ob es Unternehmen gibt, die angesichts der veränderten Lage ihre Dividenden-Vorschläge zurückzögen. Etwa Unternehmen aus energieintensiven Branchen, die von einem möglichen Öl- oder Gas-Embargo gegen Russland getroffen werden könnten. Das wäre allerdings ein sehr ungewöhnlicher Schritt. Formell muss der Dividendenvorschlag auf der jeweiligen Hauptversammlung des Unternehmens erst noch von der Mehrheit der Teilnehmer verabschiedet werden. Die meisten DAX-Konzerne haben ihre Hauptversammlungen noch vor sich.