Leere Züge stehen auf den Bahngleisen im Hauptbahnhof in Frankfurt/Main.

Einigung mit der GDL 35-Stunden-Woche bei der Bahn kommt bis 2029

Stand: 26.03.2024 10:36 Uhr

Beim Tarifkompromiss zwischen Deutscher Bahn und GDL ist der Konzern beim Thema Arbeitszeit der Lokführergewerkschaft weit entgegengekommen. Die 35-Stunden-Woche soll bis 2029 umgesetzt werden - als Wahlmodell.

Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben sich auf eine schrittweise Absenkung der wöchentlichen Regelarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bis 2029 bei vollem Lohnausgleich verständigt. Damit kam die Bahn der GDL bei ihrer Hauptforderung in dem Tarifkonflikt entgegen.


tagesschau live: Das Statement der Bahn zur Tarifeinigung mit der GDL 

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Der ausschlaggebende Punkt für die Bahn war nach Aussage von Personalvorstand Martin Seiler jedoch, dass die 35-Stunden-Woche nicht zwangsweise allen Beschäftigten auferlegt wird. Das neue Modell sieht ein Wahlmodell mit einem Arbeitszeitkorridor von 35 bis 40 Wochenstunden vor. "Es ist uns am Ende ein intelligenter Kompromiss gelungen", sagte Seiler in einem Pressestatement.

Wer mehr arbeiten möchte - bis zu 40 Stunden pro Woche - könne dies tun und erhalte pro zusätzlicher Wochenstunde 2,7 Prozent mehr Lohn, erklärte das Unternehmen zu der neuen Vereinbarung.

Reduzierung nicht automatisch

Allerdings erfolgen nicht alle Reduzierungsschritte automatisch. Im Jahr 2025 werden die Mitarbeitenden noch gefragt, ob sie ab folgendem Januar 37 Stunden oder mehr arbeiten wollen; wer nicht antwortet, geht automatisch auf 37 Stunden.

Anfang 2027 gibt es dann eine optionale Reduzierung auf 36 Stunden, ab 2028 auf 35,5 Stunden und ab 2029 dann 35 Stunden. Bei den letzten drei Stufen müssen sich die Beschäftigten selbst beim Arbeitgeber melden, wenn sie die Reduzierungsschritte wahrnehmen wollen.

Der Bahn gebe das Wahlmodell Flexibilität, und es helfe bei der Transformation, erklärte Seiler. Der Bahnvorstand bezeichnete das Modell zudem als kapazitätenschonend und zeigte sich zuversichtlich, dass das Unternehmen sich in den kommenden Jahren auf den Mehrbedarf an Mitarbeitenden einstellen können wird: "Wir gehen davon aus, dass wir die personellen Kapazitäten bis zu den jeweiligen Reduzierungsschritten auch erreichen." Zumal die Bahn in diesem Jahr eine Rekordzahl von 6.000 Auszubildenden einstellen werde.

tagesschau live: Statement von GDL-Vorsitz Weselsky zur Tarifeinigung

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35-Stunden-Woche als Knackpunkt in Verhandlungen

Der Streit zwischen Bahn und GDL war zuvor lange festgefahren. Immer wieder hatte die Gewerkschaft den Bahnverkehr weitgehend lahmgelegt. Neben Hunderttausenden Berufspendlern und anderen Reisenden war durch den Ausfall von Güterzügen auch die Industrie betroffen.

Zuletzt saßen beide Seiten im Februar für mehrere Wochen hinter verschlossenen Türen zusammen, um zu einer Lösung in dem Tarifkonflikt zu kommen. Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière sowie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (beide CDU) hatten als externe Vermittler einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Der Vorschlag sah eine schrittweise Reduzierung der Regelarbeitszeit auf 36 Wochenstunden vor. Die GDL hatte jedoch weiterhin auf die 35-Stunden-Woche gepocht.

Die Verhandlungen scheiterten, es gab neue Streiks. Vor etwas mehr als einer Woche verkündeten Bahn und GDL dann überraschend gemeinsam, dass sie wieder miteinander verhandelten. Und sie äußerten sich zuversichtlich, dass es dieses Mal eine Lösung geben könnte.

Friedenspflicht bis Februar 2026

Am Montag dann wurde der Tarifstreit beigelegt. Ausstände zu Ostern sind damit endgültig abgewehrt - nach sechs Streikrunden kommt bis mindestens Ende Februar 2026 Ruhe in den Zugverkehr. Bis dahin gilt die Friedenspflicht mit der GDL. Der Tarifvertrag läuft 26 Monate bis zum 31. Dezember 2025, danach folgt eine zweimonatige Verhandlungsphase, in der ebenfalls keine Streiks möglich sind.

Der nun ausgehandelte Kompromiss verlangt von der Gewerkschaft nun einen längeren Zeitraum für die Arbeitszeitabsenkung und keine automatische Absenkung. 

Anke Hahn, RBB, mit Details zur Tarifeinigung zwischen Bahn und GDL

tagesschau, 26.03.2024 12:00 Uhr

Mehr Entgelt

Zudem gibt es 420 Euro Lohnerhöhung in zwei Schritten: 210 Euro mehr pro Monat zum 1. August 2024 und nochmal 210 Euro zum 1. April 2025. Eine Inflationsausgleichsprämie über 2.850 Euro soll in zwei Stufen ab März ausgezahlt werden.

Die GDL hatte in den Verhandlungen zudem auf eine Ausweitung ihrer Tarifzuständigkeit auf weitere Unternehmenszweige der DB gedrungen. Dies wurde nach Angaben des Konzerns nicht vereinbart

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 26. März 2024 um 09:00 Uhr.