Der letzte ausgelieferte A380 der Fluggesellschaft Emirates auf dem Airbus-Werksgelände in Hamburg-Finkenwerder.

Weltgrößter Passagierjet Airbus liefert letzten A380 aus

Stand: 16.12.2021 15:59 Uhr

Heute hat Airbus das Kapitel des weltweit größten Großraumfliegers beendet. Der Flugzeugbauer lieferte die allerletzte A380-Maschine an Emirates aus. Doch es gibt auch Grund zum Jubeln.

Es ist das Ende einer Ära in der Flugbranche: Heute ist die Bestellung des letzten Airbus A380 über die Bühne gegangen. Das größte Großraumflugzeug auf der Welt sei ein "Grundstein" bei der Entwicklung des multinationalen Konzerns von einem Joint Venture mehrerer Gesellschaften "zu einem wirklich integrierten Unternehmen" gewesen - in technischer, industrieller und kultureller Hinsicht, betonte der Programm-Chef von Airbus, Philippe Mhun, auf dpa-Nachfrage.

Der Großkunde Emirates nahm nun die allerletzte bestellte Maschine dieses Typs auf dem Werksgelände in Hamburg-Finkenwerder in Empfang. Vor etwa 14 Jahren hatte Erstkunde Singapore Airlines im Herbst 2007 den ersten A380 in Toulouse abgeholt.

Emirates größter A380-Betreiber

Die Übergabe des Flugzeugs mit der Seriennummer MSN272 soll coronabedingt ohne größere Feier über die Bühne gehen, wie Emirates im Vorhinein mitteilte. Noch heute Abend soll die Maschine mit der amtlichen Kennung A6-EVS Hamburg verlassen. Die staatliche Fluggesellschaft hatte Airbus insgesamt 123 Exemplare des doppelstöckigen Flugzeugs und damit fast die Hälfte aller 251 jemals verkauften A380 abgenommen.

Allerdings hat die Airline inzwischen schon fünf A380 ausgemustert. Emirates-Chef Tim Clark versicherte jedoch, dass die Gesellschaft "auch in den nächsten zwei Jahrzehnten" der größte Betreiber des doppelstöckigen Flugzeuges sein werde.

Anfang 2019 hatte Airbus unter seinem damaligen Chef Tom Enders beschlossen, dass die Produktion des weltgrößten Passagierjets vorzeitig eingestellt wird. Denn der doppelstöckige Passagierjet hatte dem Unternehmen schon länger große Sorgen bereitet. Kaum eine Fluglinie hatte das Modell noch geordert. Airbus drohten die Bestellungen auszugehen.

Lufthansa beendet das Kapitel

Auch die Lufthansa, mit 14 Exemplaren ebenfalls einer der größeren unter den insgesamt nur 14 A380-Kunden, hatte das Kapitel zuletzt offiziell geschlossen. Das sei kein Thema mehr, hatte Chef Carsten Spohr verkündet. Mitte September flog die letzte Maschine der Lufthansa von Frankfurt zum spanischen Flugplatz Teruel. Dort steht nun die gesamte Flotte, sechs davon nahm Airbus bereits zu einem ungenannten Preis zurück.

Für viele Airlines sind derartige Flieger zu groß und verbrauchen mit ihren vier Triebwerken zu viel Treibstoff. Das ist nicht gerade wirtschaftlich, besonders wenn die Riesenjets nicht voll besetzt sind wie in der Corona-Pandemie. Der amerikanische Rivale Boeing hatte es daher Airbus gleich getan und Mitte 2020 das Aus für den Jumbo-Jet 747 angekündigt.

Die ursprüngliche Idee, auf Rennstrecken zwischen großen Luftverkehrsknoten möglichst viele Passagiere mit möglichst wenigen Flugzeugen transportieren zu können, entspricht nicht mehr dem Zeitgeist in der Branche. Stattdessen bevorzugen Fluggesellschaften mittlerweile eher kleinere zweistrahlige Maschinen für möglichst viele Direktflüge.

Airbus erhält Großauftrag

Aktuelle Kassenschlager bei Airbus sind daher zum Beispiel die Maschinen der A320-Familie, für dessen Fertigung in Hamburg und bald auch in Toulouse inzwischen die früheren A380-Hallen genutzt werden. Dennoch wertet Airbus die A380 als Erfolgsgeschichte, sagte Mhun. Denn viele der A380-Innovationen seien später dem Modell A350 zugute gekommen: "Ohne die 380 wäre Airbus heute nicht Airbus, ohne die 380 wäre die 350 heute nicht die 350, und das ist etwas, das wirklich wichtig ist."

Unterdessen hat der europäische Flugzeugbauer seinen US-Rivalen Boeing bei einem Großauftrag in Australien ausgestochen. Die Fluggesellschaft Qantas will ihre alternde Heimat-Flotte aus Boeing 737- und 717-Fliegern vornehmlich durch Maschinen von Airbus ersetzen, wie die Australier mitteilten. Sollten die Qantas-Gremien zustimmen, gehen bis zu 134 Orders an Airbus für deren A320neo- und A220-Modellfamilien. 40 Jets sollen demnach fest bestellt werden, 94 weitere wären Kaufoptionen, die über ein Lieferfenster von mehr als zehn Jahren bezogen werden könnten.

Bis Ende des Geschäftsjahrs 2022 will Qantas die Bestellung festzurren. Finanzielle Details wurden keine genannt, es gebe aber bedeutende Rabatte auf den Listenpreis, hieß es von Qantas. Die Aktien von Airbus stiegen heute zeitweise um fast drei Prozent. Ein Händler nannte die Order einen "wichtigen Auftrag". Der Kurs der Papiere war Ende November mit dem Auftauchen der Virusvariante Omikron drastisch eingebrochen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. Dezember 2021 um 12:00 Uhr.