Hintergrund Wann Europa in Rente geht

Stand: 16.06.2010 14:58 Uhr

Die Lebenserwartung in den EU-Staaten steigt - inzwischen liegt sie deutlich über 80 Jahren. Dadurch nimmt auch die durchschnittliche Bezugsdauer für Renten zu. Viele Staaten denken inzwischen über eine Erhöhung des Renteneintrittsalters nach oder haben dies bereits beschlossen.

Derzeit ist der Stand in wichtigen EU-Mitgliedsstaaten folgender:

Deutschland:

Die Rente mit 67 ist beschlossene Sache. Ab 2012 wird das Renteneintrittsalter von derzeit 65 Jahren bis ins Jahr 2029 stufenweise angehoben. Menschen, die mindestens 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, dürfen aber auch künftig bei vollen Bezügen mit 65 Jahren aufhören zu arbeiten. Ab 35 Beitragsjahren bleibt es zwar beim frühestmöglichen Renteneintritt mit 63 Jahren, es wird dann jedoch ein Abschlag von 14,4 Prozent auf die Rentenzahlung fällig.

Frankreich:

Das gesetzliche Renteneintrittsalter liegt derzeit bei 60 Jahren. Die Pariser Regierung hat nun angekündigt, die Altersgrenze bis 2018 schrittweise auf 62 Jahre anzuheben.

Bisher müssen Arbeitnehmer 40 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, um Anspruch auf die volle Rente zu erhalten. Diese Beitragsdauer wird verlängert: Bis 2012 auf 41 Jahre, bis 2020 auf 41,5 Jahre. Nach Ablauf der vollen Beitragszeit beträgt die Rente etwa die Hälfte des Durchschnittseinkommens der letzten 25 Jahre. Die volle Rente unabhängig von den Beitragsjahren erhält bisher auch, wer erst mit 65 Jahren in den Ruhestand geht. Diese Altersgrenze wird der jüngsten Reform zufolge nun schrittweise auf 67 Jahre erhöht.

Großbritannien:

Derzeit liegt das Rentenalter für Frauen bei 60 und für Männer bei 65 Jahren - falls sie vor 1951 geboren wurden. Bis 2020 soll die Altergrenze für Frauen schrittweise angehoben werden, auf dann ebenfalls 65 Jahre. Die Beitragsdauer beträgt für Frauen derzeit 39 Jahre, für Männer 44 Jahre. Zusatzrenten sind in Großbritannien weit verbreitet: Rund 47 Prozent der Beschäftigten haben eine Betriebsrente, 19 Prozent haben Vorsorge für eine private Zusatzrente getroffen.

Spanien:

Die Regierung in Madrid plant, das gesetzliche Rentenalter von derzeit 65 auf 67 Jahre zu erhöhen. Das Projekt ist aber noch nicht vom Parlament verabschiedet. Im Moment wird die Hälfte der staatlichen Rente gezahlt, wenn mindestens 15 Jahre Beiträge eingezahlt wurden. Der Anteil steigt mit jedem weiteren Beitragsjahr. Die volle Rente ist nach 35 Beitragsjahren erreicht.

Es gibt eine staatliche Mindestrente, die für Alleinstehende 31 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens beträgt. Es besteht aber auch eine Obergrenze für staatliche Renten, die derzeit bei rund 2250 Euro liegt. Allerdings erhalten spanische Ruheständler 14 Monatsrenten im Jahr.

Dänemark:

Das Rentenalter soll im Zeitraum 2024 bis 2027 von derzeit 65 schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden. Für die volle Rente sind 40 Beitragsjahre erforderlich. Die staatliche Mindestrente beträgt umgerechnet rund 650 Euro im Monat. Die meisten Dänen zahlen in eine 1999 geschaffene Zusatzkasse ein. Das System funktioniert wie eine Art Sparplan: Die Beiträge kommen auf individuelle Konten, von ihrer Höhe hängt die Zusatzrente ab.

Quelle: AFP