
Beschluss der Vereinigung Cockpit Lufthansa-Piloten streiken am Freitag
Bei der Lufthansa steht der nächste Streik an: Nach dem Bodenpersonal wollen an diesem Freitag die Piloten in den Ausstand treten. Betroffen sein sollen sämtliche Abflüge der Lufthansa und der Lufthansa Cargo aus Deutschland.
Die Piloten der Lufthansa haben für diesen Freitag einen ganztägigen Streik beschlossen. Bestreikt werden sollen sämtliche Abflüge aus Deutschland der Kerngesellschaft Lufthansa sowie der Lufthansa Cargo, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mitteilte. Das habe der Vorstand nach intensiven Verhandlungen mit dem Unternehmen und auf Antrag der Tarifkommission beschlossen, sagte ein Sprecher.
Die Lufthansa wird voraussichtlich einen Notflugplan aufstellen. Das Unternehmen konnte am Morgen aber noch keine Angaben zu den Auswirkungen des angekündigten Pilotenstreiks für Passagiere machen. Man werde alles tun, um sie so gering wie möglich zu halten, teilte das Unternehmen mit. Fluggäste würden gebeten, sich über www.lufthansa.com fortlaufend zu informieren.
Tarifstreit über Bezahlung
"Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen", sagte VC-Tarifchef Marcel Gröls. Offizieller Anlass des Arbeitskampfes sind die aus Sicht der Gewerkschaft gescheiterten Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Auch eine Sondierungsrunde hinter verschlossenen Türen und ein verbessertes Angebot des Unternehmens aus der vergangenen Woche hatten keinen Durchbruch gebracht. Zuletzt waren an diesem Mittwoch Gespräche ergebnislos geblieben.
Die Lufthansa habe den Termin nicht für ein verbessertes Angebot genutzt, erklärte die VC. Sie verlangt für die rund 5000 Kapitäne und Ersten Offiziere Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich vom kommenden Jahr an.
Das Unternehmen kritisierte den Streikaufruf der Piloten-Gewerkschaft. "Uns fehlt jedes Verständnis für den Streikaufruf der VC", sagte Personalvorstand Michael Niggemann am Morgen. "Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht - trotz der nachwirkenden Lasten der Corona-Krise und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft." Die Forderungen der Vereinigung Cockpit (VC) dagegen würden in Summe die Cockpitpersonalkosten von 2,2 Milliarden Euro um voraussichtlich mehr als 40 Prozent beziehungsweise zirka 900 Millionen Euro über die nächsten zwei Jahre erhöhen.
97,6 Prozent bei Urabstimmung für Streik
Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von den rund 5000 Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden durften, die dem Konzerntarifvertrag unterlagen. Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb (AOC) mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline mit der internen Bezeichnung "Cityline 2" soll im Europa-Verkehr zahlreiche Flüge der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen.
Laut VC stimmten bei der Urabstimmung in der Lufthansa-Passage 97,6 Prozent für den Arbeitskampf, bei der kleineren Lufthansa Cargo waren es sogar 99,3 Prozent. Die Beteiligung lag laut Gewerkschaft in beiden Flugbetrieben über 93 Prozent. Erforderlich war eine Zustimmung von mehr als 70 Prozent aller Stimmberechtigten.
Auch bei Eurowings droht Streik
Die Piloten-Gewerkschaft hat sich auch bei der größten Lufthansa-Tochter Eurowings mit ihren rund 100 Flugzeugen streikbereit gemacht. Laut der am Mittwoch ausgezählten Urabstimmung haben dort 97,9 Prozent für einen möglichen Arbeitskampf gestimmt. Allerdings steht dort in der kommenden Woche noch ein Verhandlungstermin aus, so dass für die Eurowings zunächst kein konkreter Streiktermin genannt wurde.
Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb von Lufthansa für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Es fielen über 1000 Flüge aus und rund 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern. In der anschließenden Verhandlungsrunde erreichte die Gewerkschaft für die rund 20.000 Bodenbeschäftigten Gehaltssteigerungen, die insbesondere in den unteren Lohngruppen deutlich zweistellig ausfielen.
Der vorerst letzte Pilotenstreik bei Lufthansa endete im Februar 2017 nach 14 Runden und einer letztlich erfolgreichen Schlichtung. Der 2012 begonnene Arbeitskampf kostete die Lufthansa nach damaligen Angaben mindestens 500 Millionen Euro.