Europäische Norm vorgestellt Einheitliches Handy-Ladegerät kann 2011 kommen

Stand: 29.12.2010 13:02 Uhr

2011 soll europaweit ein einheitliches Ladegerät für Handys eingeführt werden. Die EU-Kommission stellte nun die technische Norm dafür vor und hofft auf eine weltweite Umsetzung. Die Vereinbarung mit den Herstellern betrifft aber nur Smartphones und nicht die einfacheren Mobiltelefone.

Von Andreas Reuter, HR-Hörfunkstudio Brüssel

Mehr Funktionen, größeres Display, chiceres Design - alle paar Jahre leisten wir uns ein neues Handy. Strom aber brauchen sie alle, und das Ladegerät ist quasi unverwüstlich. Wenn nur der Stecker ins neue Gerät passen würde. Passt er aber nicht - und das ist ein Ärgernis, fand schon Günter Verheugen, als er noch EU-Industriekommissar war. "Das Ägernis besteht darin, dass europäische Handybenutzer, wenn sie ein neues Gerät kaufen, normalerweise auch ein neues Ladegerät brauchen", sagte er. "Im Laufe von ein paar Jahren sammelt sich eine große Zahl von diesen Ladegeräten an." Viel schlimmer sei aber, dass man unterwegs nicht ohne Weiteres die Ladegeräte benutzen könne, die zur Hand seien.

13 Hersteller wollen einheitliches Ladegerät einführen

Jahrelang verhandelte die EU-Kommission mit den führenden Handy-Herstellern, 13 von ihnen stimmten inzwischen einer freiwilligen Vereinbarung zu, darunter Apple, Nokia, Sony Ericsson und Motorola. Sie alle wollen ihre Smartphones künftig so bauen, dass ein einheitliches Ladegerät passt. Heute gab die EU-Kommission die Details der dafür notwendigen europäischen Norm bekannt.

Schon vom kommenden Jahr an sollen die ersten Geräte mit EU-normiertem Lade-Stecker auf den Markt kommen. Sehr zur Freude von EU-Industriekommissar Antonio Tajani. "Unser aller Leben wird ein bisschen besser, dank dieses harmonisierten Systems von Ladegeräten", sagt er nicht ohne Sendungsbewusstsein. Wenn alle Stecker auf alle Mobiltelefone passen, soll man künftig überall schnell den Akku wieder aufladen können. Handys könnten billiger werden und obendrein fällt womöglich weniger Elektro-Schrott an. "Im Prinzip könnten wir Handy-Pakete ohne Ladegerät verkaufen, aber das hängt natürlich von der Marktentwicklung und von den Bedürfnissen der Kunden ab", sagt Peter Harrison von Nokia." Das müssen wir genau beobachten."

Europäischer Standard könnte sich weltweit durchsetzen

Innerhalb von zwei Jahren werde sich das neue Einheitsnetzteil am Markt durchgesetzt haben, erwartet die EU-Kommission. Das gilt nicht nur für Europa. Weil die größten Handy-Hersteller der Welt mitmachen, könnte der Euro-Standard sich sogar global durchsetzen, hoffen die Eurokraten.

Dabei gilt die europäische Norm nur für Handys der neuen Generation, die sogenannten Smartphones, also solche Telefone, die man per Daten-Kabel an einen Computer anschließen kann. Andere, einfachere Handys fallen nicht unter die Vereinbarung, weil sie über kurz oder lang ohnehin vom Markt verschwinden dürften, so die Überlegung. Und ganz ohne neue Ladegeräte wird es auch im neuen Jahr nicht gehen. "Einmal brauchen wir dann alle noch ein neues - dann aber nie wieder", sagt Verheugen.