Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Sinkende US-Inflation Kursrally an der Wall Street

Stand: 14.11.2023 22:18 Uhr

Die Investoren reagieren erleichtert auf die sinkende US-Inflationsrate. An der Wall Street steigen die Kurse kräftig an, auch der DAX klettert wieder über 15.600 Punkte. Ist der Zinsgipfel jetzt erreicht?

An der Wall Street lockt die sinkende US-Inflation die Investoren in den Aktienmarkt. Der Dow Jones Industrial schloss 1,4 Prozent fester auf 34.827 Zählern. Vom jüngsten Tief von Ende Oktober summiert sich die Kursrally des Dow nun auf fast 8 Prozent. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,9 Prozent auf 4495 Zähler aufwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 kletterte um 2,1 Prozent auf 15.812 Punkte.

Im Oktober war die Teuerung in den USA deutlich von 3,7 auf 3,2 Prozent gefallen. Für die Anleger entwickeln sich die Verbraucherpreise damit in die erhoffte Richtung: "Der unterliegende Inflationsdruck nimmt schneller ab als erwartet. Eine weitere Zinserhöhung wird immer unwahrscheinlicher", kommentieren die Experten der Commerzbank. "Die Märkte scheinen nun davon überzeugt zu sein, dass der Straffungszyklus vorbei ist", meint Craig Erlam, Marktbeobachter beim Broker Oanda.

"Nach der aggressivsten Zinserhöhungskampagne seit mehr als 20 Jahren dürfte sich das Narrativ in den kommenden Wochen in Richtung Zinssenkungen drehen", stellt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets, fest. "Ob es diese dann tatsächlich geben wird, steht auf einem anderen Blatt." Sinkende Zinsen stützen den Aktienmarkt, weil sie Anleihen vergleichsweise weniger attraktiv machen. Auch Unternehmen profitieren, weil beispielsweise Kredite günstiger werden.

Dass die Ungewissheit über die künftige Geldpolitik der Fed nicht beendet ist, unterstreichen aber jüngste Aussagen der US-Notenbank Federal Reserve. Die Notenbanker haben ihre Politik von der konkreten Wirtschaftslage abhängig gemacht, weshalb weitere Straffungen zumindest nicht auszuschließen sind. Fed-Chef Jerome Powell hatte gesagt: "Wenn es angemessen wird, die Geldpolitik weiter zu straffen, werden wir nicht zögern, dies zu tun."

Zuvor hatte die sinkende US-Inflationsrate bereits den DAX kräftig angeschoben. Der deutsche Leitindex schloss mit einem Plus von 1,8 Prozent auf 15.614 Punkte. Damit schaffte er es erstmals seit rund sieben Wochen wieder über die Marke von 15.600 Punkten. "Der US-Inflationsbericht hat bei den Anlegern großen Anklang gefunden", kommentiert Craig Erlam, Marktbeobachter beim Broker Oanda.

Auch der Euro legte nach den US-Daten kräftig zu. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0877 Dollar und damit auf Tageshoch. Das war zugleich der höchste Stand seit Anfang September

Positiv wurde am Markt ferner aufgenommen, dass die Konjunkturerwartungen von Finanzexpertinnen und -experten für Deutschland sich erneut deutlich verbessert haben. Der Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) stieg in der November-Umfrage um 10,9 Punkte auf nun 9,8 Punkte und liegt damit erstmals seit April wieder im positiven Bereich. "Es erhärtet sich der Eindruck, dass die Talsohle erreicht ist", erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach.

Update Wirtschaft vom 14.11.2023

Bettina Seidl, HR, tagesschau24, 14.11.2023 09:00 Uhr

Die Zahl der Pleiten deutscher Unternehmen ist zuletzt aber weiter gestiegen. Im Oktober wurden 22,4 Prozent mehr Regelinsolvenzen beantragt als im Vorjahresmonat, so das Statistische Bundesamt. Bereits seit Juni sind die Zuwachsraten zweistellig, im September waren es 19,5 Prozent. In den vergangenen Jahren sind viele Betriebe unter dem Eindruck von Corona und Energiekrise mit massiven staatlichen Hilfen vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt worden. Der aktuelle Anstieg wird daher von Experten eher als Normalisierung bewertet.

Die US-Inflationsdaten haben etliche zinssensible Aktien beflügelt. Im DAX war das Immobilienunternehmen Vonovia gefragt. Die Anteilscheine von Zalando schossen ebenfalls nach oben. Stark wachstumsabhängige Titel wie die des Online-Händlers profitieren ähnlich klar wie Immobilienaktien von niedrigeren Zinsen.

Mit einer Milliardenbürgschaft sichert die Bundesregierung künftige Großprojekte des kriselnden Energietechnik-Konzerns Siemens Energy ab. Das Hilfspaket umfasse insgesamt 15 Milliarden Euro, wovon der Bund die Hälfte über eine Bürgschaft absichere, wenn auch die Banken und der ehemalige Mutterkonzern Siemens mitspielten, teilte das Bundeswirtschaftsministerium heute mit. Siemens Energy rang seit Wochen mit den Banken und dem Bund um Garantien, ohne die das Unternehmen sein mit 110 Milliarden Euro gefülltes Auftragsbuch nicht abarbeiten könnte. Im Gegenzug für die Staatshilfe müssen die Aktionäre bis auf weiteres auf Dividenden und der Vorstand auf Boni verzichten.

Auch Aktien von RWE gewannen. RWE hat in den ersten neun Monaten seinen Gewinn gesteigert. Das bereinige Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ist von Januar bis Ende September auf 6,15 Milliarden Euro von zuvor 3,4 Milliarden Euro geklettert. Dazu haben insbesondere höhere Erträge aus der Stromerzeugung und dem Energiehandel beigetragen. RWE bekräftigte zudem seine Jahresgewinnprognose.

Anhaltend robustes Wachstum macht den MDAX-Konzern Delivery Hero etwas optimistischer. Das Unternehmen hatte zuvor einen Anstieg des über seine Plattform gehandelten Bruttowarenwerts (GMV) am oberen Ende der angepeilten Spanne von fünf bis sieben Prozent in Aussicht gestellt. Im abgelaufenen Quartal habe der GMV um 8,6 Prozent zugelegt. Dadurch sei der Umsatz um gut 16 Prozent auf 2,713 Milliarden Euro gestiegen.

ProSiebenSat.1 muss dem schwächelnden Werbegeschäft Tribut zollen und erreicht deshalb die bisherigen Umsatzziele für 2023 wohl nicht mehr. Für das Gesamtjahr dürften die Erlöse leicht unter der erwarteten Spanne von 3,95 bis 4,25 Milliarden Euro liegen. Im abgelaufenen Sommer-Quartal allerdings kletterte das Ergebnis um 1,7 Prozent auf 110 Millionen Euro und lag damit nach Worten von Finanzchef Martin Mildner erstmals seit 2021 wieder über Vorjahr. Der Umsatz sank im dritten Quartal um fast drei Prozent auf 888 Millionen Euro.

Der Hamburger Hafenlogistik-Konzern HHLA leidet weiter unter einer schwachen Nachfrage. Im dritten Quartal brach das Betriebsergebnis (EBIT) um gut 60 Prozent auf 21,3 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Umsatz ging um 7,9 Prozent auf 353,6 Millionen Euro zurück. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte HHLA zwar, hält aber inzwischen ein Betriebsergebnis am unteren Ende der Bandbreite von 100 bis 120 Millionen Euro für wahrscheinlich.

Der Düngemittel- und Salzhersteller K+S hat im dritten Quartal ein operatives Ergebnis (EBITDA) von 72 Millionen Euro erreicht, ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 633 Millionen Euro. Die Nachfrage sei deutlich gestiegen gegenüber dem etwas schwächeren zweiten Quartal. K+S setzte 881 Millionen Euro um nach einem Rekordwert von 1,47 Milliarden vor Jahresfrist. Unter dem Strich fiel ein bereinigter Verlust von gut 24 Millionen Euro an nach einem Plus von knapp 379 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Der Windturbinenbauer Nordex hat im dritten Quartal im Tagesgeschäft erneut ein positives operatives Ergebnis erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich auf 48 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten war das operative Ergebnis aber immer noch negativ und lag bei minus 67 Millionen Euro nach minus 200 Millionen im Vorjahr. Der Umsatz verbesserte sich in den ersten drei Quartalen um 16 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Verlust in Höhe von 334 Millionen Euro nach minus 372 Euro im Vorjahr.

Im MDAX verlor die Aktie des Rüstungskonzerns Hensoldt. Das Unternehmen plant nach eigenen Angaben eine Übernahme und will sich dafür möglicherweise am Markt frisches Geld über eine Kapitalerhöhung besorgen. Verhandelt wird über einen Kauf der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH. Bei der Kapitalerhöhung stehe ein Umfang von bis zu zehn Prozent des Grundkapitals im Raum, voraussichtlich aus genehmigtem Kapital mit vereinfachtem Bezugsrechtsausschluss.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) verklagt den Telekommunikationsanbieter Vodafone wegen "unzulässiger" Preiserhöhungen. Vodafone habe in diesem Jahr bei laufenden Internet- und Festnetzanschlüssen die Basispreise erhöht, aus Sicht des vzbv ohne Grundlage. Millionen Kundinnen und Kunden seien betroffen. Bei der Preiserhöhung geht es um fünf Euro pro Monat. Der vzbv hatte bereits im Mai begonnen, eine Klage gegen Vodafone zu prüfen und dafür Betroffene gesucht. Daraufhin meldeten sich seinen Angaben zufolge binnen weniger Wochen mehr als 10.000 Menschen.

Das Bundeskartellamt untersucht, ob der Getränkekonzern Coca-Cola den Wettbewerb in Deutschland einschränkt. Das Kartellamt habe dazu ein Missbrauchsverfahren gegen Coca-Cola Europacific Partners Deutschland GmbH eingeleitet, so die Behörde. Das Unternehmen übernimmt im Auftrag der Coca-Cola Company Abfüllung und Vertrieb aller Getränkemarken des Konzerns in Deutschland. Es bestünden Anhaltspunkte dafür, dass Coca-Cola durch die Ausgestaltung seiner Konditionen andere Unternehmen in ihren wettbewerblichen Möglichkeiten behindern könnte, so Kartellamts-Chef Andreas Mundt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 14. November 2023 um 09:00 Uhr.