Händler an der NYSE
Marktbericht

Wall Street reduziert Verlust Zwischen Baum und Borke

Stand: 25.01.2023 22:15 Uhr

An der Wall Street konnten sich die Kurse im Handelsverlauf deutlich stabilisieren. Insgesamt präsentierten sich die Märkte aber auch zur Wochenmitte orientierungslos.

Nach dem Aufwärtsdrang zu Jahresbeginn sind die Aktienmärkte nun schon seit einer Woche auf Richtungssuche. Auch zur Wochenmitte rangen die Märkten um Orientierung. An der Wall Street wurden die Bilanzen von Microsoft und Boeing zunächst mit Kursverlusten quittiert. "Die Leute sind skeptisch, weil sie immer noch auf beunruhigende Wirtschaftsnachrichten stoßen", sagte Robert Pavlik vom Vermögensverwalter Dakota Wealth. "Sie sehen immer noch die Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed und dann sehen sie Unternehmen, die Tausende von Mitarbeitern entlassen müssen. Es ist alles noch nicht vorbei."

Im Handelsverlauf hellte sich die Stimmung aber deutlich auf. Bis zum Ende der Sitzung konnte sich der Leitindex Dow Jones sogar knapp ins Plus retten. Der Leitindex verbuchte einen hauchdünnen Zuwachs von 0,03 Prozent. Die Technologietitel des Nasdaq 100 gingen 0,27 Prozent tiefer aus dem Handel.

Der deutsche Aktienmarkt hatte sich nach wechselhaftem Verlauf ebenfalls kaum verändert aus der Affäre gezogen. Der DAX rutschte vorübergehend unter die runde Marke von 15.000 Punkten, konnte aber mit einem leichten Minus von 0,08 Prozent deutlich darüber schließen.

Die aktuellen Daten zum deutschen Geschäftsklima konnten die Stimmung nicht aufhellen. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar auf 90,2 Zähler von 88,6 Punkten im Vormonat, wie das Münchner ifo-Institut meldete. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg in dieser Höhe gerechnet. Mit den laufenden Geschäften waren die Befragten allerdings unzufriedener als im Dezember. Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate legten dagegen zu. "Die deutsche Wirtschaft startet zuversichtlicher ins neue Jahr", so ifo-Präsident Clemens Fuest.

Update Wirtschaft vom 25.01.2023

Bettina Seidl, HR, tagesschau24

Die Bekräftigung aus der Europäischen Zentralbank (EZB), dass im Euroraum weitere Zinsschritte anstehen, stärkten die europäische Gemeinschaftswährung. Der Euro überschritt die Marke von 1,09 Dollar und blieb damit in seiner Aufwärtsbewegung, die nun seit einigen Wochen anhält.

Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Abend mit 86,32 Dollar etwas mehr als am Dienstag. Die am Nachmittag veröffentlichten Rohöllagerbestände aus den USA bewegten den Markt kaum. Die Lagerbestände stiegen in der vergangenen Woche um 0,5 Millionen Barrel (159 Liter) auf 448,5 Millionen Barrel. Der Anstieg lag etwas unter den Erwartungen. In den beiden Vorwochen hatten die Lagerbestände noch deutlich zugenommen.

Die Microsoft-Aktie stand im frühen US-Geschäft stark unter Druck, konnte sich im Verlauf aber deutlich erholen. Der Software-Gigant hatte seine Quartalszahlen gestern Abend nach US-Börsenschluss vorgelegt. Angesichts der hohen Inflation und Rezessionssorgen seiner Kunden hat der Konzern deutlich weniger verdient. In den drei Monaten bis Ende Dezember fiel der Nettogewinn im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 16,4 Milliarden Dollar. Der Umsatz legte um zwei Prozent auf 52,7 Milliarden Dollar zu. Enttäuschend fiel der Ausblick auf das laufende Quartal aus, insbesondere die angekündigte Wachstumsverlangsamung in der zuletzt starken Cloud-Sparte Azure.

Auch das Zahlenwerk von Boeing kam zunächst nicht gut an. Im Handelsverlauf konnte die Aktie aber ihren Tagesverlust wettmachen. Teure Probleme mit mehreren Flugzeugtypen haben dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern 2022 das vierte Verlustjahr in Folge eingebrockt. Dabei fiel der Nettoverlust dieses Mal mit minus 4,9 Milliarden Dollar noch höher aus als im Jahr zuvor. Der Umsatz legte 2022 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent auf 66,6 Milliarden Dollar zu.

Dass der Medienmogul Rupert Murdoch seinen Unterhaltungskonzern Fox nun doch nicht wieder mit seiner Verlagsgesellschaft News Corp zusammenführen will, sorgte bei beiden Werten für deutliche Kursgewinne. Eine Kombination sei zurzeit "nicht optimal" für die Aktionäre, hatte Fox mitgeteilt. Für News Corp ging es an der Nasdaq um 5,5 Prozent hoch und für Fox um 2,6 Prozent.

Der Energiekonzern RWE hat im vergangenen Jahr besser abgeschnitten als erwartet. Vor allem die zum Kerngeschäft zählenden Geschäfte mit Wasser, Biomasse und Gas sowie der Energiehandel hätten sich zum Jahresende besser entwickelt als angenommen, teilte der Konzern am Nachmittag mit. Auf Basis vorläufiger Zahlen beläuft sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 6,31 Milliarden Euro. Das Management war in seiner Prognose von maximal 5,5 Milliarden Euro ausgegangen. Das bereinigte Nettoergebnis liegt bei rund 3,2 Milliarden Euro. Erwartet worden waren maximal 2,6 Milliarden Euro. Das Dividendenziel für das Geschäftsjahr 2022 bleibe unverändert bei 0,90 Euro je Aktie, hieß es.

Größter DAX-Gewinner war die Aktie von Daimler Truck, die nach überraschend starken Geschäftszahlen des LKW-Herstellers Paccar in den USA nach oben getrieben wird. Paccar-Aktien waren gestern um fast neun Prozent auf ein Rekordhoch gestiegen.

Die Infineon-Aktie konnte nach der Zahlenvorlage des niederländischen Konkurrenten ASML zulegen. Nach einem überraschend starken Quartalsergebnis hat ASML für 2023 kräftiges Wachstum in Aussicht gestellt. Der Reingewinn war im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 1,82 von 1,77 Milliarden Euro gestiegen, der Umsatz lag bei 6,43 Milliarden Euro.

Siemens Energy kommt mit seinem Plan voran, die eigene Windkrafttochter Siemens Gamesa von der Börse zu nehmen. Eine außerordentliche Gamesa-Hauptversammlung in Bilbao stimmte am Mittwoch wie erwartet dem Delisting zu. Der deutsche Energiekonzern hatte Ende vergangenen Jahres seinen Anteil an Gamesa so weit ausgebaut, dass die Einstellung der Börsennotiz nun möglich ist. Mit dem Schritt will das Unternehmen bei der Tochter Kosten einsparen. Als Nächstes müssen nun noch die spanische Börsenaufsicht und die Börsen des Landes zustimmen. Voraussichtlich innerhalb des nächsten Monats könne dann die Aktie von der Börse genommen werden, teilte Siemens Energy mit.

Der Münchner Triebwerksbauer MTU Aero rechnet schon Mitte der 2030er Jahre mit elektrischen Passagierflugzeugen. Elektromobilität beim Fliegen laufe über die Brennstoffzelle, die mit Wasserstoff und Sauerstoff den Strom für die Turbine erzeugt, so Konzernchef Lars Wagner gegenüber dem "Münchener Merkur". "Wir peilen Brennstoffzellen-Antriebe für Flugzeuge an, die 50 bis 100 Passagiere über 1000 nautische Meilen transportieren können - das sind 1800 Kilometer. Das reicht für etwa drei Viertel aller europäischen Routen", so Wagner.

Bei der Rheinmetall-Aktie setzten nach Erreichen eines neuen Rekordhochs Gewinnmitnahmen ein. Angesichts der großen Panzer-Allianz für die Ukraine ist der MDAX-Titel vorübergehend auf 232 Euro gestiegen. Die Lieferung von Leopard-Panzern habe zwar nur begrenzte unmittelbare Auswirkungen auf den Industrie- und Rüstungskonzern, für die Investorenstimmung zur Aktie sei der Schritt aber ausgesprochen hilfreich, sagte ein Händler. Denn die von Deutschland und anderen Staaten gelieferten Panzer müssten ersetzt werden, was für steigende Aufträge an Rheinmetall spreche. Am Markt habe man zuletzt bereits begonnen, das nun eintretende Szenario im Rheinmetall-Kurs einzupreisen, schrieb Analyst Sven Weier von der Bank UBS. Die Papiere des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt legten auf den höchsten Stand seit April 2022 zu.

DIC Asset stellt sich für dieses Jahr auf sinkende Gewinne ein. Das operative Ergebnis (FFO) werde 2023 zwischen 90 und 97 Millionen Euro liegen, teilte der Gewerbeimmobilienkonzern am Abend mit. 2022 sei nach vorläufigen Zahlen ein FFO von 114,2 Millionen Euro erzielt worden, ein Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Unternehmen hatte zuletzt 114 bis 117 Millionen Euro angepeilt. Als Grund für das zu erwartende schlechtere Jahr 2023 gibt DIC Asset die anhaltend herausfordernden Rahmenbedingungen für die Branche an. Vor allem der Geschäftsbereich Institutional Business (Drittgeschäft für institutionelle Investoren) sei betroffen.

Die US-Regierung hat Google wegen Wettbewerbsbehinderung verklagt. Die Dominanz des Unternehmens bei digitaler Werbung schädige Kunden und Werbetreibende, so Justizminister Merrick Garland am Dienstagabend. Google wolle seine Machtstellung nutzen, um Rivalen aufzukaufen und Werbekunden zwingen, eigene Produkte zu nutzen, indem es den Zugang zu Konkurrenzangeboten erschwere. Der in Virginia eingereichten Klage haben sich acht US-Bundesstaaten angeschlossen.

Aktien des Billigfliegers Easyjet legten um zehn Prozent zu. Die Airline erwartet im Gesamtjahr nach drei verlustreichen Jahren in der Corona-Krise einen Gewinn, der höher ausfallen soll als bisher an der Börse erwartet. Trotz der unsicheren Wirtschaftslage werde Easyjet dank hoher Nachfrage die Marktprognose von zuletzt 126 Millionen Pfund (143 Millionen Euro) Betriebsergebnis schlagen, teilte die Airline mit. So wie Easyjet hatten zuletzt schon Ryanair und Eurowings über einen rasanten Buchungsanstieg im Januar berichtet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 25. Januar 2023 um 09:00 Uhr.