Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

DAX unter 16.000 Die Hoffnung schwindet

Stand: 24.05.2023 22:15 Uhr

Die Zeit für eine Einigung im US-Schuldenstreit ohne Schäden für die Wirtschaft läuft ab. Die Finanzmärkte reagieren darauf zunehmend nervös. DAX und Dow Jones standen deutlich unter Druck.

Noch immer ist der Schuldenstreit in den USA ungelöst, was die Märkte in den vergangenen Tagen immer nervöser werden ließ. Zur Wochenmitte beschleunigte sich die Abwärtsbewegung an der Wall Street. Der Dow Jones büßte bis zum Handelsschluss 0,77 Prozent ein und musste die Marke von 33.000 Punkten preisgeben.

Die Technologietitel an der Nasdaq 100 verloren moderatere 0,5 Prozent.

Zwar haben sich die US-Politiker in der Vergangenheit immer auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze einigen können, aber dieses Jahr machen sie es besonders spannend. Da nur noch wenige Tage bleiben, sehen sich die Märkte genötigt, sich mit dem Horrorszenario eines Zahlungsausfalls der US-Regierung auseinanderzusetzen. Nach Prognosen des Finanzministeriums droht dieser ab Anfang Juni, sollte die Schuldenobergrenze nicht erhöht werden. Das jüngste Spitzentreffen zwischen Präsident Joe Biden und dem Verhandlungsführer der Republikaner Kevin McCarthy war gestern Abend erneut ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Heute gingen die Verhandlungen weiter.

Die am Abend veröffentlichten Fed Minutes, die Sitzungsprotokolle der amerikanischen Notenbank Federal Reserve vom Mai, bestätigen die Neigung der Währungshüter, nach der Serie von Zinserhöhungen eine Pause einzulegen. Demnach waren sich die Führungsmitglieder der Zentralbank generell einig, dass nach der Serie von Zinserhöhungen weitere Schritte nach oben als nicht mehr so notwendig anzusehen seien. Einige Teilnehmer erklärten sogar, dass die auf der Sitzung beschlossene Anhebung aus ihrer Sicht womöglich die letzte sein könnte. Andere hielten dem entgegen, dass sich die Notenbank ihre Optionen angesichts der hartnäckigen Inflation offenhalten müsse.

Angesichts des ungelösten Schuldenstreits in den USA schlug der DAX den dritten Tag in Folge den Weg nach unten ein und musste gleich zu Handelsbeginn die Marke von 16.000 wieder preisgeben. Am Ende büßte der deutsche Leitindex fast zwei Prozent ein. Nachdem der DAX noch in der vergangenen Woche einen Rekordstand von 16.332 Punkten erreicht hatte, ist die Bestmarke nun schon wieder außer Sicht geraten.

"Die Verunsicherung unter den Anlegern ist groß. Da in den USA Republikaner und Demokraten weiterhin keine Einigung im Schuldenstreit erzielen können, bringen sie ihre Schäfchen zunächst ins Trockene und nehmen die Gewinne aus der 40-Prozent-Rally seit vergangenem Oktober mit", resümierte Marktanalyst Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Auch die jüngsten ifo-Daten waren wenig erbaulich. Erstmals seit einem halben Jahr hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Mai wieder eingetrübt. Das ifo-Geschäftsklima fiel zum Vormonat um 1,7 Punkte auf 91,7 Zähler. Die künftigen Geschäfte werden von den 9000 befragten Unternehmen deutlich schlechter als im April eingeschätzt. Auch die aktuelle Lage bewerten die Unternehmen im Mai weniger gut. In der Industrie und in der Bauwirtschaft hat sich das Geschäftsklima merklich verschlechtert. Im Dienstleistungssektor ist der entsprechende Indexwert hingegen nahezu unverändert geblieben.

Update Wirtschaft vom 24.05.2023

Samir Ibrahim, HR, tagesschau24, 24.05.2023 09:00 Uhr

Auch am Devisenmarkt warten die Marktteilnehmer derzeit gespannt ab. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am Abend leicht tiefer bei 1,0755 Dollar.

Am Rohölmarkt zogen die Preise nach einem überraschenden Rückgang der US-Lagerbestände weiter an. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 77,77 Dollar, ein Plus von 0,6 Prozent. Nach Angaben der US-Energiebehörde schrumpften die Vorräte in der vergangenen Woche um 12,5 Millionen Barrel auf 455,2 Millionen. Analysten hatten mit einem Anstieg um 800.000 Barrel gerechnet. Zudem meinten Marktteilnehmer, dass eine erneute Warnung des führenden Ölförderlandes Saudi-Arabien vor der Spekulation auf weiter fallende Ölpreise am Markt Wirkung gezeigt habe.

Unter den Technologietiteln an der Nasdaq stach erneut Palo Alto Networks hervor. Die Aktie war nach einem optimistischeren Ausblick stark gefragt. Das Cybersicherheitsunternehmen erwartet im Gesamtjahr einen bereinigten Gewinn zwischen 4,25 und 4,29 Dollar je Aktie. Zuvor hatte die Spanne bei 3,97 bis 4,03 Dollar gelegen.

Die britische Wettbewerbsaufsicht CMA verdächtigt die Deutsche Bank und andere Geldhäuser der Missachtung von Wettbewerbsregeln bei Geschäften mit Staatsanleihen. Händler der Institute hätten in Chats wohl sensible Informationen wie beispielsweise Anlagestrategien ausgetauscht, hieß es heute von der CMA. Es sei bislang allerdings unklar, ob Gesetzesverstöße vorlägen. Die Behörde will vor einer Entscheidung über das weitere Vorgehen die Stellungnahmen der Institute prüfen. Neben der Deutschen Bank stehen laut der Behörde auch Citigroup, HSBC, Morgan Stanley und die Royal Bank of Canada unter Verdacht.

Mercedes-Benz hat das Windenergie-Projekt auf seinem Testgelände im norddeutschen Papenburg besiegelt. Der Autobauer hat mit dem Energieparkentwickler UKA einen langfristigen Vertrag in dreistelliger Millionenhöhe über rund 20 Anlagen mit über 120 Megawatt Leistung jährlich ab 2026 geschlossen. Damit will der Konzern rund 20 Prozent seines Strombedarfs in Deutschland produzieren. Derzeit stammten 45 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen, Ziel für 2030 sind 70 Prozent.

Die wiedergewonnene Lust der Verbraucher auf Konzerte und Veranstaltungen hat dem Ticketverkäufer und Veranstalter aus dem MDAX einen Schub gegeben. Im ersten Quartal konnte das Unternehmen seinen Gewinn nach endgültigen Zahlen auf 43,7 Millionen Euro vervierfachen. Der Umsatz stieg im Berichtszeitraum auf gut 366 Millionen Euro. Der Ausblick des Unternehmens, nach dem 2023 ein stabiles Ergebnis erwartet wird, reicht Anlegern aber offenbar nicht, die Aktie stand unter Druck.

Stärkster Titel im MDAX war Evonik. Ein Branchendienst hatte über positive Preisentwicklungen für Methionin verwiesen. Das Tierfuttereiweiß ist ein wichtiges Produkt des Chemiekonzerns.

Die Aktie von Varta hat im Verlauf neue historische Tiefststände markiert. Weitere Anleger nahmen Reißaus, nachdem Analyst Philipp Konig von Goldman Sachs in einer aktuellen Studie bei einem halbiertem Kursziel von 15 Euro zum Verkauf geraten hatte. Der Experte sieht Risiken für die Umsatz- und Ergebnisziele des Unternehmens. Im profitablen Geschäft mit Lithium-Ionen-Knopfzellen habe das Unternehmen 2022 Marktanteile verloren. In anderen Bereichen sieht der Analyst gleichzeitig kaum Ergebnisdynamik.

Höhere Werbeeinnahmen im heimischen Markt haben der italienischen Mediengruppe MFE - MediaForEurope im ersten Quartal ein Gewinnplus eingebracht. Das operative Ergebnis (Ebit) stieg um ein Viertel auf 19,3 Millionen Euro, wie der Großaktionär des deutschen Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 mitteilte. Die Bruttowerbeeinnahmen auf dem italienischen Markt, der den Großteil des Gesamtumsatzes der Gruppe ausmacht, stiegen um 0,4 Prozent auf 463 Millionen Euro. MFE wird vom ehemaligen Regierungschef Silvio Berlusconi und seiner Familie kontrolliert.

Für Netflix-Nutzer in Deutschland, die einen Account über einen Haushalt hinaus teilen, wird es ernst. Der Streaming-Riese wies seine Kunden gestern darauf hin, dass er dafür bald zusätzliches Geld verlangen wird. Für jede Person, die nicht mit dem zahlenden Account-Inhaber unter einem Dach wohnt, sollen 4,99 Euro im Monat fällig werden. Netflix erhofft sich davon höhere Einnahmen. Das US-Unternehmen geht davon aus, dass in rund 100 Millionen Haushalten der Service mit Login-Daten anderer genutzt wird.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 24. Mai 2023 um 09:05 Uhr.