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Marktbericht

Verlustserie beim DAX Neuer Kursimpuls naht

Stand: 12.10.2022 22:17 Uhr

Im Vorfeld der US-Inflationsdaten steigt die Spannung an den internationalen Aktienmärkten. Während der DAX seinen sechsten Tagesverlust verbuchte, trat die Wall Street auf der Stelle.

Einen Tag vor der Veröffentlichung wichtiger Preisdaten haben die Börsen in New York ihren jüngsten Konsolidierungskurs mit abnehmender Schwankungsintensität fortgesetzt, was im Vorfeld eines wichtigen Kursimpulses typisch ist. Der Dow Jones verbuchte am Ende ein leichtes Minus von 0,1 Prozent.

Der Technologieindex Nasdaq 100 ging 0,05 Prozent niedriger aus dem Handel. Das am Abend veröffentlichte Protokoll der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) zur Zinssitzung von Mitte September wurde per Saldo skeptisch aufgenommen.

Denn die Währungshüter zeigen keine größere Neigung, in der Bekämpfung der hohen Inflation nachzulassen. Viele Notenbanker seien der Meinung, dass die Kosten einer zu zaghaften Inflationsbekämpfung wohl höher seien als die Kosten einer zu scharfen Bekämpfung, heißt es in dem Protokoll. Auf der Sitzung hatte die Fed ihren Leitzins zum dritten Mail in Folge kräftig um 0,75 Prozentpunkte angehoben.

Schon seit Tagen warten die Märkte nun auf die morgen anstehende Veröffentlichung der US-Inflationsdaten für September, die weiteren Aufschluss über den Zinskurs der Notenbank versprechen. Die heute veröffentlichten Erzeugerpreise aus den Vereinigten Staaten lieferten kaum Impulse. Zwar hat sich der Preisauftrieb im September auf Herstellerebene auf 8,5 Prozent abgeschwächt. Volkswirte hatten im Schnitt aber mit einer Abschwächung auf 8,4 Prozent gerechnet. Im August hatte die Rate noch 8,7 Prozent betragen.

In dieser Woche fällt in den USA zudem der Startschuss für die Berichtssaison mit einer Reihe von Geschäftsberichten der US-Großbanken. Am Freitag öffnen die Citigroup, JPMorgan und Wells Fargo ihre Bücher.

Das heutige Tagesminus von 0,4 Prozent bescherte dem DAX den sechsten Verlusttag in Folge. Das ist die längste Verlustserie seit vier Monaten. Dabei bewegt sich der deutsche Leitindex seit gestern in einer Pendelbewegung zwischen 12.100 und 12.300 Punkten, was ebenfalls typisch für die Erwartung eines größeren Ereignisses ist, das die weitere Tendenz bestimmen dürfte.

Die Lage bleibt wohl bis dahin ungeklärt. "Hält nach all den Daten das Jahrestief im DAX auch weiter, besteht die Chance auf eine nachhaltige Bodenbildung", meint Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets dazu, "so lange aber bleibt der Abwärtstrend intakt". Sein bisheriges Jahrestief hatte der DAX am 28. September bei 11.862 Punkten markiert.

Update Wirtschaft vom 12.10.2022

Stefan Wolff, HR

Viele europäische Volkswirtschaften dürften in den kommenden Monaten eine rückläufige Wirtschaftsleistung erleben. In Großbritannien sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits im August um 0,3 Prozent, wie das Statistikamt ONS heute in London mitteilte. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten mit einer Stagnation gerechnet.

Die europäische Gemeinschaftswährung notiert am späten Abend bei 0,97 Dollar und bleibt damit weiter klar von der Parität entfernt. Deutlich unter Vortagesniveau wurde Öl gehandelt. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Abend 92,40 Dollar. US-Präsident Joe Biden hatte gestern Konsequenzen für die umstrittene Entscheidung der OPEC+-Staaten angekündigt, die Ölproduktion zu drosseln. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte, die Beziehung zu den Ölstaaten unter Führung Saudi-Arabiens werde "neu bewertet".

Zu den Gewinnern am US-Aktienmarkt zählte Pepsi. Dank einer robusten Nachfrage und Preiserhöhungen peilt der Getränke- und Knabberartikel-Anbieter ein Umsatzplus von zwölf statt bislang zehn Prozent an. Der Gewinn werde voraussichtlich bei 6,73 statt 6,63 Dollar je Aktie liegen. Im Windschatten legten auch die Papiere des Rivalen Coca-Cola zu.

Überraschend legte BASF vorläufige Zahlen zum dritten Quartal vor. Der Chemiekonzern hat wegen Abschreibungen deutlich weniger verdient als ein Jahr zuvor. Der Gewinn nach Steuern sei voraussichtlich von 1,25 Milliarden Euro im Vorjahr auf 909 Millionen Euro zurückgegangen, teilte der DAX-Konzern mit. Analysten hatten mit mehr gerechnet. Im Ergebnis seien Wertberichtigungen auf die Beteiligung an Wintershall Dea in Höhe von rund 740 Millionen Euro enthalten, hieß es. Diese resultierten aus der teilweisen Abschreibung der von Wintershall Dea gehaltenen Beteiligung an der Nord Stream AG. Das bereinigte operative Ergebnis von 1,35 Milliarden Euro habe die Markterwartung übertroffen, betonte ein Händler. Zudem bringt der Chemiekonzern ein Sparprogramm auf den Weg, das zu jährlichen Kosteneinsparungen außerhalb der Produktion von 500 Millionen Euro führen soll. Dabei sind auch Stellenstreichungen vorgesehen. Den Umsatz konnte BASF dank höherer Preise und günstiger Wechselkurse im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent auf knapp 22 Milliarden Euro steigern.

Die Deutsche Telekom will ihren Energieverbrauch senken. Der Vorstand habe sich zum Ziel gesetzt, durch das Abschalten verschiedener Altsysteme den Verbrauch in Deutschland bis 2024 um zehn Prozent zu reduzieren, so das Unternehmen. Zudem soll bis 2025 die Hälfte des Strombedarfs über Abnahmeverträge mit Erzeugern erneuerbarer Energie abgedeckt werden.

Mercedes-Benz will durch digitale Vernetzung Kosten in der Autoproduktion einsparen. Dank einer umfassenden Datenplattform könnten die Fertigungskosten bis 2025 um weitere 20 Prozent gesenkt werden, so der Autokonzern. Von 2019 bis 2022 seien bereits 15 Prozent eingespart worden, sagte Produktionschef Jörg Burzer. Mercedes nutze dafür jetzt die Cloud-Technologie Azure von Microsoft. Damit werde das globale Produktionsnetzwerk in Zeiten geopolitischer und makroökonomischer Herausforderungen widerstandsfähiger.

Der Stahlhändler Klöckner & Co hat im abgelaufenen Quartal wegen schwacher Nachfrage und sinkender Stahlpreise Einbußen im operativen Geschäft verzeichnet und seine Jahresprognose gekappt. Im operativen Geschäft (Ebitda) vor wesentlichen Sondereffekten wurde von Juli bis September nur noch ein Ergebnis von 16 Millionen Euro erzielt.

Der Verpackungshersteller aus dem MDAX sieht sich nach Zuwächsen im dritten Quartal trotz Inflation und explodierender Energiepreise auf Kurs. "Wir steuern auf das zweite Rekordjahr in Folge zu mit zweistelligem profitablem Umsatzwachstum", so Finanzvorstand Bernd Metzner. Im dritten Quartal erzielte Gerresheimer bei einem Umsatzplus von 17,4 Prozent auf 473 Millionen Euro ein Wachstum des operativen Ergebnisses (Ebitda) von 13,3 Prozent auf 91 Millionen Euro.

Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 hat im dritten Quartal bei den verkauften Fahrzeugen nur leicht zulegen können und dabei von einem starken Plus bei Privatkunden profitiert. Insgesamt verkaufte das SDAX-Unternehmen 163.500 Autos, das waren 4,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Geschäft mit Privatkunden, in das die Berliner über ihre Marke Autohero viel Geld investieren, zogen die Verkäufe um mehr als die Hälfte auf 17.150 Autos an.

Der Mannheimer Bioethanolhersteller CropEnergies hat im abgelaufenen Quartal Rekorde bei Umsatz und operativem Ergebnis erzielt. Der Umsatz kletterte im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2022/23 auf 450 Millionen Euro. Das operative Ergebnis vervielfachte sich gegenüber dem Vorjahr und erreichte 180 Millionen Euro. Als Grund führte das Management einen deutlich höheren Absatz an Ethanol und einen signifikanten Anstieg der Preise an.

Die Philips-Aktie verlor mehr als elf Prozent. Eine milliardenschwere Wertberichtigung sowie anhaltende Lieferkettenengpässe belasten den Elektronikkonzern. Der Umsatz sank nach vorläufigen Zahlen im dritten Quartal um fünf Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Analysten hatten sich hier im Vorfeld mehr erwartet. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) dürfte bei bis zu 210 Millionen Euro liegen, schätzt der niederländische Konzern. Das ist weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. Oktober 2022 um 09:00 Uhr.