Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

DAX über 14.000 Punkten Wall Street kräftig erholt

Stand: 13.04.2022 22:11 Uhr

Während das Umfeld unverändert trübe bleibt, haben sich die Anleger in den USA bewusst auf einen positiven Nebenaspekt konzentriert. Mit Erfolg.

Die konjunkturellen Aussichten trüben sich immer weiter ein, gleichzeitig aber lässt der inflationäre Druck den Notenbanken keine Wahl mehr, als die Zinsen zu erhöhen - dieses Dilemma lastete auch zur Wochenmitte auf den Kursen.

Der Ukraine-Krieg, der diese Lage mit herbeigeführt hat, geht derweil mit unverminderter Härte weiter. Nach Angaben des ukrainischen Militärs sind die russischen Streitkräfte nun bereit für eine neue Offensive im Donbass und im Süden des Landes.

Vor diesem Hintergrund präsentierten sich die Aktienmärkte in New York ziemlich robust. Der Leitindex Dow Jones schloss ein Prozent höher, während sich der Technologiewerteindex Nasdaq 100 um zwei Prozent erholte. Dabei sind die Erzeugerpreise im März noch stärker als erwartet gestiegen. Das Plus von 11,2 Prozent war der stärkste Preisanstieg seit Erhebungsbeginn im Jahr 2010.

Doch hat sich nichts Wesentliches an der schwierigen Gemengelage geändert. Umso stärker waren die Anleger geneigt, ihre Aufmerksamkeit auf die wenigen erfreulichen Aspekte zu richten.

So wurden insbesondere Aktien von Fluggesellschaften von der Aussicht auf eine starke Reiselust nach den langen Pandemie-Beschränkungen beflügelt. Delta Air Lines meldete eine rekordhohe Nachfrage, die der Gesellschaft im laufenden Quartal zur Rückkehr in die Gewinnzone verhelfen werde. Die Aktie gewann daraufhin über sechs Prozent. Auch die Papiere von American Airlines, United und Southwest zogen stark an.

JPMorgan leitete dagegen die amerikanische Berichtssaison mit ernüchternden Zahlen ein. Nach Angaben der größten US-Bank hat der Ukraine-Krieg die Quartalsbilanz mit rund einer halben Milliarde Dollar belastet. Der Nettogewinn fiel um 42 Prozent auf rund 8,3 Milliarden Dollar, wie das Geldhaus in New York mitteilte. Die Aktie rutschte daraufhin auf ein 15-Monats-Tief ab.

Der DAX konnte wie gestern einen Rutsch unter die Marke von 14.000 Punkten erfolgreich kontern, was technische Analysten als Signal der Stärke deuten. Die morgige EZB-Sitzung verspricht mehr Klarheit, wie die Geldpolitik auf die ungestüme Preisentwicklung reagieren wird. Allgemein wird erwartet, dass die Zentralbank eher vorsichtig bleibt. Doch könnte sie deutlicher als bisher eine Leitzinserhöhung zum Jahresende signalisieren. Zuvor muss sie aber noch ihr Wertpapierkaufprogramm einstellen, womit im dritten Quartal gerechnet wird.

Für Konjunkturoptimismus in Deutschland gibt es derweil wenig Anlass: Die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr deutlich gesenkt. Sie erwarten nun nur noch ein Wachstum von 2,7 Prozent statt der noch im Herbst vorausgesagten 4,8 Prozent. Die Inflation wird ihrer Schätzung nach in diesem Jahr bei 6,1 Prozent liegen. "Maßgeblich für die Revision sind neben dem Ukraine-Krieg der ungünstige Pandemieverlauf im zurückliegenden Winterhalbjahr", so die Institute. Für das kommende Jahr erwarten sie ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,1 Prozent. 

Update Wirtschaft vom 13.04.2022

Stefan Wolff, HR, tagesschau24

Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am späten Abend bei 1,0880 Dollar. Offenbar wird am Devisenmarkt derzeit verstärkt auf Hinweise einer geldpolitischen Straffung bei der morgigen EZB-Sitzung spekuliert.

Die Ölpreise setzten ihre Aufwärtsbewegung fort. Am Abend kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent 108,70 US-Dollar. Gestern hatten die Ölpreise auch durch Lockerungen der Corona-Maßnahmen in der chinesischen Finanzmetropole Shanghai Auftrieb erhalten. Vor allem treibt aber die Sorge vor einer Verknappung des Angebots angesichts des Ukraine-Kriegs die Preise. Die in der vergangenen Woche überraschend deutlich gestiegenen US-Lagerbestände an Rohöl hatten nur wenig Einfluss auf die Aufwärtsbewegung. Auch die gesenkte Nachfrageprognose der Internationalen Energieagentur (IEA) angesichts der rigorosen Null-Covid-Strategie Chinas beeindruckte den Markt kaum. Gestern hatte bereits das Ölkartell OPEC seine Prognose für die Erdölnachfrage in diesem Jahr reduziert.

Tesla-Chef Elon Musk könnte bei seinem Aufstieg zum größten Twitter-Aktionär gegen das Gesetz verstoßen haben. Die Klage vor dem New Yorker Bundesgericht wirft Musk vor, eine regulatorische Frist verletzt zu haben, um offenzulegen, dass er einen Anteil von mindestens fünf Prozent an Twitter erworben hatte. Stattdessen habe er seine Investition nicht veröffentlicht, bis er einen Anteil von mehr als neun Prozent erworben hatte. Angestrebt wird eine Sammelklage, die Twitter-Aktionäre vertreten soll, die zwischen dem 24. März und dem 4. April Anteile verkauften.

Die Deutsche Telekom hat ihren Anteil an der Tochter T-Mobile US auf 48,4 Prozent des Kapitals aufgestockt. Der Konzern hat dazu weitere 21,2 Millionen T-Mobile-US-Aktien von der SoftBank Group für 2,4 Milliarden Dollar gekauft. Das entspreche einem Durchschnittspreis je Aktie von 113 Dollar. Zur Finanzierung des Kaufs greift die Telekom auch auf einen Teil der rund vier Milliarden Euro zurück, die ihr aus dem Verkauf der T-Mobile Netherlands zugeflossen waren.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Kaufempfehlung für Fraport mit einem Kursziel von 64 Euro belassen. Die Aktien europäischer Infrastrukturkonzerne gehörten zu einer attraktiv bewerteten Anlageklasse. Im März beförderte der Flughafenbetreiber am wichtigsten Standort Frankfurt 2,94 Millionen Passagiere. Das waren 217 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, aber immer noch 47 Prozent weniger als vor der Corona-Pandemie im März 2019. Im Frachtbereich sank das Geschäft um 13,3 Prozent auf 177 Millionen Tonnen.

Im MDAX fiel einmal mehr die Aktie von K+S mit Gewinnen auf. Hohe Preise für Kalidünger stimmen das Unternehmen optimistischer für das laufende Jahr. Konzernchef Burkhard Lohr rechnet mit einem Anstieg des operativen Ergebnisses (Ebitda) auf 2,3 bis 2,6 Milliarden Euro. Bislang waren 1,6 bis 1,9 Milliarden Euro geplant, nach etwas weniger als einer Milliarde Euro im vergangenen Jahr. Einen vollständigen Jahresausblick will das Unternehmen bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal am 11. Mai vorlegen.

Die Aktie des Online-Autohändlers Auto1 verlor 3,9 Prozent. Mit einem Minus von mehr als 40 Prozent ist sie einer der größten SDAX-Verlierer des laufenden Jahres. Dabei hat JPMorgan-Analyst Marcus Diebel dem Unternehmen etwas bessere Verkaufszahlen im ersten Quartal als gedacht attestiert. Der Absatz stieg im ersten Quartal um 30 Prozent auf 169.600 Stück.

Der Luxusgüterkonzern LVMH meldete für das erste Quartal einen Umsatzsprung von 29 Prozent auf 18 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis und währungsbereinigt betrug der Zuwachs 23 Prozent. Der Vorjahreszeitraum war noch stark von der Pandemie geprägt. Die UBS sieht den starken Jahresstart der Franzosen auch als positives Signal für andere Luxusgüterkonzerne und Markenhersteller. In der Analystenkonferenz habe das Management einen "zuversichtlichen und relaxten Eindruck" gemacht, so UBS-Analystin Zuzanne Pusz.

Der Finanzdienstleister Hypoport ist mit kräftigen Zuwächsen in das neue Jahr gestartet. Im ersten Quartal stieg das Transaktionsvolumen auf der hauseigenen Kreditplattform Europace im Jahresvergleich um 26 Prozent. Auch in den übrigen Sparten legten die Geschäftsvolumina um zweistellige Prozentsätze zu. Die im MDAX notierten Anteile legten moderat zu.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 13. April 2022 um 09:00 Uhr.