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marktbericht

Optimistischer Start in die Woche Anleger hoffen auf Diplomatie im Nahen Osten

Stand: 16.10.2023 22:19 Uhr

Die Hoffnung auf eine diplomatische Entschärfung der Krise im Nahen Osten hat am Montag die Börsen gestützt. Nach dem jüngsten Rücksetzer haben Anleger bei Aktien wieder zugegriffen.

Die US-Börsen sind mit deutlichen Gewinnen in die neue Woche gestartet. Die wichtigsten Indizes zogen am Montag um jeweils rund ein Prozent an. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 0,93 Prozent auf 33.984 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 1,06 Prozent auf 4373 Punkte nach oben. Der überwiegend mit Technologiewerten bestückte Index Nasdaq 100 zog um 1,18 Prozent auf 15.172 Zähler an.

Nach dem jüngsten Rückschlag Ende der vergangenen Woche haben sich auch die europäischen Aktienmärkte zum Wochenanfang wieder erholt. DAX und EuroStoxx50 zogen am Montag jeweils um 0,3 Prozent auf 15.238 beziehungsweise 4149 Punkte an. Beim MDAX stand ein Plus von 0,25 Prozent auf 25.019 Punkte zu Buche.

Bei den Einzelwerten setzte der Nachfrageeinbruch bei Corona-Impfstoffen dem Mainzer Biotechunternehmen BioNTech stark zu. Die Aktie rutschte um sieben Prozent ab. Nachdem der US-Partner Pfizer vor wenigen Tagen eine drastische Senkung seiner Umsatz- und Gewinnziele sowie milliardenschwere Abschreibungen angekündigt hat, prüft auch BioNTech die Auswirkungen auf sein Geschäft.

Die Börsen wurden zum Wochenstart durch die Aussicht auf eine europafreundlichere Regierung in Polen gestützt. Nach der Parlamentswahl am Sonntag könnte es in Polen eine radikale Kehrtwende geben: Die regierende national-konservative Partei PiS hat Prognosen zufolge keine Mehrheit mehr. Die polnische Währung Zloty legte um 1,7 Prozent auf 4,4545 zum Euro zu. Grund sei die Aussicht, dass bei einem Regierungswechsel die bisher gesperrten EU-Mittel für Polen freigegeben werden könnten, sagte Commerzbank-Experte Ulrich Leuchtmann.

Der Optimismus über den Wahlausgang in Polen kann nur bedingt über die Sorge hinwegtäuschen, die der Krieg im Nahen Osten mit sich bringt. "Nachdem viele Anleger am Freitag noch aus Angst vor einer weiteren Eskalation durch eine mögliche Bodenoperation Israels im Gazastreifen auf der Verkäuferseite standen, halten sie zumindest heute die Füße still", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets.

Das Hoffen auf eine diplomatische Lösung immerhin macht Aktien wieder attraktiver. "Im Gegenzug kommen sichere Häfen wie Gold und Anleihen von ihrem Höhenflug wieder etwas zurück", so Oldenburger. Der Preis des Edelmetalls gab um bis zu 1,2 Prozent auf 1908 Dollar je Feinunze nach. Die Anleger warten nun auf weitere geopolitische Entwicklungen im Nahen Osten. Sie hofften, dass der militärische Konflikt nicht weiter eskaliere oder andere Nationen direkt betreffe, meint Pierre Veyret, Technischer Analyst beim Broker ActivTrades.

Mit Spannung werden in dieser Woche Firmenbilanzen und Konjunkturdaten erwartet, um Rückschlüsse auf die US-Wirtschaft ziehen zu können. Im Fokus steht die Berichtssaison der Unternehmen, die langsam Fahrt aufnimmt. So stehen mit den Zahlen von Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley zunächst Schwergewichte aus dem US-Finanzsektor im Fokus, im Wochenverlauf folgen außerdem die Bilanzen vom Streamingdienst Netflix sowie Elektroautobauer Tesla.

"Die Gewinne werden einen guten Hinweis darauf geben, wo wir uns im Konjunkturzyklus befinden und ob wir uns wirklich Sorgen über eine Rezession machen sollten", konstatierte Saluzzi. Erwartet werden im Wochenverlauf zudem die US-Einzelhandelsumsätze für September.

Beunruhigende Nachrichten für die Weltwirtschaft kommen heute aus Washington: Laut dem Institute of International Finance (IIF) hat die Summe der globalen Staatsschulden einen Rekordwert von 307 Billionen Dollar erreicht. Dabei machten die Schulden von Industrieländern allein 80 Prozent der zehn Billionen Dollar aus, um die der weltweite Schuldenberg nur im ersten Halbjahr 2023 gewachsen sei.

Vor allem die USA, Italien und Großbritannien liefen Gefahr, auf eine Finanzkrise zuzusteuern, warnen mehr als 20 von Reuters befragte Experten - darunter prominente Ökonomen und Investoren. Denn in den drei Ländern liegt die Staatsverschuldung über oder in etwa auf dem Level der Gesamtproduktion. Das macht diese drei Staaten zu besonderen Sorgenkindern.

Update Wirtschaft vom 16.10.2023

Bo Hyun Kim, HR, tagesschau24, 16.10.2023 09:00 Uhr

Am Rohölmarkt drückten Berichte, die USA hätten sich auf eine Vereinbarung zur Lockerung der Sanktionen gegen Venezuela geeinigt, die Preise. Eine Lockerung der Sanktionen gegen die Ölindustrie Venezuelas könnte zu einem Anstieg des Ölangebots führen. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee und US-Leichtöl WTI verbilligten sich um jeweils ein Prozent auf 89,85 beziehungsweise 86,91 Dollar pro Barrel, nachdem die Preise am Freitag infolge des Krieges gegen Israel um fast sechs Prozent nach oben geschossen waren.

Der Euro ist am Montag mit leichten Kursgewinnen in die neue Woche gestartet. Am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0554 Dollar und damit etwas mehr als im frühen europäischen Geschäft. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0538 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9489 Euro. Der Euro profitierte heute davon, dass es zu Beginn der Woche keine größeren negativen Nachrichten gab, wodurch sichere Anlagen wie der US-Dollar etwas weniger gefragt waren, während der Euro im Gegenzug Auftrieb erhielt.

Die Kryptowährung Bitcoin hat getrieben von Spekulationen auf die mögliche Zulassung eines börsengehandelten Bitcoin-Fonds kräftig zugelegt. Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC will keinen Einspruch gegen das jüngste Urteil im Streit mit dem Krypto-Vermögensverwalter Grayscale einlegen. Am Abend stieg der Kurs der ältesten und bekanntesten Digitalanlage auf rund 28.500 US-Dollar und lag damit fünf Prozent höher als am vergangenen Freitag. Auch andere Cyber-Devisen wie Ethereum und Ripple lagen im Plus.

Die Commerzbank und die Europäische Investitionsbank (EIB) wollen mit einem Kreditprogramm den Zugang der mittelständischen Wirtschaft zu Finanzmitteln stärken. Im Rahmen des Programms könnten sich Unternehmen mit 250 bis 3000 Beschäftigten über die Commerzbank um langfristige Kredite bewerben, teilten das Geldhaus und die EIB heute gemeinsam mit. Insgesamt würden Mittelständlern rund 400 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Dabei gewähre die EIB Garantien, die bis zu 50 Prozent des Portfolios abdeckten.

Mittelständische Unternehmen könnte das Vorhaben der Commerzbank und der EIB entlasten. Denn für sie wird es zunehmend schwierig, Kredite aufzunehmen. "Die KfW-ifo-Kredithürde für den Mittelstand macht im dritten Quartal 2023 einen Satz um 6,1 Prozentpunkte nach oben", erklärten die Förderbank und das Münchener Forschungsinstitut heute. "31,7 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland stuften das Verhalten ihrer Banken bei Kreditverhandlungen als restriktiv ein."

Die Bundesregierung will ihre Investitionsgarantien überarbeiten. Ausgewählte und besonders zuverlässige Länder sollen dabei bevorzugt werden, wie aus einem heute veröffentlichten Papier des Wirtschaftsministeriums hervorgeht. "Begünstigt werden Zielländer, die gute Voraussetzungen für deutsche Unternehmen bieten, aber bisher weniger im Fokus der Wirtschaft standen." Investieren Unternehmen in einem der 34 bevorzugten Staaten, soll im Schadensfall der Selbsterhalt für den Unternehmer auf 2,5 Prozent halbiert werden. Außerdem sinken die jährlichen Gebühren für die Garantie um zehn Prozent, die Antragsgebühr entfällt.

BMW hat das belgische Unternehmen Umicore als Zulieferer für seine Batteriefertigung in Nordamerika gewonnen. Umicore werde aus einem neuen Werk in Ontario in Kanada kathodenaktive Batteriematerialien an den BMW- Batteriezelllieferanten AESC in den USA liefern, teilte der Autobauer am Montag mit. Das sei ein wichtiger Schritt, um die regionalen Lieferketten von BMW zu stärken und den Hochlauf der E-Mobilität zu sicherzustellen. AESC baut derzeit im US-Staat South Carolina nahe der BMW-Autofabrik Spartanburg eine Batteriezellfertigung auf.

Der Medizintechnik-Hersteller Drägerwerk blickt nach einem starken dritten Quartal optimistischer auf das Gesamtjahr. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) belief sich im abgelaufenen Quartal nach vorläufigen Berechnungen auf rund 29 Millionen Euro, wie das im SDax notierte Unternehmen am Montagabend mitteilte. Im Vorjahresquartal hatte Drägerwerk noch einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 36,6 Millionen Euro verbucht. Der Umsatz stieg im Berichtszeitraum währungsbereinigt um 12,6 Prozent. Grund hierfür sei insbesondere die spürbar verbesserte Lieferfähigkeit infolge der abnehmenden globalen Lieferkettenprobleme gewesen.

Der britische Sport- und Modefilialist Fraser übernimmt einem Medienbericht zufolge in Deutschland die SportScheck-Kette. Fraser werde den Schritt im Laufe der Woche bekannt geben, berichtete Sky News am Montag unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Personen. Wie viel die Signa Retail Department Store Holding für SportScheck erhalten sollte, war zunächst unklar. Der Deal werde von Adidas und Nike unterstützt, hieß es weiter.

Volkswagen liegt Insidern zufolge bei den Verhandlungen über sein Performance-Programms für die Kernmarke hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Ein Ergebnis dürfte bis Jahresende vorgelegt werden, sagten zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Eine VW-Sprecherin sagte, das Unternehmen habe in der Betriebsversammlung im September bestätigt, bis Herbst an einem Maßnahmenpaket für jeden Fachbereich und Standort zu arbeiten. Anfang Oktober seien die Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung gestartet.

Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group hat nach langer Suche einen Prüfer für seine Jahresabschlüsse gefunden. Die Prüfungsgesellschaft Avega solle für die Jahre 2022 und 2023 zum Abschlussprüfer bestellt werden, teilte das Unternehmen in Luxemburg mit. Den Beschluss sollen die Aktionäre auf einer Hauptversammlung fassen, die den Angaben zufolge voraussichtlich am 27. November stattfinden soll.

Das Mainzer Biotechunternehmen BioNTech bekommt den Nachfrageeinbruch bei Corona-Impfstoffen stärker als gedacht zu spüren. BioNTech prüft derzeit die Auswirkungen auf sein Geschäft. Für das dritte Quartal rechnet das Unternehmen mit Abschreibungen von bis zu 900 Millionen Euro. "Jede solcher Abschreibungen wird die Umsatzerlöse, die das Unternehmen für 2023 ausweisen würde, reduzieren."

Zu seiner Jahresprognose wollte sich das Unternehmen auf Nachfrage nicht äußern. Bislang erwartet BioNTech für dieses Jahr einen Umsatz mit Covid-Impfstoffen von rund fünf (2022: 17,3) Milliarden Euro - im ersten Halbjahr waren es erst 1,4 Milliarden.

Im Bieterduell um Manchester United ist der britische Ineos-Vorsitzende Jim Ratcliffe einem Insider zufolge offenbar bereit, mehr als 1,5 Milliarden Dollar für ein Viertel der Anteile zahlen, wie die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr. Daraus würde sich eine Bewertung des englischen Fußball-Rekordmeisters von fast 6,5 Milliarden Dollar ergeben. Das ist mehr als das Konsortium um Scheich Dschassim bin Hamad al-Thani aus Katar zu zahlen bereit ist. Der Scheich hatte bereits am Wochenende angekündigt, dass kein höheres Angebot geplant sei. Der Börsenwert von ManU liegt gegenwärtig bei 3,3 Milliarden Dollar.

Die geplante Übernahme des größten Teils des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet durch den Bund verzögert sich erneut. Der Kauf werde sich voraussichtlich nicht mehr vor den Wahlen in den Niederlanden umsetzen lassen, sagten mehrere mit den Verhandlungen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Damit ist der seit Jahren geplante Erwerb des deutschen Teils des niederländischen Staatskonzerns Tennet wieder in der Schwebe. In den Niederlanden wird Ende November gewählt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 16. Oktober 2023 um 09:00 Uhr.