Auf Grün stehende Ampel an der Wall Street, New York City
marktbericht

Börsenrally hält an Rückläufige US-Inflation hebt Anlegerstimmung

Stand: 13.07.2023 22:19 Uhr

Die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks haben ihre jüngste Aufwärtsbewegung fortgesetzt. Vor allem die nachlassenden Sorgen über höhere Zinsen ließen Anleger wieder kräftiger zuschlagen.

Die US-Börsen haben weiter an Fahrt gewonnen. Wie schon zur Wochenmitte profitierten insbesondere Technologiewerte von den nachlassenden Sorgen über höhere Zinsen und eine mögliche Rezession in den USA. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 zog um 1,73 Prozent auf 15.571 Punkte an und erreichte das Niveau von Januar 2022. Tech-Aktien profitierten damit besonders von den aktuell sinkenden Renditen am Anleihenmarkt. Dadurch werden die in ferner Zukunft erwarteten, hohen Gewinne der Technologie-Unternehmen am Markt aktuell wieder höher bewertet.

Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial legte um 0,14 Prozent auf 34.395 Punkte zu. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,85 Prozent auf 4510 Punkte nach oben.

"Die Anleger feiern das baldige Ende des Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank", schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Lässt die Teuerung in den USA nach, könnte die Fed die restriktive Geldpolitik wieder lockern. Dafür sprechen auch die heute veröffentlichten Erzeugerpreise aus den USA, die im Juni nur noch minimal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen sind. Das teilte das Arbeitsministerium in Washington mit.

Aber es gibt auch vorsichtigere Stimmen. Neil Wilson vom Broker Markets.com gab zu Bedenken: "Die Verlockung besteht darin, dass man die Bedeutung der Daten eines Monats überbewertet. Die Fed wird länger auf einem hohen Niveau bleiben." Experten gehen davon aus, dass Ende Juli eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte so gut wie sicher ist.

Zudem wurde heute bekannt, dass einer der wichtigsten Befürworter von Zinserhöhungen sein Amt niederlegt: Der Präsident des Ablegers der US-Notenbank in St. Louis, James Bullard, gab seinen Rücktritt bekannt. "Es war ein Privileg und eine Ehre, in den vergangenen 33 Jahren der Fed in St. Louis anzugehören", erklärte der derzeit dienstälteste Entscheidungsträger der Fed. Der Schritt trete mit sofortiger Wirkung in Kraft, an der nächsten Zins-Entscheidung im Juli werde er sich nicht beteiligen.

Der Aktienmarkt in Deutschland nahm nach einem ruhigen Start in den Tag deutlich an Fahrt auf. Der DAX konnte sich über der Marke von 16.000 Punkten behaupten, die er am Vortag hinter sich gelassen hatte. Der Leitindex deutsche Leitindex schloss mit einem Plus von 0,7 Prozent bei 16.141 Punkten. Damit verzeichnete er nicht nur den fünften Gewinntag in Folge, sondern machte auch die vorangegangene, viertägige Verlustserie wieder wett. Für den MDAX der mittelgroßen Werte ging es derweil nur um 0,16 Prozent auf 27.996 Punkte hoch.

Auch das charttechnische Bild hellt sich für den DAX weiter auf. Bereits am Dienstag hatte er es wieder über die 100-Tage-Linie geschafft. Sie wird von Experten als wichtig für den mittel- und langfristigen Trend erachtete. Am Mittwoch schaffte es der deutsche Leitindex außerdem über die 21- und 50-Tage-Linien. Sie gelten als Indikatoren für die kurz- bis mittelfristige Tendenz. Marktbeobachter gehen also davon aus, dass die Kurse weiter steigen werden und machen das Hoch vom Monatsanfang bei 16.209 Punkten als nächstes Ziel aus.

In Europa ist die Angst vor Zinserhöhungen allerdings noch nicht gebannt, denn die Währungshüter der Europäischen Zentralbank haben auf ihrem jüngsten Zinstreffen im Juni weitere Erhöhungen nicht ausgeschlossen: "Es wurde die Sichtweise vertreten, dass der EZB-Rat nötigenfalls eine Anhebung der Zinssätze über den Juli hinaus in Betracht ziehen könnte", hieß es in den heute veröffentlichten Protokollen. Insbesondere die hartnäckig hohe Kerninflation bereiteten den Euro-Wächtern auf dem Treffen Sorgen.

Melanie Böff, HR, mit Informationen zur Börse

tagesschau, 13.07.2023 17:00 Uhr

Die enttäuschenden chinesischen Wirtschaftsdaten traten derweil in den Hintergrund. Der chinesische Außenhandel ist im Juni eingebrochen. Die Zollbehörde in Peking teilte mit, dass die Ausfuhren im Vorjahresvergleich um 12,4 Prozent auf rund 285 Milliarden Dollar gefallen sind. Die Importe der zweitgrößten Volkswirtschaft gingen demnach um 6,8 Prozent auf rund 215 Milliarden Dollar zurück. Als Grund für den starken Rückgang der chinesischen Exporte gilt vor allem die schwache Dynamik auf den Weltmärkten.

China legt am kommenden Montag Wachstumszahlen für das zweite Quartal vor. Zuletzt hatten einige Experten eine mögliche Deflation in China diskutiert. "Auch wenn dieses Szenario bislang nicht mehrheitsfähig ist, birgt der deflationäre Trend in China die Gefahr, über den Export auch zu uns zu kommen", stellt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets fest. "Viele Unternehmen haben die Inflation als Vorwand genutzt, die Preise über Gebühr anzuheben, und sie treffen nun mit hohen Preisen auf eine sich abkühlende Konjunktur. Das kann den disinflationären Trend am Ende verstärken." 

Derweil hat das Bundeskabinett heute nach Angaben aus Regierungskreisen neue die China-Strategie verabschiedet. Kerngedanke ist der Risikoabbau in den wirtschaftlichen Beziehungen, um Abhängigkeiten von China zu beseitigen - ohne aber die Kontakte zu dem größten Handelspartner Deutschlands abzubrechen. Spitzenverbände der Wirtschaft haben die neue Strategie begrüßt. DIHK-Präsident Peter Adrian sagte: "Eine "De-Risking"-Strategie ist ein zutreffender Ansatz für den Umgang der Politik mit China." Auch Industriepräsident Siegfried Russwurm sprach von einer richtigen Strategie.

Update Wirtschaft vom 13.07.2023

Bettina Seidl, HR, tagesschau24, 13.07.2023 09:00 Uhr

Der Euro hat seine deutlichen Kursgewinne vom Vortag fortgesetzt und notierte zuletzt bei 1,1220 Dollar. Damit bewegt sich der Euro auf dem Niveau von März 2022. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1182 Dollar fest.

Auch die Ölpreise sind weiter gestiegen. Ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet aktuell 80,16 Dollar und damit 0,09 Prozent mehr als gestern. Getrieben wurden die Preise durch den schwächeren Dollar. Fällt der Dollarkurs, steigt häufig die Nachfrage aus Regionen mit anderen Währungen. Ausschlaggebend dafür sind Wechselkurseffekte, da Erdöl überwiegend in der US-Währung gehandelt wird.

Die amerikanische Verbraucherschutz-Behörde FTC nimmt laut Medienberichten den Chatbot ChatGPT ins Visier. Sie habe der Entwicklerfirma OpenAI einen ausführlichen Fragenkatalog zu Gefahren für Verbraucher geschickt, berichten die "Washington Post" und die "New York Times" übereinstimmend. Die FTC fokussiere sich dabei auf den Umgang mit Nutzerdaten sowie Fälle, in denen ChatGPT falsche Angaben über Personen mache.

Der amerikanische Getränke- und Snackkonzern Pepsico hat im vergangenen Quartal deutliche Preiserhöhungen bei Verbrauchern durchsetzen können. "Wir sehen, dass die Mehrheit der Konsumenten bei unseren Marken bleibt", sagte Firmenchef Ramon Laguarta heute. Dennoch sank im zweiten Quartal das verkaufte Volumen - aber durch die höheren Preise gab es mehr Umsatz und Gewinn. Die Erlöse legten um zehn Prozent auf 22,3 Milliarden Dollar (rund 20,1 Mrd Euro) zu. Der Gewinn wurde mit 2,75 Milliarden Dollar fast verdoppelt. Pepsico hob daraufhin die Jahresprognose erneut an.

In der Schweiz hat heute eine Sonderkommission des Parlaments zur Untersuchung des Credit-Suisse-Debakels ihre Arbeit aufgenommen. Sie soll klären, was in den Jahren vor dem Kollaps der zweitgrößten Schweizer Bank falsch lief und wie die Regierung zusammen mit anderen Behörden im März eine Notübernahme durch die UBS orchestrierte. Um die Grundlagen für die weitere Untersuchung zu legen, habe sich die Kommission in einem ersten Schritt über den aktuellen Stand der Arbeiten und die relevanten Rechtsgrundlagen informieren lassen, hieß es in einer Mitteilung.

Der Prime Day hat dem US-Technologiekonzern Amazon einen Umsatzsprung im Onlinehandel beschwert. Durch den großen Ausverkauf auf Amazon.com stiegen die Online-Umsätze in den USA bei den beiden Prime-Tagen 11. und 12. Juli im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar, wie aus Daten von Adobe Analytics hervorgeht. Weltweit hätten Prime-Mitglieder während der zweitägigen Veranstaltung mehr als 375 Millionen Artikel gekauft und mehr als 2,5 Milliarden Dollar gespart, teilte Amazon mit. Dies mache die Veranstaltung zum größten Prime Day aller Zeiten.

Der US-Großbank J.P. Morgan sind nach eigenen Angaben für Kunden gehaltene Aktien in Russland abhandengekommen. Angesichts der Turbulenzen infolge westlicher Sanktionen und russischer Gegensanktionen im Zuge des Ukraine-Kriegs räumte das Geldhaus wie bereits die Deutsche Bank das Fehlen von russischen Unternehmensaktien ein, die bei einer russischen Partnerbank verwahrt werden sollten. In einem Brief an Investoren vom 12. Juli erklärte die US-Bank, sie bemühe sich um die Wiedererlangung von Aktien der Einzelhandelskette Magnit.

Wenigere und günstiger Produktionen kündigte der Disney-Chef Bob Iger heute im US-Sender CNBC an. Speziell Marvel sei mit den vielen Serien für den hauseigenen Streamingdienst Disney+ überlastet worden. Insgesamt habe Disney zu viel Geld für die Produktion von Streaming-Inhalten ausgegeben, ohne genug auf die Profitabilität zu achten. Iger, dessen Vertrag gerade um weitere zwei Jahre bis Ende 2026 verlängert wurde, zeigte sich zu radikalen Veränderungen bei dem Konzern bereit. So stellte er ausdrücklich in Frage, dass das klassische TV-Geschäft mit der Senderkette ABC auf lange Sicht ein Teil von Disney bleiben werde.Den Sportsender ESPN werde man aber behalten.

Der US-Ölriese Exxon Mobil will mit einer milliardenschweren Übernahme des US-Energiekonzerns Denbury sein Geschäft mit der Speicherung von Kohlendioxid stärken. Denbury betreibt das größte CO2-Pipelinenetz in den USA. Exxon kündigte heute an, den Denbury-Eignern je Aktie rechnerisch 0,84 eigene Anteilsscheine zu bieten, womit das Unternehmen mit 4,9 Milliarden Dollar bewertet wird. Die Übernahme soll im vierten Quartal abgeschlossen werden.

Anleger von Exxon Mobil sehen die geplante Übernahme kritisch, die Aktie verlor um mehr als drei Prozent. Während die Anleger die Übernahme skeptisch sahen, äußerte sich Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank positiv. Die Transaktion unterstreiche, dass Exxon Mobil die von Denbury abgedeckten Geschäftsbereiche als Wachstumsthema und zukünftige Ergebnisträger mit dem Einsatz von hohen Mitteln vorantreibe.

Siemens investiert eine halbe Milliarde Euro in seinen Digital-Industries-Standort in Erlangen. Zusammen mit bereits bekanntgegebenen Projekten summieren sich die geplanten Investitionen in Deutschland auf rund eine Milliarde, wie Konzernchef Roland Busch heute sagte. In Erlangen sollen Forschungs- und Fertigungskapazitäten ausgebaut werden. Dabei entstehen auch neue Jobs - wie viele, ließ Busch allerdings offen. Weltweit hat Siemens inklusive der deutschen Projekte eine Investitionsinitiative von zwei Milliarden Euro angekündigt, ein Teil davon, unter anderem in den USA, China, Singapur und Spanien, ist bereits bekannt.

Das Technologieunternehmen Bosch hat am traditionsreichen Standort in Stuttgart-Feuerbach und im chinesischen Chongqing mit der Serienfertigung von wasserstoffbasierten Antrieben begonnen. Pilotkunde ist das US-Unternehmen Nikola, insgesamt gibt es vier Serienaufträge aus Europa, China und den USA. In der ersten Ausbaustufe sollen jährlich zunächst mehrere Tausend Systeme produziert werden. "Dann werden wir hoffentlich in den Jahren danach noch eine Null zulegen", sagte der Geschäftsführer der wichtigen Zulieferer-Sparte von Bosch, Markus Heyn.

Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen hat im Juni weiter zugelegt. Der Flughafenbetreiber Fraport zählte im abgelaufenen Monat an Deutschlands größtem Luftfahrt-Drehkreuz insgesamt rund 5,6 Millionen Passagiere und damit 11,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag das Aufkommen noch 15,6 Prozent niedriger als vor der Pandemie im Juni 2019. Im Mai hatte der Rückstand bei 17,5 Prozent gelegen.

Dank einer starken Ticketnachfrage hat die US-Fluggesellschaft Delta erneut ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr erhöht. Das Management spricht von Rekordumsatz und Rekordrentabilität im zweiten Quartal. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) solle jetzt auf 6 bis 7 Dollar (5,41 bis 6,32 Euro) steigen, teilte die Airline heute mit. Die Umsatzprognose mit einem Wachstum von 17 bis 20 Prozent bestätigte der Konzern.

Zudem teilte Delta Airlines heute mit, dass der Konzern zwölf zusätzliche A220-300 bei Airbus bestellen werde. Die guten Aussichten bescherten den US-Airlines zum Handelsstart ein kräftiges Plus: Delta Airlines startete mit plus 1,2 Prozent in den Handel, die Papiere vom Rivalen United Airlines stiegen um 1,1 Prozent.

Google hat seinen KI-Textroboter Bard in Deutschland und in der EU gestartet. Das bisher größte Update von Bard umfasst die Unterstützung der am häufigsten gesprochenen Sprachen, darunter Deutsch, Arabisch, Chinesisch, Hindi und Spanisch. Bislang konnte Bard nur auf Englisch, Japanisch und Koreanisch bedient werden. Mit Bard kontert Google den Erfolg des Textroboters ChatGPT des Start-ups OpenAI.

Die Energiekonzerne BP und Totalenergies haben die Zuschläge für den Bau von vier riesigen Windparks in der Nord- und Ostsee erhalten. Der britische und der französische Konzern hätten sich dafür zur Zahlung von zusammen 12,6 Milliarden Euro bereiterklärt, teile die Bundesnetzagentur mit. Die Windparks haben eine potenzielle Gesamtkapazität von sieben Gigawatt - bislang verfügt Deutschland über acht Gigawatt Offshore-Leistung.

Die Hiobsbotschaften aus der Chemieindustrie reißen nicht ab: Nach den Spezialchemieunternehmen Lanxess, Evonik und Clariant muss auch Branchenprimus BASF Abstriche bei seinen Jahreszielen machen. Für 2023 rechnet der weltgrößte Chemiekonzern nur noch mit einem Umsatz zwischen 73 und 76 Milliarden Euro sowie einem bereinigten operativen Gewinn (Ebit) zwischen 4,0 und 4,4 Milliarden. Bislang hatte das Unternehmen mit einem Rückgang des bereinigten Gewinns auf 4,8 bis 5,4 (2022: 6,9) Milliarden Euro gerechnet und einem Umsatz von 84 bis 87 (87,3) Milliarden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 13. Juli 2023 um 09:00 Uhr in Update Wirtschaft.