Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Kaum Bewegung zum Wochenschluss Erholungsversuch der Wall Street scheitert

Stand: 08.09.2023 22:21 Uhr

Zum Wochenschluss wagten sich die Anleger an der Wall Street nicht aus der Deckung. Zinssorgen und der Handelskonflikt zwischen den USA und China lähmten die Investoren - auch in Deutschland kam der DAX kaum voran.

Anhaltende Zinssorgen sowie Spannungen zwischen den USA und China verhinderten an der Wall Street eine echte Erholungsbewegung. Der Dow Jones Industrial stieg lediglich um 0,2 Prozent auf 34.577 Punkte. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,1 Prozent auf 4.457 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100, der am Vortag am stärksten verloren hatte, ging es um 0,1 Prozent auf 15.280 Punkte nach oben.

Die Furcht vor einem neuen Handelskrieg zwischen den USA und China belastete den Handel. US-Behörden starten eine offizielle Untersuchung eines hochentwickelten, in China hergestellten Chips im neuesten Smartphone des chinesischen Huawei-Konzerns. Geprüft werden sollen mögliche Sanktionsverletzungen. China kritisierte die Untersuchung.

Die Spannungen zwischen beiden Ländern hatten in dieser Woche schon anlässlich von Chinas geplanter Einschränkungen für Apples iPhones zugenommen. Für Apple könnte die geplante Ausweitung des iPhone-Verbots in China zu einem größeren Problem werden, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Brokerhauses Finalto. Die Volksrepublik steuere immerhin ein Fünftel zum Konzernumsatz bei. Die Apple-Aktie legt heute zu, nachdem sie an den vergangenen beiden Tagen über sechs Prozent eingebüßt hatte.

Aber auch die Geldpolitik bestimmte wie gewohnt den Handel - sowohl in den USA als auch in Deutschland: In der übernächsten Woche berät die US-Notenbank Federal Reserve über ihre Geldpolitik. Dem "Fed Watch Tool" der CME Group zufolge rechnen 93 Prozent der Marktteilnehmer für die Septembersitzung der US-Notenbank mit einer Zinspause.

Trotzdem herrscht unter den Investoren Vorsicht: Die Gefahr nehme zu, dass die Zinsen in den Vereinigten Staaten noch für längere Zeit hoch bleiben könnten, schrieben die Strategen der Bank of America in einer Studie. Dies mindere die Aussicht auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft und könnte am Aktienmarkt in nächster Zeit für Ungemach sorgen, lautet die Einschätzung der Marktbeobachter.

In der kommenden Woche berät aber zunächst die Europäische Zentralbank (EZB) über eine weitere Zinserhöhung. Optimistische Investoren hoffen auf eine Zinspause. Robert Greil von der Privatbank Merck Finck glaubt, dass die EZB nun die letzte Chance hat, um den Leitzins noch einmal um 0,25 Prozentpunkte anzuheben. "Sollte die EZB jetzt keine Zinsanhebung mehr beschließen, dürfte in diesem Zinszyklus auch keine weitere mehr kommen, es sei denn, die Inflation steigt wider Erwarten etwa wegen weiter steigender Energiekosten noch einmal deutlich an", betonte der Experte.

Nach einem nervösen Handel hatte der DAX zuvor mit einem Plus von 0,14 Prozent auf 15.740 Punkten geschlossen. In der Spätphase des Handels berichtete die Deutsche Börse als Börsenbetreiberin allerdings von technischen Problemen bei der Indexberechnung, die auch nach Handelsschluss noch anhielten und daher nur vorläufige Schlusskurse zuließen. Bleibt es dabei, stünde damit ein Wochenminus von 0,7 Prozent zu Buche.

Zeitweise war der deutsche Leitindex bis auf 15.587 Punkten gefallen, bevor erste Käufer sich wieder aus der Deckung wagten. Auch zum Wochenschluss bleibt der DAX also in der Handelsspanne zwischen 15.500 und 16.000 Punkten gefangen.

"Aus Sentiment-Sicht werden Kursrutscher als Einstiegsgelegenheit wahrgenommen, während Ausbrüche nach oben durch Gewinnmitnahmen ausgebremst werden", argumentierte der Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank. Erst wenn es Entlastung an den Problemfronten gebe, sei mit weitreichenderen Aufwärtsimpulsen zu rechnen, so Halver.

"Mit Blick auf die technische Konstellation könnte die Konsolidierung kurzfristig noch anhalten, ohne dass sich Anzeichen einer übergeordneten Schwächephase erkennen lassen", kommentieren die Marktbeobachter der DZ Bank. "Von Anlegern wird eventuell noch bis zum Oktober Geduld gefordert, bevor die Notierungen von DAX & Co. wieder anziehen werden", so ihre Einschätzung. "Im Moment ist zu viel Sand im Getriebe der Börse und das ist passend zum jahreszeitlichen Muster", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets.

Update Wirtschaft vom 08.09.2023

Melanie Böff, HR, tagesschau24, 08.09.2023 09:00 Uhr

Der Stabilisierungsversuch des Euro zum Ende einer verlustreichen Woche ist weitgehend verpufft. Die Gemeinschaftswährung rutschte im New Yorker Handel zuletzt wieder auf 1,0708 US-Dollar ab, nachdem sie zeitweise bis auf 1,0744 Dollar geklettert war.

Der Blick der Marktteilnehmer richtet sich derweil auch am Devisenmarkt auf den Zinsentscheid der EZB. "Die Inflation könnte ihren Höhepunkt erreicht haben, ist aber noch weit von ihrem Ziel entfernt", schreiben die Experten der Deutschen Bank. Solange das der Fall ist, müssten die geldpolitischen Zügel straff bleiben. Auch im EZB-Rat gebe es einige Mitglieder, die einen weiteren Zinsschritt befürworten würden.

Der Chemiekonzern Covestro zeigt sich nach wochenlangen Spekulationen offen für eine Übernahme durch den Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc). Der Covestro-Vorstand beschloss im Hinblick auf das von Adnoc bekundete Interesse ergebnisoffene Gespräche aufzunehmen, wie der DAX-Konzern mitteilte. Damit können beide Unternehmen nun über Details einer möglichen Akquisition diskutieren. Zuletzt war in Medien die Rede davon, dass die Araber informell 60 Euro je Aktie in Aussicht gestellt hätten, was einem Wert von 11,6 Milliarden Euro entspricht.

Im DAX standen Auto-Aktien im Fokus der Anleger, nachdem sich der Analyst Romain Gourvil von der Privatbank Berenberg zu den einzelnen Papieren geäußert hat. Insgesamt entwickelten sie sich besser als der markt. Das Chance/Risiko-Profil bei VW sei inzwischen attraktiver, so der Experte. Die Papiere würden auf einem zyklischen Tiefpunkt gehandelt, kurzfristige Risiken seien ausreichend eingepreist.

Skeptischer blickt Gourvil auf die Aktien der Porsche AG. Die Nachfrage nach Luxus bleibe zwar robust, aber dennoch zyklisch. Der Experte zieht gegenwärtig aus Bewertungsgründen und mit Blick auf ein wahrscheinlich etwas unstetes zweites Halbjahr die Aktien von Mercedes-Benz den Papieren der Zuffenhausener vor.

Beim Münchner Autobauer BMW laufen die Bänder nach Auskunft von Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic auf Hochtouren. "Wir fahren die Produktion hoch, gehen an einzelnen Standorten in den Drei-Schicht-Betrieb und produzieren auch an Samstagen", sagte Nedeljkovic dem Magazin "Focus Money". "Die Auslastung der Werke liegt damit weit über 100 Prozent."

Die Zalando-Gründer Robert Gentz und David Schneider sollen den Online-Modehändler weitere vier Jahre lang führen. Der Aufsichtsrat habe die Verträge der beiden Manager bis Dezember 2027 verlängert, teilte der DAX-Konzern gestern Abend in Berlin mit. Von einem Start-up, das Flip-Flops online aus einer Wohnung in Berlin verkaufte, hatten Gentz und Schneider Zalando zu einem führenden E-Commerce-Unternehmen entwickelt.

Die Gründer der von Ford und VW dichtgemachten Roboterauto-Firma Argo AI satteln auf selbstfahrende Lastwagen um. Sie stellten gestern die neue Firma Stack AV vor, die vom japanischen Technologie-Investor Softbank finanziert wird. Chef des neuen Unternehmens ist Brian Salesky, der den Posten bereits bei Argo AI hielt.

Der Elektroautohersteller Rivian wird nach eigenen Angaben Ende dieses Jahres und 2024 von einem deutlichen Rückgang bei den Preisen für Batteriematerialien profitieren. Dies teilte die Finanzchefin des Unternehmens, Claire McDonough, auf einer Technologiekonferenz von Goldman Sachs mit. Rivian-Aktien sind in diesem Jahr bisher um rund 27 Prozent gestiegen.

Der US-Fahrdienstvermittler Uber erwägt, den Aktionären Geld zurückzugeben. Angesichts eines höheren Cashflows könne dies entweder durch Dividenden oder Aktienrückkäufe geschehen, sagte Konzernchef Dara Khosrowshahi bei einer Kommunikations- und Technik-Veranstaltung von Goldman Sachs. "Wahrscheinlich eher durch Rückkäufe."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. September 2023 um 09:00 Uhr.