Hintergrund

Deutscher Aktienindex Wie der DAX berechnet wird

Stand: 11.10.2010 13:56 Uhr

Egal ob der DAX fällt oder steigt: Am Ende einer solchen Nachricht steht immer eine Zahl. Aber wie kommt sie zu Stande? Und was hat Étienne Laspeyres damit zu tun?

Von Von Carla Schneider, HR

Durch Leitindizes, wie den amerikanischen Dow Jones, den deutschen Dax oder den japanischen Nikkei-Index, soll man auf einen Blick erkennen, ob es mit dem Aktienmarkt eines Landes bergauf oder bergab geht. Die Indizes spiegeln also die Tendenz an den Börsen wider.

Um das zu erreichen, müssen sie aus einzelnen Aktienkursen zusammengesetzt werden. Unser Leitindex, der Deutsche Aktienindex DAX, ist ein exklusiver Club, in den nur die dreißig stärksten und größten Unternehmen Deutschlands dürfen, englisch Blue Chips genannt. Die Deutsche Börse startete den DAX im Juli 1988, mit einem Stand von 1000 Punkten. Anfangs nur als Ergänzung zu anderen Indizes gedacht, entwickelte er sich zum - auch international - anerkannten Hauptindex der deutschen Börsenlandschaft.

Den Grundstein für seine Berechnung legte der Ökonom Ernst Louis Étienne Laspeyres bereits im Jahr 1871. Der Deutsche mit französischen Wurzeln entwickelte eine lange und komplizierte Formel, um aus einer Anzahl von Einzelwerten einen Index zu berechnen. Auf Laspeyres' Formel basiert die Berechnung des Preisindex, den wir heute kennen. Dabei werden die Aktien innerhalb eines Index unterschiedlich gewichtet. Im Beispiel DAX bedeutet das, dass die 30 DAX-Mitglieder nicht alle gleichermaßen die Kurve des Leitindex beeinflussen.

Streubesitz mal Aktienkurs ergibt das Indexgewicht

Stattdessen entspricht ihre Gewichtung im Dax der Marktkapitalisierung ihres Streubesitzes. Es zählt also nur der Wert der frei handelbaren Aktien (englisch Free Float) und nicht der gesamte Börsenwert eines Unternehmens. Hält ein Großaktionär mindestens fünf Prozent einer Gesellschaft, gilt das als Festbesitz und wird im Dax nicht gewertet. Je höher also der Streubesitz, desto höher tendenziell das Gewicht im Index. Bei zehn Prozent Indexgewicht ist allerdings Schluss. Mehr Einfluss darf kein Indexmitglied auf den DAX haben.

Eine wichtige Unterscheidung ist noch die zwischen Kurs- und Performanceindex. Den DAX gibt es in beiden Varianten, wobei der Performanceindex die gebräuchlichste Variante darstellt. Dividenden- und sonstige Zahlungen an die Aktionäre werden bei der Berechnung des Performance-Index in den Index reinvestiert. Beim Kursindex dagegen wird der Indexstand allein auf Grund der Aktienkurse ermittelt. Dividendenzahlungen und Kapitalveränderungen sind nicht enthalten. Vergleicht man die beiden Indizes, notiert der Kursindex folglich deutlich darunter.

Der DAX ist auf Grund seiner Berechnung als Performance-Index schon etwas Besonderes. Viele wichtige Leitindizes werden als Kursindex berechnet, auch der amerikanische Bruder des DAX, der Dow Jones.