Xu Jiayin während einer Pressekonferenz vor blauem Hintergrund (Archivfoto von 2018)

Chinesischer Immobilienkonzern Evergrande-Chef darf nie wieder mit Aktien handeln

Stand: 19.03.2024 10:26 Uhr

Millionenstrafe wegen Bilanzfälschung und Ausschluss vom Aktienhandel: Chinas Behörden gehen gegen den Chef des hoch verschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande vor.

Von Christoph Kober, ARD-Studio Peking

Behörden in China haben den Gründer und Aufsichtsrats-Chef des hoch verschuldeten Immobilienkonzerns Evergrande lebenslang vom Handel an Finanzmarkt ausgeschlossen. Ihm wird unter anderem Bilanzfälschung vorgeworfen. Zusätzlich zum lebenslangen Ausschluss von der Börse soll Xu Jiayin eine Strafe von umgerechnet rund sechs Millionen Euro zahlen.

Geldstrafen für sechs weitere Manager

Neben dem Gründer und Aufsichtsrats-Chef von Evergrande hat die chinesische Börsenaufsicht sechs weitere aktuelle und ehemalige Manager mit Geldstrafen belegt.

Xu war im vergangenen September unter Polizeiaufsicht gestellt worden. Unter seiner Führung soll Evergrande in den Jahren 2019 und 2020 seine Bilanz künstlich um umgerechnet rund 80 Milliarden Euro aufgeblasen und basierend auf diesen geschönten Angaben Anleihen ausgegeben haben.

Er hatte den Konzern im Jahr 1996 gegründet und war bis 2022 Vorstandsvorsitzender. Mit einem geschätzten Privatvermögen von umgerechnet mehr als 40 Milliarden Euro galt Xu zeitweise als reichster Mann Chinas.

Am höchsten verschuldete Bauträger der Welt

Evergrande steht im Zentrum der Misere auf dem chinesischen Häusermarkt, der in guten Zeiten ein Viertel zum Wirtschaftswachstum beiträgt. Weil die Verschuldung innerhalb der Branche stetig gewachsen war, hatten Chinas Behörden 2020 die Kreditbeschaffung eingeschränkt. Besonders Evergrande musste Projekte abbrechen und Zahlungsausfälle hinnehmen. Mittlerweile ist das Unternehmen mit Verbindlichkeiten von mehr als 300 Milliarden Euro der am höchsten verschuldete Bauträger der Welt.

Nach Klagen von Gläubigern hatte ein Gericht in der Sonderverwaltungszone Hongkong zu Jahresbeginn die Auflösung von Evergrande angeordnet. Es ist jedoch unklar, ob das Urteil auf dem chinesischen Festland umgesetzt wird, wo der Konzern den Großteil seiner Geschäfte macht.

Aus Sorge vor der Wut vieler Menschen, die Geld in unfertige Wohnungen investiert haben, versucht Chinas Staats- und Parteiführung nun den Immobilienmarkt zu stützen und erleichtert die Kreditvergabe wieder.

Christoph Kober, ARD Peking, tagesschau, 19.03.2024 08:47 Uhr