EU-Umweltminister einigen sich Fliegen nur noch mit Verschmutzungsrechten

Stand: 20.12.2007 19:47 Uhr

Fluggesellschaften sollen ab 2012 am Handel mit Verschmutzungsrechten teilnehmen. Darauf einigten sich die EU-Umweltminister. Der Emissionshandel ist dann für alle Fluglinien verpflichtend, die in der EU starten oder landen. Die Ticketpreise sollen sich dadurch nur geringfügig erhöhen.

Von Michael Becker, ARD-Hörfunkstudio Berlin

Nicht nur Autos sollen sauberer werden und die Luft weniger verschmutzen - auch Flugzeuge. Um das zu erreichen will die EU die Fluggesellschaften für die Umweltbelastung, die sie verursachen, künftig zur Kasse bitten: Wer mit Flugzeugen unterwegs ist, die besonders viel Kohlendioxid in die Luft blasen, der soll auch besonders viel zahlen müssen. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass die Airlines in moderne Technik investieren - nach dem Motto: Wer mit sauberen Maschinen unterwegs ist, der fliegt billiger.

Flugverkehr macht Klima-Anstrengungen zunichte

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel begründete das so: "Wenn wir das nicht machen, dann wird das Wachstum im Flugverkehr dazu führen, dass 25 Prozent unserer Anstrengungen im Klimaschutz aufgefressen werden durch das Wachstum im Luftverkehr." Das Prinzip entspricht dem, wozu die Industrie heute schon verpflichtet ist: Sie muss Verschmutzungsrechte erwerben, Zertifikate, die erlauben, in gewissem Umfang Kohlendioxid auszustoßen. Und wer besonders sauber ist, kann sogar noch einen guten Schnitt machen. Verschmutzungszertifikate können nämlich auch verkauft werden an Mitbewerber, die die Umwelt mehr belasten.

Die EU-Kommission will, dass im ersten Jahr knapp 90 Prozent der Zertifikate umsonst vergeben und zehn Prozent versteigert werden. Ein Jahr später, also ab 2013, könnten dann schon 50 Prozent frei gehandelt werden - so will es zumindest der Bundesumweltminister: "Der Luftverkehr muss beitragen zum Klimaschutz," betonte Gabriel. "Dazu gibt es keine Alternative." Dahinter steckt die Erkenntnis, dass der Flugverkehr in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist - vor allem durch Billigangebote. Flugzeuge sind damit durchaus zu einer Belastung für die Umwelt geworden, denn sie stoßen große Mengen Kohlendioxid aus.

USA einbeziehen

Ziel der EU ist, auch die Amerikaner in das System mit einzubeziehen. Bisher weigern sich die USA strikt, aber die EU möchte die europäischen Fluggesellschaften nicht einseitig belasten: "Wir wollen für alle gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen", sagte Gabriel. Die USA seien "nicht gerade der Vorreiter im Klimaschutz" und deshalb müsse man sich dieser Botschaft nicht anschließen. Ziel ist also, dass auch die amerikanischen Gesellschaften ab 2012 für die Luftverschmutzung durch ihre Flugzeuge zahlen müssen.

Denn eins ist sicher: Die Kosten werden zu einem großen Teil an die Kunden weiter gegeben - das bedeutet, die Ticketpreise steigen - wenn auch mäßig. Die EU-Kommission hat ausgerechnet, dass Flüge innerhalb Europas um fünf bis neun Euro teurer werden, sobald das System greift - ein Flug nach New York dagegen um 40 Euro. Noch sind die Pläne aber nicht unter Dach und Fach, es fehlt die Zustimmung des Europa-Parlaments. Dort ist man der Ansicht, dass die Fluggesellschaften schon ein Jahr früher, nämlich ab 2011, für die Luftverschmutzung durch ihre Flugzeuge bezahlen sollten.